Mehr als nur Spekulation: Kryptowährungen verändern Finanzdienstleister

Der Kryptowährungsmarkt wird professioneller. Auch Zentralbanken dürften bald mitmischen

Kreditkartenanbieter erlauben Kryptowährungen als Zahlungsmittel, Großbanken bereiten die Ergänzung traditioneller Dienstleistungen um Kryptoassets vor, Fonds bieten Produkte mit digitalen Währungen an und Wertpapierverwahrer nehmen sie in ihr Angebot auf: Immer mehr Bereiche der klassischen Finanzdienstleistung öffnen sich für Bitcoins & Co.

Kryptowährungen: Professionalisierter Markt, verbessertes Image

Das Interesse etablierter Geldhäuser an der jüngsten Vermögensklasse hat dieser einiges vom zwielichtigen Image genommen, das ihr nach rasanten Aufschwüngen und Skandalen zunächst anhaftete. Gleichzeitig ist eine anfängliche Überzeugung, dass das neue Kryptogeld Banken überflüssig machen könnte, entkräftet worden. Dennoch sollten sich Kreditwirtschaft und Vermögensverwalter auf die neuen Währungsformen vorbereiten.

Die Zeiten, als die erste Kryptowährung Bitcoin und Varianten wie Ethereum, Ripple oder Litecoin ausschließlich als spekulatives Investment mit der Chance auf rasante Wertsteigerung – und ebenso raschen Wertverlust – eine Rolle spielten, sind vorbei. Der Markt hat sich nicht zuletzt dank einer zunehmenden Regulierung professionalisiert und erheblich ausgeweitet.

Hinzu kamen sogenannte Stablecoins, deren Wert deutlich stabiler ist. Sie sind gekoppelt an den Wert einer Währung, eines Währungskorbs oder einer Anlageklasse wie Gold, durch die sie auch gedeckt sind. Beispiele dieser Kryptoassets mit reduzierter Volatilität sind Tether und die von der Diem Association (Mitglieder sind unter anderem Facebooks Digital Wallet Novi, Spotify und Uber) geplante Währung Diem, die vor ihrer Namensänderung als Libra bekannt geworden ist. Sie basieren auf der sicheren Blockchain- oder Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und schützen so die Daten. Genauso wie die ursprünglichen Kryptoassets erlauben sie die unmittelbare Ausführung von Transaktionen ohne Intermediäre.

Zentralbanken kommen ins Spiel

Auch Zentralbanken prüfen die Ausgabe digitaler Währungen, die Central Bank Digital Currencies (CBDCs). EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat nach eigenem Bekunden großes Interesse daran, dass digitales Zentralbankgeld als Ergänzung zu Bargeld und Bankeinlagen in Umlauf gebracht wird. Sie geht davon aus, dass ein digitaler Euro bis 2025 kommen wird.

Von den verfügbaren Kryptowährungen unterscheiden sich CBDCs unter anderem wie folgt: Das CBDC-Ausgabevolumen wird durch Zentralbankbestände gedeckt, sie genießen als gesetzliches Zahlungsmittel uneingeschränkt Akzeptanz und eine Zahlung erfolgt genauso anonym wie mit Bargeld. Die genaue Ausgestaltung der CBDSs unterscheidet sich im Einzelnen.

CBDC: Effizienz und Innovation im Zahlungsverkehr

Zentralbanken erhoffen sich durch CBDCs mehr Effizienz und Innovation im Zahlungsverkehr. Sie können die Verfügbarkeit von Zentralbankgeld verbessern, der sinkenden Nutzung von Bargeld entgegenwirken sowie Vorbereitungen treffen für eine weitere Digitalisierung und zudem den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr vereinfachen.

Mit den digital ausgegebenen Euros, Dollars oder Yens als CBDCs (Überlegungen und Umsetzungsstände sind unterschiedlich) könnte als weitere Variante deren Ausgabe durch Geschäftsbanken hinzukommen. Die sogenannte synthetische CBDC ist das Äquivalent zum Giralgeld, der Geldschöpfung aus der klassischen Kreditvergabe in der Nicht-Krypto-Welt.

Entwicklung steht noch am Anfang

Zur genauen Ausgestaltung dieser digital dargestellten Währungsvarianten und ihrer Einsatzmöglichkeiten sind noch zahlreiche Fragen zu klären. So werden beispielsweise Informationen in der Distributed-Ledger-Technologie unveränderlich gespeichert, im Widerspruch zu den Vorgaben der europäischen Datenschutzrichtlinie. Auch die steuerliche Verbuchung und eine Vielzahl technischer Aspekte sind noch ungeklärt.

Für Finanzdienstleister ist es entscheidend, die entsprechende Regulierung im Blick zu behalten. Dies gilt insbesondere, da für die verschiedenen Ausprägungen der neuen Währungen unterschiedliche aufsichtsrechtliche Vorgaben gelten dürften. Wichtig ist, möglichst rasch die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um mit dem Geld in digitaler Darstellung arbeiten zu können.

Digitale Währungen bringen neue Optionen für die Kreditwirtschaft

Auf die Finanzbranche wird bei der Verwahrung der digitalen Währung eine maßgebliche Rolle zukommen, auf die sie sich ebenso vorbereiten sollte wie auf unterschiedliche Transferoptionen. Diese werden deutlich schneller und reibungsloser möglich sein als mit traditionellem Geld, auch grenzüberschreitend. Bei Zug-um-Zug-Geschäften, sogenannten „Smart Contracts“, ist die Auszahlung oder Übertragung eines Betrags direkt gekoppelt an eine Bedingung und läuft automatisiert. Das ermöglicht schlankere administrative Abläufe innerhalb der Bank.

 

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