Zwei Frauen hinter eingespiegelten Diagrammen.

So schafft digitale Transformation Mehrwert in Finanzabteilungen

Neue Technologien und digitale Prozesse stärken die Finanzfunktion. Was braucht es dafür?

Kundenzentrierung und Produktivitätssteigerung treiben die digitale Transformation.  Unternehmen stehen bei der Umsetzung jedoch vor einigen Herausforderungen, wie sie die Vorteile der digitalen Transformation gewinnbringend nutzen können. Die Transformation der Finanzabteilung macht den CFO zum proaktiven Partner des CEOs.

Wir sprachen mit Ioannis Tsavlakidis, Bereichsvorstand Consulting Deutschland und Head of Consulting EMA bei KPMG, darüber, wie die digitale Transformation die Finanzfunktion verändert und wo für ihn die Potenziale von KI liegen.

Herr Tsavlakidis, die digitale Transformation drängt bei nahezu allen Unternehmen ganz oben auf die Management-Agenda. Welche Faktoren treiben die digitale Transformation in Unternehmen voran?

Treiber der digitalen Transformation sind insbesondere Ziele wie Kundenzentrierung, Kosteneffizienz, Produktivität und Analysesicherheit. Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert standardisierte Abläufe für die Finanzfunktion, etwa wenn Robotic Process Automation oder künstliche Intelligenz eingesetzt werden soll. Dafür muss sich das Unternehmen dem Wandel wirklich verschreiben. Neben konsequentem Prozessdesign und zentralem Prozessmanagement ist auch eine Digital-Kultur elementar.. Selbst die fortschrittlichste Technologie liefert keinen echten Mehrwert, wenn die Mitarbeiter sie nicht selbstständig in ihren Arbeitsalltag einbinden.

Das CFO-Ressort hat in Unternehmen eine Schlüsselfunktion. Wie bringt die digitale Transformation diesen Bereich voran?

Transaktionale Finanzprozesse können nahezu vollständig automatisiert werden. Dazu zählen zukünftig auch Aufgaben, die nicht rein repetitiv sind, da lernende Maschinen in der Lage sein werden, diese zu übernehmen. Auch das Controlling wird verstärkt automatisiert. Reports und KPIs werden in Echtzeit verfügbar sein, nutzerfreundlich und standortunabhängig. Das erhöht die Qualität des Berichtswesens in der Finanzfunktion deutlich. Zugleich wird der CFO so für den CEO zum proaktiven Business-Partner, der näher am Kerngeschäft dran ist als früher. Mithilfe der neuen Transparenz erhält die Spitze tiefe Einblicke in die verschiedenen Prozesse des Unternehmens. Das stärkt die beratende Rolle des Finanzvorstands.

Digitale Transformation wird häufig in einem Satz mit dem Stichwort Künstliche Intelligenz erwähnt. Können Sie uns ein Beispiel nennen, wo diese Technologie schon heute in Unternehmen Mehrwert liefert?

Texterkennung und maschinelles Lernen verbessern vielfach erfolgreich das Rechnungswesen. Diese Verfahren lesen komplexe Verträge oder Rechnungen aus  und generieren daraus automatisiert Buchungssätze . KI-gestützte Risikomanagement-Systeme können Millionen von Datensätzen filtern und bewerten, um etwa bei der risikobasierten Integritätsprüfung von Geschäftspartnern zu helfen. Einen weiteren Anwendungsbereich sehen wir im automatisierten Forecast für dynamische Absatzplanung und -budgetierung. Noch ein Beispiel: „Intelligent Pricing“, also individuell gestaltete Preise für ein Produkt, die KI ermittelt.

Digitale Prozesse sind auf eine hochwertige Datengrundlage angewiesen. Liegt hierin die größte Herausforderung?

Die Qualität und die Verfügbarkeit der Daten sind in der Tat eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation. Vielfach verfügen Unternehmen zwar über die notwendigen Daten. Diese sind aber suboptimal aufbereitet oder nur eingeschränkt abrufbar – etwa weil sie in Datensilos abgespeichert sind oder in unterschiedlichen Formaten vorliegen. Viele Unternehmen unterschätzen bislang das strategische Asset, das in ihren Daten liegt.  Sie betreiben gar kein Datenqualitätsmanagement.

Grundlegend für durchgängige digitale Geschäftsprozesse des CFO-Ressorts ist die Qualität und der Zugang zu Daten. Wenn sie KI-Komponenten integrieren wollen, müssen sie Datensilos aufheben. Außerdem brauchen sie einen zentralen Datenspeicher mit einheitlichen Formaten, den alle Anwendern nutzen können.

Wie sehen die ersten Schritte auf dem Weg zur digitalen Transformation aus?

Wer die digitale Transformation erfolgreich gestalten will, braucht eine individuelle Digitalstrategie, die nah am Kunden ist, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbindet und mithilfe einer Roadmap operationalisiert wird.

Im Vorfeld muss aus Business-Perspektive auf Basis einer fundierten Bewertung definiert werden, wo Digital und Managed Services den größten Mehrwert für das Geschäftsmodell schaffen. Aus technischer Sicht basiert die Transformation auf einer integrierten IT-Architektur mit einer skalierbaren Technologie-Plattform. Innovative Technologien wie KI in historisch gewachsene Systemlandschaften zu integrieren, ist ungleich schwieriger. Erfolgskritisch ist in diesem Prozess insbesondere die enge Zusammenarbeit von Fachbereichen, Datenwissenschaftlern und der IT.

Mit der so geschaffenen Ausgangsbasis können in einem nächsten Schritt konkrete digitale Technologien wie künstliche Intelligenz eingeführt und auf dem Fundament der integrierten IT-Architektur auch erfolgreich unternehmensweit skaliert werden – wodurch sämtliche Unternehmensbereiche schnell an den Neuentwicklungen einzelner, besonders innovativer Abteilungen partizipieren können.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Tsavlakidis.