Vorgaben besser prinzipienorientiert und technologieneutral
FinTechs sind ein wesentlicher Treiber für die Digitalisierung der Wirtschaft innerhalb der EU. Die Auflösung des Flickenteppichs unterschiedlicher Regulierungswerke ist notwendig, um europäische FinTechs im globalen Wettbewerb zu fördern. Da z.B. Internet-Plattformen nicht an nationalen Landesgrenzen enden, sind stabile und einheitliche Rahmenbedingungen für FinTechs zumindest in Europa ein Schlüssel für deren weiteres Wachstum. Eine „richtige“ Regulierung kann einen maßgeblichen Beitrag für das weitere Wachstum der Branche geben – im Sinne der Stabilisierung einer jungen Branche, aber auch im Sinne eines „Gütesiegels“ für Kooperationspartner und Investoren. „Richtig“ wird die Regulierung nur sein, wenn sie mindestens europäisch harmonisiert, technologieneutral und prinzipienbasiert ist. Ein zu enges regelbasiertes Korsett würde allein schon mit der Innovationsgeschwindigkeit der Branche nie mithalten können.
Dazu sind erhebliche Investitionen in das Know-how über innovative Technologien bei Standardsetzern und Aufsehern sowie die Anpassung von Organisation und Prozessen der Aufseher selbst erforderlich – und eine Plattform für den regelmäßigen Dialog mit der Branche.
Darauf sollten FinTechs jetzt achten
Die Transparenz zu Geschäftsmodellen und eingesetzten Technologien sollte gegenüber Aufsichtsbehörden und potentiellen Kooperationspartnern im kontinuierlichen Dialog weiter gestärkt werden. Aufbau- und Ablauforganisation sowie Risikomanagement und IT-Sicherheit gilt es bezüglich einschlägiger regulatorischer Anforderungen zu überprüfen und dann bezogen auf die Größe und Anforderungen eines Startups umzusetzen. Dazu ist spezifisches Know-how zum regulatorischen Rahmen aufzubauen oder über geeignete Dritte zu beziehen, um die eigene Exponiertheit der Geschäftsaktivitäten in Bezug auf Regularien zu verstehen. Die Erfordernisse des Lizenzierungsverfahrens sollten unter Abwägung von Aufwand und Nutzen überprüft werden.
FinTechs sollten sich analog der Banken- und Versicherungsbranche noch stärker organisieren und rechtzeitig ihre Interessen in Konsultationen einbringen – nicht nur national, sondern vor allem auch europäisch. Ein rechtzeitiges „Lobbying“ wird notwendig sein, um Fehlentwicklungen von Standards zu vermeiden. Die nächsten ein bis zwei Jahre werden entscheidend für die Schaffung des regulatorischen Rahmens der Branche sein. Das bildet die Basis dafür, die EU tatsächlich als einen Markt zu nutzen.
Etablierte Finanzdienstleister müssen aktiver werden
Etablierte Anbieter sollten ihre Geschäftsmodelle an die neuen Möglichkeiten der verfügbaren Technologien anpassen und „Innovation“ in der Aufbau- und Ablauforganisation etablieren. Dies beinhaltet den Ausbau der digitalen Vertriebswege und Dienstleistungen – vom produktorientierten zum innovativen, kundenorientierten Ansatz. Bei der Neugestaltung von Wertschöpfungsprozessen sollten Kooperationen mit FinTechs geprüft werden, die es Banken und Versicherungen erlauben, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und ihre Stärken auszuspielen: etablierte Kundenbeziehungen, fachliche Expertise und Reputation am Markt.
Auch müssen Banken und Versicherungen die Risiken der Digitalisierung erkennen und steuern lernen. Dies gilt insbesondere im Bereich des Schutzes von Kundendaten, der Stabilität von IT-Lösungen und der Verlässlichkeit von Kooperationspartnern oder ausgelagerten Technologien. Innovative Dienstleistungen müssen Teil eines effektiven internen Kontrollsystems sein. Geschäftsleiter bzw. sämtliche Führungskräfte müssen die IT-Kompetenzen stärken. Die Aufsicht hat dies bei der Regulierung der notwendigen Qualifikationen von Geschäftsleitern bereits berücksichtigt.
Die angestrebte EU-weite FinTech-Regulierung kann für alle Beteiligten zum notwendigen Rahmen werden, der Wachstum und Innovation ermöglicht und gleiches Geschäft mit gleichen Regeln versieht – aber nur, wenn es zu keiner Überregulierung der Branche kommt.
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