Da kommt was auf uns zu

Welche Technologie wird Geschäftsmodelle nachhaltig verändern?

Wissen Sie, welche technologischen Überraschungen uns 2016 bevorstehen? Ich erwarte spannende zwölf Monate und gebe einen Ausblick, was die wichtigsten technologischen Trends für das kommende Jahr sein werden.

„Wer zögert, verliert. Verschlafen deutsche Unternehmen die digitale Revolution?“, so haben wir unsere vielbeachtete Studie „Survival of the Smartest 2.0“ eingeführt und sollten Recht behalten. Denn Technologie schläft nicht, sie ergeht sich nicht in Kunstpausen, sondern entwickelt stetig weiter und das in immer höherem Tempo.

Wer also nicht mit dem Trend geht, der verpasst den Anschluss.

Blicken wir zurück auf 2015: Im abgelaufenen Jahr gab es viele bahnbrechende Innovationen in Bereichen, die jetzt schon für viele von uns selbstverständlich sind. Beispiele gefällig? Cloud Computing nimmt endgültig Einzug in die IT deutscher Großkonzerne, nicht zuletzt mit der Apple Watch gelangen Wearables an unsere Handgelenke, 3D-Drucker sind verfügbar für Privathauhalte, Big Data wird beim nationalen IT-Gipfel zur Kanzlerfrage, und Smart-Home-Lösungen gibt es in jedem Baumarkt– und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Einen tagesaktuellen Überblick gibt der KPMG Technology Trends Index.

Viele dieser Trends befinden sich noch in den Kinderschuhen, sind noch nicht richtig im Markt angekommen, aber auch das wird sich ändern. Andere wiederum sind schon weiter fortgeschritten, sind für uns unverzichtbar geworden.

Ich habe mich auf die Suche begeben um herauszufinden, welche technologischen Trends 2016 wirklich wichtig werden.

Blockchain: Aus meiner Sicht ist das einer der Trends mit dem größten disruptiven Potential für das neue Jahr. Blockchain heißt das Prinzip, welches Transaktionen dezentral umsetzbar macht, obwohl diese zuvor ausschließlich zentral organisiert werden konnten. Alle Beteiligten können dennoch exakt zugeordnet werden. Durch Blockchain wird die Bitcoin-Währung gerade erst ermöglicht und das macht diese Technologie revolutionär. Die sich durch die Blockchain ergebenden Möglichkeiten sind gewaltig. Santander schätzt das durch diese Technologie zu erlangende Einsparpotential beispielsweise auf bis zu 20 Milliarden US-Dollar.

IoT Platforms: Das Internet der Dinge ist uns allen bekannt und auf unseren Geräten angekommen. Doch noch immer fehlt es an einem einheitlichen Standard. Die zahlreichen Angebote verbinden drei Hauptkomponenten: Sie sind cloud-basiert, connected und fußen auf Datenanalyse. Das Problem sind die vielen unterschiedlichen Ansätze der Hersteller. Kommt ein Standard, der die drei genannten Kategorien angemessen und transparent umzusetzen, müssen sich Unternehmen auf diese Veränderung einstellen müssen – eine große Herausforderung für 2016. Klar ist für mich jedoch auch: Wer sich dem Trend und dem Standard verwehrt, der hat künftig im internationalen Wettbewerb keine Chance mehr.

IT Architekturen der zwei Geschwindigkeiten (bimodale IT): Die Architektur der zwei Geschwindigkeiten beschreibt die Umsetzung zweier separater – aber kohärenter – Modi der IT-Übergabe, wobei die eine den Fokus auf Stabilität legt und die andere auf Agilität. Die Herausforderungen liegen in der gemeinsamen Vereinbarung der sich schnell und stetig verändernden, kundenorientierten IT – also beispielsweise Apps, Smartphone – und der beständigen IT des Backoffices. In 2016 werden wir im Zuge der Digitalisierung zahlreiche kundenorientiere IT-Transformationen sehen.

