Drei Handlungsfelder

Die Zukunft des Asset Managements

Ein Mangel an Vermögensverwaltern besteht in Deutschland nicht. Der deutsche institutionelle und private Investor kann unter einer erstaunlichen Vielzahl von Anbietern und Angeboten wählen. Dieser Pluralismus ist aus Sicht des Investors positiv, denn die große Auswahl an Produkten, Plattformen und Dienstleistern erlaubt, ganz auf das eigene Anlagebedürfnis zugeschnittene Vermögensanlagen zu wählen.

Die Kehrseite aus Sicht der Anbieter ist ein lebhafter Wettbewerb um Kunden, Konditionen und Assets, der die strategische und kommerzielle Positionierung am Markt bestimmt. Und dieser Wettbewerb wird trotz oder sogar wegen Covid-19 zunehmen; nicht nur bezüglich solventer Anleger, sondern auch hinsichtlich der Suche nach angemessenem „Alpha“. Denn die Europäische Zentralbank stellt mit ihren Anleihekaufprogrammen in Höhe von mittlerweile bis zu 1,8 Billionen Euro und einem zunehmend politisch determinierten Leitzins von null erhebliche Liquidität und historisch günstige Refinanzierungen zur Verfügung. Das Ergebnis dieser Geldpolitik sind niedrigste Marktzinsen bonitätsstarker Anleihen, ein trotz Krise außerordentlich stabiler Aktienmarkt und eine enorme Inflation von Sachwerten wie beispielsweise Immobilien.

Asset Manager werden in diesem Umfeld also immer größere Herausforderungen haben, eine nachhaltige Wertsteigerung des Portfolios darzustellen, Gebühren zu rechtfertigen und damit neue Kunden zu gewinnen. Als Reaktion werden viele Asset Manager versuchen, sich und ihren Kunden neue Assetklassen zu erschließen sowie hausinterne Prozesse zu optimieren und zu automatisieren, um Kosten der Plattformen zu reduzieren und neue Wege der Kommunikation mit den Anlegern zu finden. Dabei sind es drei Handlungsfelder, die es bei diesen Schritten in die Diversität der Anlagen, die Automatisierung von Plattformen und die verbesserte Kommunikation mit den Kunden zu beachten gilt:

1. Market Accessibility & Competence Enhancement

„Best in Class“ ist ein häufig gehörtes Attribut, mit dem um Kunden geworben wird. In Bezug auf die Vermögensanlage bedeutet „Best in Class“ zum einen, über entsprechende Zugänge in den Investmentmarkt zu verfügen. Marktzugang ist insbesondere bei illiquiden Anlagen ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. Originale Akquisitionskompetenz ist insbesondere bei den illiquiden Assetklassen gefragt. Aber auch bei der Kooperation mit Spezialisten muss erläutert werden, wie und warum diese Auswahl eines Kooperationspartners getroffen wurde. Marktzugang ist ein kritischer Wert, der die strategische Idee eines Einstiegs in neue Produktwelten überhaupt erst rechtfertigt.

Im Zusammenhang mit dem Zugang zum entsprechenden Investmentmarkt steht auch die Kompetenz der Betreuung der Vermögensanlage selbst. Dies ist bei professionellen Asset Managern eine Selbstverständlichkeit. Aber der Aufbau der Expertise benötigt Zeit und kann häufig nur durch die Einstellung entsprechender Expertinnen und Experten gelingen. Somit erfordert die strategische Entscheidung der Investition in neue Assetklassen die Anpassung der Organisation und des Personalapparates. Von der rein „derivativen“ Assetkompetenz, also dem ausschließlichen Verlassen und Vertrauen auf enge Kooperationspartner, ist dabei dringend abzuraten.

2. Scalability & Simplicity

Ausbau und Erweiterungen von Plattformen oder auch nur die Zunahme der Assets under Management (AuM) sollte nicht zu Sprüngen in den Fixkosten führen. In einer ohnehin schon unter Margendruck stehenden Industrie sollte viel eher eine Fixkostendegression bei Zunahme des Geschäftes erreicht werden können.

