Herr Geschonneck, ist das Thema in der Gesellschaft genauso relevant wie im Film?
Geschonneck: Wirtschaftlich ist das Thema sehr relevant. Wir haben in unserer aktuellen e-crime-Studie einen Schaden von 54 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft abgeschätzt. Es gibt heute keinen wesentlichen Geschäftsprozess, der ohne IT läuft. Selbst im Privaten sind das Internet und digitale Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Das prägt unsere Gesellschaft. Die Darstellung im Film ist ein Abbild der Lebenswirklichkeit mit allen Chancen und Risiken. Schäden durch digitale Angriffe sind genauso echt wie Schäden durch Straßenraub, Taschendiebstahl oder Wohnungseinbruch.
Ich unterscheide mehrere Tätergruppen: Diejenigen, die sich in Systeme hacken, Daten stehlen oder verändern und damit Gewinn erzielen wollen. Diese Kriminellen versuchen so lange wie möglich unentdeckt zu bleiben. Dann gibt es solche, die nicht unentdeckt bleiben wollen. Sie haben oft politische Statements, verunstalten Webseiten von exponierten Unternehmen und politischen Organisationen. Diese Hacker erpressen ihre Gegner, indem sie gestohlene Daten veröffentlichen oder damit drohen.
Dann gibt es die staatlich motivierten Hacker des Geheimdienstes und zuletzt sogenannte Skriptkiddies. Diese nehmen sich ein Tool aus dem Internet, drücken auf einen Knopf und starten damit einen Angriff. Die Skriptkiddies können großen Schaden anrichten, bereichern sich zum Teil auch, haben aber häufig den technologischen Hintergrund gar nicht verstanden. Für die Opfer ist es unerheblich, wer sie angreift. Aus meiner Sicht unterscheiden sich die Täter in der Absicht.