Risikomanagement Daten Mast vor blauem Himmel

Das Bauchgefühl mit Daten füttern

Wie Unternehmen mit einem Risikomanagement den Überblick über Marktveränderungen behalten

Was heute gilt, ist morgen anders – Bewegungen am Markt verändern sich manchmal über Nacht. Eine einzige Twitter-Nachricht kann Aktienkurse beeinflussen – so mehrmals geschehen durch Tweets des amerikanischen Präsidenten. Es gibt Start-Ups, die mit Hilfe vermögender Investoren rasant wachsen, ohne Gewinn zu verbuchen. Und ein Smartphone besitzt heute mehr Rechenleistung als die NASA zur Verfügung hatte, als sie den ersten Menschen auf den Mond schickte.

Wandel am Markt rechtzeitig erkennen und mitgestalten

Wir alle wissen: Produkte und die dazugehörigen Märkte entwickeln sich immer schneller weiter. Die Herausforderung für Unternehmen besteht vor allem darin, nicht den Überblick zu verlieren – und vielleicht sogar zu denjenigen zu gehören, die den Wandel mit Erfolg vorantreiben.

Risikomanagement wird unterschätzt

Wie kann ein Unternehmen das erreichen? Durch eine moderne, agile Organisation? Durch hohe Innovationskraft und einfallsreiche Ingenieure? Je nach Branche und Unternehmensgröße wird hier jeder Leser sein ganz eigenes Bild im Kopf haben. Meiner Meinung nach wird ein Bereich dabei regelmäßig unterschätzt, obwohl gerade dieser den Blick auf die richtigen Themen lenkt: das Risikomanagement.

Einmal jährlich Risiken zu analysieren reicht nicht aus

In vielen Unternehmen gibt es bis heute Excel-Listen, die einmal pro Jahr an alle Abteilungen verschickt werden mit der Aufforderung, in unterschiedliche Spalten Risiken einzutragen und zu bewerten. Anschließend wird das Ganze der Unternehmensleitung präsentiert, manchmal zusätzlich im obersten Management durchgesprochen.

Und dann? Dann weiß jeder Abteilungsverantwortliche, was er vorher schon wusste, dann glaubt die Unternehmensleitung, dass alles im Griff ist – und das Risikomanagement erweist sich mal wieder als Papiertiger.

Marktveränderungen beobachten und eigene Ausrichtung anpassen

Die wahren Probleme offenbaren sich eben erst auf den zweiten Blick – oder auch viele Jahre später. Kodak zum Beispiel entwickelte als erstes Unternehmen eine Digitalkamera und dachte wohl auch früh über den Einsatz von Kameras in Handys nach. Trotzdem konnte das Unternehmen 2017 nur noch 13 Prozent der Umsätze von 2005 verzeichnen, weil die Verantwortlichen zu dem Entschluss gekommen waren, dass diese Handy-Idee zu wild sei, um sie weiter zu verfolgen.

Hätte Kodak damals ein Risikoradar gepflegt und den Markt weiter konsequent beobachtet – wer weiß, wie das Unternehmen heute dastünde?

Bauchgefühl ist gut, Kontrolle ist besser

Wenn wir uns auf die eigene Erfahrung, den eigenen Blick fürs Geschäft, das eigene Bauchgefühl verlassen wollen, dann ist das prinzipiell gut und richtig. Noch besser wäre allerdings, im Rahmen interner Diskussionen zu Risiken und Chancen auch gezielt darauf zu schauen, was um das Unternehmen herum passiert und dabei relevante Themen über längere Zeiträume zu überwachen.

Externe Datenquellen mit einbeziehen

Zudem hilft es, wenn wir den Blick nach außen mit externen digitalen Quellen anreichern, die wir voll automatisiert auslesen und bewerten. Die uns zugänglichen Datenbanken und das Internet bieten seit Längerem die Grundlage dafür. Robotic-Process-Automation macht es möglich, die Flut der Informationen zu filtern und zu strukturieren. So wird unser Bauchgefühl mit Daten gefüttert.

Dieser Prozess ist weniger komplex, als es auf den ersten Blick scheint. Um das Ganze auszuprobieren, braucht es nur drei Schritte:

1) Definieren Sie für sich den „Blick nach außen“

  • Was sind die Bereiche, in denen Sie sich mehr Einblicke durch extern verfügbare Daten wünschen – abgeleitet von der Risikolandkarte oder von der eigenen Strategie?
  • Beispiele: Technologierisiken, Wettbewerbsrisiken, Personalrisiken, politische Risiken

2) Entwickeln Sie konkrete Szenarien für jede Risikokategorie

  • Mit welchen Chancen- und Risikodimensionen lassen sich die Risikokategorien konkretisieren?
  • Beispiele: Ableiten von Personalrisiken aus Unternehmensstandorten, Konkurrenzunternehmen, allgemeiner Verfügbarkeit von Fachkräften.
  • Dabei müssen auch Korrelationen und Klumpenrisiken im Blickfeld bleiben.
    Beispiele: Birgt ein aus Personalbeschaffungssicht unattraktiver, entlegener Standort vielleicht noch weitere Risiken, etwa Restriktionen bezüglich des Schadstoffausstoßes, Währungseffekte bei mehreren Verarbeitungsschritten oder Logistikthemen?

3) Identifizieren Sie Datenquellen, die diese Szenarien anreichern

  • Welche konkreten Daten lassen sich je Risikokategorie erheben?
  • Beispiel: Entwicklung der Anzahl relevanter Hochschulabgänger in der Region und darüber hinaus.

Entscheidungen in einer volatilen Welt

Das Risikomanagement kann die Aussagen der Fachbereiche anhand von Datenanalysen auswerten und einordnen, damit die eigene Wissensbasis erweitern und seine Rolle als Sparringspartner des operativen Geschäfts stärken.

Zugleich erhält die Unternehmensleitung mithilfe der Erkenntnisse des internen Risikomanagements einen detaillierten Überblick über die gesamte Chancen- und Risikosituation. Gemeinsam mit der nächsten Führungsebene kann sie ihn nutzen, um in einer zunehmend volatilen Welt bessere Entscheidungen zu treffen.

Das Wesentliche im Auge behalten

Es kommt nicht darauf an, das größte Team im Risikomanagement zu beschäftigen, sondern darauf, mithilfe effizienter Methoden und moderner Technik das Wesentliche im Auge zu behalten. Wer zweifelt, ob er die für diesen Prozess notwendige Zeit, die Ressourcen und das technische Know-how hat, sollte im Sinne eines agilen Managements zunächst die oben beschriebenen Schritte angehen. Danach lässt sich der Versuch immer noch abbrechen. Oder es eröffnen sich neue Horizonte für die Macher und ihre Kollegen.

Mehr zur Umsetzung von automatisierten Risikoprozessen lesen Sie hier.