Digitalisierung der Modebranche Puppe trägt blaues Hemd und orangene Fliege

Digitalisierung ist in Mode – auch in der Modebranche?

Der Bekleidungshandel ist in der Krise, eine ganzheitliche Strategie kann helfen

Die Modebranche kämpft mit einschneidenden Veränderungen. Den klassischen Läden laufen buchstäblich die Kunden weg. Unser aktueller Retail Sales Monitor zeigt, dass 2018 im Bekleidungshandel rund 14 Milliarden Euro durch Internetbestellungen umgesetzt wurden. Vor vier Jahren waren es etwa neun Milliarden.

Bewährte Geschäftsmodelle werden ersetzt

Der Druck in der Branche wächst. Neben dem Konsolidierungstrend treten Player auf den Modemarkt, die bewährte Geschäftsmodelle in Frage stellen. Waren früher zum Beispiel die Grenzen zwischen Online- und stationärem Handel klar gezogen, gibt es heute Anbieter, die als reiner Onlineanbieter starteten und inzwischen Läden eröffnen. Hinzu kommt, dass durch die Zunahme des Onlinegeschäfts die Zahl der Retouren drastisch steigt und die Margen deutlich kleiner werden.

Automobilbranche ist weiter als die Modebranche

Doch welche Wege führen aus der Krise? Eine ausgeklügelte Digitalisierungsstrategie, welche die gesamte Wertschöpfungskette einbezieht, ist eine Lösung. Hier sehe ich in der Modebranche deutlichen Nachholbedarf. Die Automobilbranche etwa ist weiter und mutiger, was Innovationen betrifft.

Aus meiner Sicht fehlt es in der Textilbranche aktuell noch an ganzheitlichen Investitionen und Strategien zur Realisierung der digitalen Transformation. Die Modebranche wird zwar immer digitaler, allerdings wird die Digitalisierung oft nicht ganzheitlich angegangen und umgesetzt, was zu sogenannten Silo-Investitionen führt.

Digitalisierung ist weit mehr als eine Internetseite und Technologiewandel. Digitalisierung meint insbesondere Transparenz und einen effizienten Kommunikations- bzw. Datenaustausch über mehrere Player hinweg. Hierzu bedarf es eines Open Mindset und einer Bereitschaft zum kulturellen Wandel im Unternehmen. Viele Bereiche innerhalb der Modeunternehmen arbeiten jedoch noch nicht so eng zusammen und sind nicht optimal vernetzt, was zu einzelnen Datensilos führt. Wer es schafft, dieses Silodenken aufzubrechen, befindet sich auf einem guten Weg, eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie aufzustellen und die digitale Transformation nachhaltig anzugehen.

Wie Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können:

  • Vernetzen Sie Ihre unternehmensweiten Prozesse und beziehen Sie alle Stakeholder (Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden) mit ein.
  • Im Rahmen der Prozessoptimierung bieten sich RPA-Tools an, mit denen Sie aufwändige Prozesse automatisiert und schneller erledigen können.
  • Überdenken Sie Ihre Lieferantenbeziehungen und passen Sie gegebenenfalls Ihr Portfolio an.
  • Dass die Digitalisierung mehr als nur ein Technologiewandel ist, bedeutet auch, dass in den Unternehmen ein Sinnes- und Kulturwandel stattfinden sollte. Das Aufbrechen der Ressortgrenzen ist dabei ein wichtiger Punkt. Die Mitarbeiter aus- und weiterbilden und für digitalisierte Prozesse und die neuen Arbeitsmöglichkeiten zu begeistern ein weiterer.
  • Schaffen Sie Transparenz über ihre gesamte Wertschöpfungskette. Vermitteln Sie Ihren Kunden, woher Sie Ihre Rohstoffe beziehen, wie und wo Sie produzieren. Und im Unternehmen sollten alle – egal, in welchen Bereichen sie arbeiten – wissen, wie die Wertschöpfungskette aussieht, was ihr persönlicher Beitrag ist und wie sie kontinuierlich optimiert werden kann.
  • Ebenfalls wichtig ist es, reizvolle und innovative Konzepte zu schaffen und entsprechende Investitionen zu tätigen. Ein entscheidender Faktor, um sich erfolgreich von anderen Anbietern zu unterscheiden.
  • Die Modebranche lebt von kurzen Saisonzyklen. Was im Frühjahr gut lief, ist im Herbst unter Umständen bereits nicht mehr en vogue. Ständig neue An- und Herausforderungen sind also normal. Schnelle Reaktionsfähigkeit und Entscheidungsfindung, agiles Handeln und Flexibilität gehören deshalb zu einer souveränen Unternehmenssteuerung und sollten durch effiziente Prozessinfrastrukturen möglich gemacht werden.

Einkaufserlebnisse schaffen – on- und offline

Die Digitalisierung ist zweifelsfrei das wichtigste Projekt für die Branche. Sie hat nicht nur Auswirkungen auf die digitalen Plattformen. Sie strahlt auch auf den stationären Handel aus, der weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Online und im Laden sollte vor allem das Einkaufserlebnis im Mittelpunkt stehen, damit die Marke erlebbar gemacht wird, was wiederum auch für die Kundenbindung förderlich ist. Wie kann die Zeit im Geschäft für den Kunden angenehm gestaltet werden (z.B. durch Kombination mit gastronomischen und/oder Lifestyle- Angeboten) und gleichzeitig so, dass er dort länger verweilt und einkauft? Der Einsatz von Self-Checkout-Systemen ist hier eine Möglichkeit, den Einkauf für Kunden angenehmer und hürdenloser zu gestalten. Statt der klassischen Kasse mit Personal gibt es entweder Selbstbedienungskassen, an denen der Kunde seine Ware scannt und bezahlt. Eine zweite Variante sind mobile Scanner. Der Kunde scannt während des Einkaufs seine Ware. Zum Bezahlen gibt er das Gerät an einer Kasse ab und zahlt den fälligen Betrag.

Paart die Branche innovative Ideen und Ansätze mit einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrategie kann sie ihren Rückstand gegenüber anderen Branchen aufholen und den bestehenden Herausforderungen nachhaltig erfolgreich begegnen. Digitalisierung ist ein allgegenwärtiger Trend und eine der Hauptherausforderungen für die Modebranche, sie ist aber auch die Lösung des Problems und entscheidend für eine erfolgreiche Wettbewerbsdifferenzierung und mehr Kosteneffizienz.