Dies ist nur möglich, wenn man intensiv auf die konsequente Optimierung der internen Ablaufprozesse achtet und trotz aller regulatorischer oder sonstiger materieller Herausforderungen auf einen möglichst schlanken und transparenten Unternehmensaufbau setzt. Dabei sind die Automatisierung von Prozessen, eine belastbare, einheitliche Dateninfrastruktur sowie die Konzentration auf wesentliche, aber dafür multifunktional nutzbare Daten maßgeblich. Es ist unsere Beobachtung, dass sich viele Asset Manager intensiv mit dieser Aufgabe beschäftigen und in ihrem Front-, Middle- und Backoffice aufräumen. Allerdings verhält es sich hier wie im wirklichen Leben: Das Schwierigste ist die Sicherung der Einfachheit.

3. Digitizability & Visibility

Kundenkommunikation ist nicht nur in Zeiten der Pandemie stark elektronisch geprägt. Der moderne Anleger möchte heute digital abrufbare und aktuelle Informationen zu seiner Vermögensanlage und deren Entwicklung, für die Vermögensanlage relevante Hintergrundinformationen wie Marktberichte oder Marktanalysen sowie ggf. Informationen zu möglichen weiteren Investitionsmöglichkeiten erhalten. Dass für diese moderne Kommunikation IT-technische Lösungen implementiert werden müssen, ist selbstverständlich.

Die Digitalisierung aller relevanten Informationen ist Vorbedingung einer entsprechenden technischen Kommunikation. Aber zusätzlich entscheidend ist auch die Flexibilität, mit der Kunden die für sie relevanten Daten aufbereitet bekommen können. Der Kunde soll die optische Aufbereitung und Bandbreite der Information selbst bestimmen können. Entsprechende Kommunikationsinstrumente werden so zu wesentlichen Trägern der Unternehmensbotschaften inklusive der Unternehmenswerte, und sind die Schaufenster der Dienstleistungsqualität. Sie bedienen die individuellen Bedürfnisse der Anleger und bilden eine wichtige Brücke zu einer wahren Customer Wellness.

Die drei genannten/beschriebenen Handlungsfelder sind Herausforderung und Chance zugleich. Denn sie erlauben die agile Weiterentwicklung von Asset Managern und die Erschließung neuer Kundengruppen bis hin zur Attrahierung der jüngeren Generationen. Wettbewerbliche Vorteile können Asset Manager dadurch erzielen, dass sie schneller und konsequenter entsprechende Marktzugänge aufbauen, Assetkompetenzen entsprechend der Marktdynamiken ergänzen, Prozesse skalieren und simplifizieren, Informationen digitalisieren und entsprechend der Kundenwünsche visualisieren. Gerne unterstützen wir bei KPMG in Deutschland Sie bei dieser Reise in spannende neue Welten.

 

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Warum sollten Unternehmen das Thema Innovation aktiv steuern? Reicht es nicht, sich organisch weiterzuentwickeln oder Erneuerung gar dem Zufall zu überlassen? Heute, wo Unternehmen sich immer schneller digital transformieren müssen, lautet die Antwort ganz klar: Nein.

Der Sog neuer Technologien, Trends und Kundenbedürfnisse ist so stark, dass sich ihm keine Branche entziehen kann. Was heute noch Erfolg verspricht, ist morgen schon Geschichte. Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einem fundamentalen Wandel in der Finanzbranche und stellt ganze Geschäftsmodelle infrage. Und auch das Kundenverhalten hat sich deutlich verändert. Die Art, wie Leistungen von Banken und Versicherungen wahrgenommen und bewertet werden, befindet sich im Umbruch.

Um ihren Erfolg zu sichern, müssen sich Finanzdienstleister deshalb in immer kürzeren Zeiträumen kontinuierlich neu erfinden. Einen so wichtigen Vorgang kann man nicht dem Zufall überlassen. Man sollte ihn vielmehr bewusst steuern.

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