Die deutschen Konsumenten gehören bislang ja noch nicht zu den Vorreitern in der Nutzung digitaler Bankdienstleistungen…
…was sich zukünftig auch hierzulande ändern wird. Vielleicht wird man beim Bäcker in Deutschland weiterhin bar bezahlen. Vielleicht mögen wir das. Aber der Online-Handel macht es vor. Hier siegt die Bequemlichkeit des Kunden. Letztendlich ist diesem egal, wie die Rechnung beglichen wird oder über welchen Dienstleister er sich schnell einen Überblick zu seinen Finanzen und -verträgen verschaffen kann. Sicher soll es sein, preiswert und schnell – wer dies möglich macht, interessiert den Kunden nicht. Hierin liegt eine enorme Gefahr für die etablierten Beteiligten im Finanzmarkt: Nämlich, dass sie den direkten Draht zum Kunden verlieren und nur noch als Dienstleister im Hintergrund agieren.
Wie meinen Sie das?
Ein Beispiel: Ein Kunde benötigt einen neuen Fernseher. Er lässt sich Online beraten, zum Beispiel über einen Home Assistant wie Alexa. Über diesen löst er auch die Bestellung aus – und die Einkaufsplattform im Hintergrund regelt die Finanzierung genauso wie den Zahlungsfluss. Mit seiner Hausbank hat er dabei überhaupt keinen Berührungspunkt – so verliert diese den direkten Kontakt zum Kunden. Der wickelt zukünftig alles nur noch über eine Plattform ab, wo er vom Einkauf über Finanzgeschäfte bis zur Unterhaltung alles erledigen kann. Wer der Plattform Dienstleistungen zuliefert, ist ihm egal. Die Plattform wiederrum erlangt enorme Marktmacht über ihre Zulieferer.
Was sollten die Marktakteure nun unternehmen?
Fintechs, Versicherer, Captives oder Unternehmen anderer Branchen haben, mit einer zu erwerbenden PSD2-Lizenz, Zugriff auf die Bankkontodaten. Sie können überlegen, wie diese Daten ihnen auf der Prozessseite, beim Vermischen mit anderen Daten und beim Anbieten neuer Services helfen. Wir wissen auch, dass die großen Internet Giganten aktive Überlegungen hierzu haben. Ebenso gilt dies natürlich für Finanzinstitute. Sie können damit auch für Privatkunden eine Multibank-Fähigkeit herstellen. Banken verfügen zudem mit ihren Kundendaten und -kontakten über einen Schatz, den sie in eine Daten- und API-Strategie integrieren sollten. PSD2 regelt ja nur den freien Zugriff auf die Kontendaten. Vielleicht sind Dritte aber auch an weiteren Daten interessiert? Solange der Datenschutz gewährleistet ist, lassen sich auch hier neue Geschäftskonzepte entwickeln.
Wichtig ist zu begreifen, wie grundlegend PSD2 die Finanzbranche verändern wird. Ein ganzer Markt wird aufgebrochen. Für die Banken gilt es, in neuen Ökosystemen durch eine klare openBanking-Strategie die Schnittstelle zum Kunden zu behalten.