Daten im Handel Kaffeebohnen liegen auf Stoff

Daten im Handel: Eine Qualitätsprüfung

Datenqualität spielt im Handel eine wichtige Rolle – drei Maßnahmen, um sie zu verbessern

Ein Kunde geht in einen Laden und kann zwischen drei Sorten Kartoffeln sowie zwei verschiedenen Milchprodukten wählen. Wenn er Glück hat, gibt es an dem Tag auch noch exotische Waren – wie Kaffee aus Übersee – , sicher ist das aber nicht. Dieses Szenario ist in der heutigen Zeit kaum mehr vorstellbar, war früher aber Realität.

Heutzutage können Konsumenten oft zwischen 30 verschiedenen Kartoffelsorten, laktrosefreier, Hafer-, Mandel- oder Vollmilch entscheiden. Kaffee gibt es entkoffeiniert, mit Karamellgeschmack und natürlich auch Biokaffee aus Äthiopien.

Das Beispiel zeigt: Der Handel hat sich stark gewandelt. Alles ist im Überfluss von zig verschiedenen Anbietern vorhanden.

Nicht die Verfügbarkeit eines Produktes ist entscheidend, sondern seine Attribute

Was ist also dann die Basis einer Kaufentscheidung in der heutigen Zeit? Meiner Meinung nach, sind es die Attribute eines Produktes. Das bedeutet, der Konsument möchte wissen: Ist das Produkt unter guten Bedingungen in Europa hergestellt worden oder durch Kinderarbeit in Kambodscha? Ist es ein veganes Produkt, ist die Verpackung ökologisch abbaubar, welche allergischen Stoffe beinhaltet das Produkt?

Ohne eine gute Datenqualität können Attribute der Produkte nicht kommuniziert werden

Diese Attribute gilt es auf den jeweiligen Produkten sichtbar zu machen. Dafür braucht es Daten. Und zwar nicht nur die reine Existenz von Daten, sondern die richtige Einordnung der Daten, eine gute Pflege der Daten und eine Vollständigkeit der Daten, sprich eine gute Datenqualität. Denn einem Unternehmen helfen die besten, außergewöhnlichsten Attribute seiner Produkte nicht weiter, wenn diese nicht auf der Verpackung stehen oder in Onlineshops als zusätzlicher Suchfilter angelegt sind.

Viel schlimmer: Eine schlechte Datenqualität kann aufgrund von Kennzeichnungspflichten, wie die Lebensmittel-Informationsverordnung, unter Umständen dazu führen, dass Geschäfte kurzzeitig geschlossen werden oder Unternehmen verklagt werden, da nicht sichergestellt ist, dass das was im Produkt drin ist auch auf dem Produkt draufsteht.

Datenqualität wurde lange nicht als wichtig erachtet

Das Thema Datenqualität wurde leider lange stiefmütterlich von Unternehmen behandelt und glich einem Keller: Man stellte dort alle möglichen Sachen ab, aber zum Aufräumen oder Aussortieren fehlten Lust und Zeit.

Durch die zunehmende Automatisierung von Prozessen in Unternehmen ist eine gute Datenqualität aber unerlässlich geworden. Und zwar insbesondere in der Handelsbranche, da diese als B2C-Konstrukt schon immer viel mit Datenmengen hantiert hat, sei es durch Kunden, Lieferanten oder Hersteller.

Drei Maßnahmen, um eine gute Datenqualität sicherzustellen

Meiner Meinung nach kann man schon durch drei konkrete Maßnahmen die Qualität der Daten in Unternehmen sichtlich verbessern:

1) Datenbereinigung

Viele Unternehmen scheuen sich davor, den Keller regelmäßig zu entrümpeln, denn es ist mühsam. Das Gefühl danach ist aber meistens besser. Ähnlich ist es bei der Datenbereinigung. Hier gilt es, Datenfehler wie beispielsweise Dubletten oder veraltete Datensätze in Datenbanken oder anderen Informationssysteme zu entfernen. Ich empfehle diesen Vorgang mindestens einmal pro Jahr, noch besser wäre einmal im Quartal.

2) Data Governance

Data Governance bedeutet, dass Unternehmen Methoden und Strukturen einführen, damit der Keller gar nicht erst unaufgeräumt ist. Sprich Daten sollten repariert oder eventuell auch entfernt werden, bevor man sie unbereinigt in irgendeinen Ordner schiebt. Je öfter man das nämlich tut, umso seltener gilt es, Daten zu bereinigen. Und das spart viel Zeit und Kosten. Zudem sollte ein Chief Data Officer eingestellt werden, der für die Qualität der Daten im gesamten Unternehmen zuständig ist. Denn wenn keiner sich verantwortlich fühlt, passiert auch nichts.

3) Datenqualitätsberichterstattung

Wenn ein Unternehmen meint, eine gute Datenqualität sicherzustellen, ist es wichtig, diese auch zu monitoren und somit Transparenz über die Datenqualität herzustellen. Hierfür empfehle ich einen prozessorientierten Data Quality Index (DQI) einzuführen, der berechnet, wie vollständig und fehlerfrei die Daten wirklich sind. In deutschen Unternehmen liegt der durchschnittliche DQI aktuell bei 60 bis 70 von 100 Punkten. Da ist also noch Luft nach oben.

Sei es das Produkt selber oder die Daten, die dieses Produkt beschreiben: Die Qualität steht immer an oberster Stelle. Denn so wusste schon der deutsche Kaufmann Hermann Tietz: Qualität bedeutet, dass der Kunde und nicht die Ware zurückkommt.