Fintechs wachsen mit der Cloud

Google buhlt um den Kunden Paypal

Schlanke Prozesse, flexible Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden und das Ende teurer IT-Infrastruktur im eigenen Haus: Cloud-Computing kann ein echter Kostensparer im Unternehmen sein. Das Fintech Paypal hört sich gerade die Angebote großer Cloud-Anbieter an. Wir haben Daniel Wagenknecht und Sven Korschinowski zum Doppelinterview getroffen.

Herr Wagenknecht, das bislang wohl bekannteste Fintech Paypal drängt jetzt in die Cloud. Was hat das Unternehmen davon und wieso werden wir im Bankensektor bald viele Nachahmer sehen?

Cloud Computing wird für deutsche Unternehmen immer wichtiger. Neben den Kostenvorteilen zeigt sich, dass vor allem die enorme Flexibilität und Skalierbarkeit großen Wert haben. Gerade für junge Unternehmen ist das ideal und kann sich zum echten Wettbewerbsvorteil für etablierte Wettbewerber entfalten: Mit sehr geringen Fixkosten und ohne eigene komplexe IT-Infrastruktur lässt sich heute in kurzer Zeit auf Basis von Cloud-Technologien ein IT-Betrieb auf die Beine stellen, der mit dem Geschäft atmet und schnell skaliert. Ein schönes Beispiel ist die Cloud-Plattform der Novum GmbH, die kürzlich den Digital Leader Award gewonnen hat: Versicherer können beispielsweise cloudbasierte Spezialsoftware beziehen und bezahlen pro Kundenvertrag, also maximal flexibel, skalierbar und verfügbar.

Herr Korschinowski, Sie haben immer wieder betont, dass Fintechs bei innovativen Lösungen oft die Nase vor traditionellen Banken haben. Wenn die jungen Wilden in die Wolke wechseln, wird dann der Innovationsvorsprung noch größer?

Fintechs sind für gewöhnlich bislang immer schneller gewesen, wenn es um die Umsetzung innovativer Lösungen geht. Nur muss man auch verstehen, dass das ihr großer Vorteil ist – also Agilität und Flexibilität. Besonders in der Finanzbranche ist ein großes Maß an Sorgfalt und Risikobewusstsein vonnöten, um das Kundenvertrauen nicht zu enttäuschen. Ich denke, dass der Innovationsvorsprung nicht größer wird, sondern dass Fintechs wieder einmal schneller in neues Terrain vorwagen. Schlussendlich bleibt es jedoch dabei: Neben den neuen Möglichkeiten werden dem Konsumenten auch immer Sicherheit, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit wichtig sein. Ein Beispiel: Was nützt die Cloud, wenn ich durch einen technischen Fehler tagelang nicht auf mein Konto zugreifen kann?

 

Herr Wagenknecht, ein Blick in den Cloud-Monitor verrät, dass besonders Office-Anwendungen, Mailprogramme und branchenspezifische Anwendungen in der Wolke liegen. Können Sie erklären, warum ausgerecht diese Bereiche von den hauseigenen Servern geschoben werden?

Nutzer wollen unabhängig von Endgeräten quasi überall kommunizieren und auf Officeanwendungen zugreifen, und das am liebsten kollaborativ und vernetzt in verteilten Teams – ein ideales Cloud-Szenario. Lösungen wie Microsoft Office 365 oder Google Docs erfahren dadurch gerade eine große Verbreitung. Zudem ist für diese Art von Anwendungen der Transformationsaufwand hin zur Cloud vergleichbar gering.

Herr Korschinowski, wie schaffen es Fintech eigentlich, diese Transferleistung herzustellen? Wer in die Cloud wechselt, muss kostspielige Umstrukturierungen in Kauf nehmen. Wie schaffen es die jungen Anbieter, das zu stemmen?

Das ist die große Frage. Technologische Neuerungen kosten immer Geld. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich immer mehr Banken die klugen Geschäftsmodelle von Fintechs anschauen und auf Kooperation setzen werden. Das ist auf der einen Seite für die Banken billiger und auf der anderen Seite für die Fintechs ebenfalls. Dazu kommt für die jungen Finanzdienstleister, dass sie durch eine solche Zusammenarbeit besser zur Geltung kommen, weil ein traditionelles Unternehmen ihnen Kredibilität verleiht. Ich denke da beispielsweise an Crowd Funding und Crowd Lending. Denn kooperiert ein Fintech mit einer Bank, suggeriert das dem Endkunden Vertrauen.

 

Cloud-Monitor 2023: Financial Services

Unsere Studie „Cloud-Monitor 2023: Financial Services. Nutzung von Cloud Computing im Finanzsektor“ zeigt Ihnen, wie Sie durch den Einsatz von Cloud-Lösungen Ihre IT-Landschaft transformieren und Prozesse optimieren können.

Studie herunterladen
Weiterlesen

Cloud

Thema vertiefen

Cloud

Die Cloud ist aus der Finanzbranche in Deutschland nicht mehr wegzudenken: Bereits 82 Prozent der Finanzdienstleister nutzten 2022 Cloud-Lösungen – weitere 14 Prozent planten oder prüften ihren Einsatz für die kommenden Jahre.

Damit hat sich das Cloud-Computing nach anfänglichem Zögern auch in der Finanzbranche innerhalb weniger Jahre fest etabliert, wie weitere Ergebnisse aus dem KPMG Cloud-Monitor 2023: Financial Services zeigen. Mehr noch: Die Cloud-Nutzung entwickelt sich rasant weiter, und die Euphorie hält an: Finanzdienstleister, die die Cloud-Technologie bereits nutzen, betreiben heute durchschnittlich 40 Prozent ihrer Anwendungen in der Cloud – und wollen diesen Anteil bis 2025 auf 75 Prozent erhöhen. Einige Institute streben für die kommenden Jahren sogar eine vollständig Cloud-basierte Arbeitsweise an.

Thema vertiefen