Wearables: Bereits im Sommer hatte mein Kollege Sebastian Paas über Wearables und die künftige Rolle der CIOs geschrieben. Das Marktvolumen wird sich in den kommenden drei Jahr noch einmal verdoppeln und auf rund 36 Milliarden Euro anwachsen. Dabei liegt die sogenannte Wristwear, also die Apple Watch mit einem Volumen von 65,5 Millionen Euro im Jahr 2015 und einem zukünftig prognostizierten Absatz von 22,8 Mio im nächsten Jahr – also einem Wachstum um 35 Prozent. In 2016 werden besonders intelligente Kleidungsstücke für Aufsehen sorgen.

Autonomous Agents and Things / Robots: Bereits 2014 war Deutschland der fünftgrößte Markt für Roboter, besonders in der Autoindustrie werden die Helfer aus Metall eingesetzt. Besonders Unternehmen aus dem Bereich Handwerk werden Roboter noch stärker nachfragen – beispielsweise beim Messen, Testen, Montieren, Verpacken, Schweißen oder Schneiden. Besonders interessant: Roboter werden in private Haushalte Einzug halten, den Rasen mähen, Staub saugen, Fenster putzen oder das Schaukeln der Kinderwiege übernehmen. Der KPMG-Technology Index listet „Robotics“ in den Top 3 der aktuell populärsten Trends.

Cloud-Monitor 2021: Financial Services

Unsere Studie zu Entwicklungen bei der Cloud-Nutzung in der Finanzbranche, u.a. mit diesen Themen: Wie groß ist die Akzeptanz der Cloud bei Finanzdienstleistern schon? Auf welche Wolke setzen sie (Public- oder Private-Cloud)? Warum werden spezialisierte Digital- oder Cloud-Teams benötigt?

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Cyber Security / Adaptive Security Architecture: “Datenkraken” wie Facebook und Google werden den digitalen Markt dominieren. Datenschutz, Datenklau sind daher nicht umsonst in der Bevölkerung heiß diskutierte Themen. Die Ansicht darüber, welche Daten schützenswert sind, gehen dabei weit auseinander. Unsere E-Crime Studie 2015 hatte dazu gezeigt, dass das Bewusstsein für Cybersecurity groß ist: 89 Prozent schätzen das Risiko eines Angriffs aus dem Netz als besonders hoch ein. Die Befragten fürchten sich besonders vor Datendiebstahl und Computerbetrug. Da ist es nicht verwunderlich, dass heute schon mehr als 80 Prozent der Befragten ihre Daten verschlüsseln, dass sie regelmäßig ihren Schutzbedarf überprüfen und ihre Mitarbeiter schulen. In Brüssel wiederum werden immer öfter IT-Sicherheitsgesetze auf den Tisch kommen, die für Unternehmer hohe Kosten und bürokratischen Aufwand mit sich bringen wird.

Mobile Payment: Das Bezahlen in der digitalen Welt. Wer schon mal über das Smartphone eine Rechnung beglichen hat, der ist in diese Welt bereits eingetaucht. Dabei steckt das Thema Mobile Payment laut dem KPMG Technology Trends Index noch in der Findungsphase. Interessant hieran: Bis 25 Euro zahlen die Deutschen lieber bar, ab dieser Summe bevorzugen 89 Prozent die digitalen Möglichkeiten. An der Supermarktkasse ist das Mobile Payment noch nicht angekommen. Ich gehe davon aus, dass sich das bargeldlose Bezahlen per Smartphone im Jahr 2016 auch im Supermarkt durchsetzen wird.

Big Data / Data Analytics: Daten sind der Rohstoff der neuen Zeit. Aber wie es immer so ist mit Rohstoffen, sie müssen verarbeitet werden, um sie nutzbar zu machen. Kippen Sie Rohöl aus der Nordsee in den Tank Ihres Autos, werden Sie es nicht starten können. Genauso ist es bei Daten. Mit der Studie „Mit Daten Werte schaffen“ zeigen wir, wie Sie aus Daten Mehrwert generieren – und den werden Sie brauchen. Bereits heute treffen 75 Prozent der befragten Unternehmen auf der Basis von Datenanalysen relevante Entscheidungen. Fast zwei Drittel der Unternehmen erwarten, dass der Stellenwert von Big Data in den kommenden drei Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Allerdings gaben bisher nur 49 % der befragten Unternehmen an, über Datenanalysen einen konkreten Mehrwert für ihr Unternehmen generieren zu können. Das wird sich ändern: 2016 bringt den Durchbruch von Daten zu Erkenntnissen zu Werten.

Cloud Computing: Wie wichtig Cloud-Computing schon heute ist, zeigt der „KPMG Cloud Monitor“. Seit 2011 veröffentlichen wir jährlich, was sich auf diesem Feld tut. 2015 hatten wir in Erfahrung bringen können, dass schon heute fast die Hälfte der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing einsetzen und ein Viertel den Einsatz plant. Trotz der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zum „Safe Harbour“ wird Cloud Computing in 2016 endgültig den IT-Markt in Deutschland verändern. So hat zum Beispiel Microsoft bereits reagiert und sich für eine regionale Lösungen entschieden.

Mobile Marketing: Mobile Marketing bedient sich so genannter kontextuelle Informationen über Menschen: Wohnort, Beziehungsstatus und Absichten. So bekommen Kunden künftig die Werbung, die sie auch wirklich interessieren. Blogs und Experten identifizieren hierbei besonders Augmented / Virtual Reality, Google App Indexing, Marketing Automation, Social Media Advertising, Video Ads on Mobile sowie Wearables Marketing und das IoT als treibende Kräfte. Eine Umfrage unter Marketing-Experten ergab, dass 90 Prozent erwarten, dass der Markt in den nächsten zwei Jahren stark wachsen und sich Mobile Marketing als Standard-Instrument etablieren wird. Besonders für den Umsatz mit mobiler Online-Werbung wird in Deutschland mit einem markanten Aufschwung prognostiziert: Während dieses Jahr 379 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet wurde, wird 2016 bereits knapp eine halbe Milliarde Umsatz erwartet. Speziell am Anwendungsbeispiel Instagram bestätigt sich diese Vorhersage: Weltweit lagen die Umsätze des Online-Dienstes 2015 bei 0,5 Milliarden Euro, für 2016 werden diese voraussichtlich bereits bei 1,35 Milliarden Euro –  2017 sogar bei 2,60 Milliarden.

Mesh App and Service Architecture: Auch in der Software-Entwicklung stehen Veränderungen an: Softwaresysteme werden künftig eher lose miteinander gekoppelt und dadurch leichter erweiter- und skalierbar. Die Stichworte lauten Mikroservices und Container-Systeme sowie Entwicklung neuer Architekturen, auf deren Basis viele einzelne, auf die Vorteile der Cloud setzende Komponenten in jeder einzelnen App integriert werden können. Auch für das einzelne Individuum eröffnen sich dank so genannter Mesh-Netzwerke multiple neue Möglichkeiten des Informationsaustauschs auch über enorme Distanzen: Diese Netzwerte erlauben Interaktionen selbst dann, wenn keine aktive Verbindung zu einem Netzknotenpunkt besteht. Experten nennen die App „FireChat“ als beispielhaft an. Dieses Produkt eines kalifornischen Start-Ups ermöglicht direkte Kommunikation zwischen Endgeräten auch ohne vorhandene Internet- oder Serververbindung. Ich denke, dieser Trend steht erst am Anfang, er sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Ich bin davon überzeugt, dass sich dieses System durchsetzen wird und vielleicht der Stern dieser Technologie schon 2016 auf.

Die digitale Revolution ist in vollem Gange und ihr Potential noch lange nicht ausgeschöpft, im Moment, in dem Sie diese Zeilen lesen, sitzt irgendwo auf der Welt ein kluger Kopf und entwickelt ein System weiter oder erfindet etwas völlig Neues. Es gilt, Schritt zu halten oder gar einen Schritt voraus zu sein. Ich freue mich, wenn Sie in einem Jahr auf 2016 zurückblicken und sich daran erinnern, was Sie heute gelesen haben.