Kapitalkosten Skyline in der Dämmerung

Kapitalkostenstudie: Die Ruhe vor dem Sturm

Konjunktur und Branchenentwicklung entkoppeln sich

Insbesondere makroökonomische Risiken beeinflussen die Entwicklung von Unternehmen

Die Entwicklung von Unternehmen wird derzeit von makroökonomischen Faktoren aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik dominiert. Die anhaltenden Diskussionen um den Brexit sowie der Handelsstreit insbesondere zwischen den USA und China beunruhigen zunehmend die Marktakteure. Hinzu kommen Knappheit von Humankapital, Boden und Kapital, aber auch von Rohstoffen und die disruptiven Auswirkungen der Digitalisierung, die zu weiteren Unsicherheiten führen. Die Auswirkungen dieser Faktoren auf die Performance (Planung) und das Risiko (Kapitalkosten) von Unternehmen beleuchtet die diesjährige Kapitalkostenstudie von KPMG.

In der aktuellen Studie hat KPMG 312 Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum zu ihrer Unternehmensplanung, ihren Wachstumserwartungen, ihren Kapitalkosten und ihren Investitionsentscheidungen befragt.

Politische Risiken nehmen zu

Was auffällt: Makroökonomischen Risiken wird in der Planungserstellung eine deutlich größere Bedeutung als in den Vorjahren beigemessen. Allen voran politische Risiken werden durch die teilnehmenden Unternehmen zunehmend berücksichtigt. Mit Blick auf die einzelnen Branchen ist erkennbar, dass makroökonomische Risiken insbesondere in den Bereichen Chemicals & Pharmaceuticals, Health Care und Technology eine wachsende Rolle spielen.

Digitalisierungschancen und -risiken in den Kapitalkosten berücksichtigen

Bei den mikroökonomischen Risiken nahm insbesondere die Berücksichtigung von neuen Technologien gegenüber dem Vorjahr zu. Immer mehr Geschäftsmodelle werden durch die Digitalisierung in Frage gestellt. Die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken müssen sowohl in der Planung als auch in den Kapitalkosten berücksichtigt werden.

Das fällt Unternehmen natürlich nicht immer leicht. Denn: Nicht in allen Unternehmen kommen flexible Planungsinstrumente zum Einsatz, die die Auswirkungen auf die Performance und das Risiko konsistent und transparent beleuchten. Dabei würden sie dem Unternehmensmanagement dabei helfen, potenzielle Handlungsoptionen bei Strategie-, Investitions- und Transaktionsentscheidungen zu bewerten.

Unternehmen sollten in Planungsszenarien denken

Ich empfehle Unternehmen, konsequent in Szenarien zu denken und zu planen. Einwertige Planungsszenarien engen den Blick auf die zukünftige Entwicklung ein und führen unter Umständen zu suboptimalen Entscheidungen.

Die Studie zeigt jedoch, dass der überwiegende Teil der teilnehmenden Unternehmen trotz zunehmender makro- und mikroökonomischer Risiken nur ein einwertiges Planungsszenario erstellt.

Hohe Kapitalkosten in den Bereichen Automotive und Technologie

Die durchschnittliche Kapitalkosten (WACC) lagen mit 6,9 Prozent in etwa auf dem Niveau der letzten vier Jahre. Insgesamt ergibt sich für den WACC über alle Branchen hinweg eine heterogene Entwicklung. Während für die Bereiche Automotive, Chemicals & Pharmaceuticals, Consumer Markets, Real Estate und Transport & Leisure ein Anstieg der Kapitalkosten verzeichnet wurde, reduzierte sich diese in den Bereichen Energy & Natural Resources, Health Care, Industrial Manufacturing, Media & Telecommunication und Technology.

Dabei profitierte insbesondere der Bereich Health Care von rückläufigen Kapitalkosten (-1,0 Prozentpunkte). Im Bereich Real Estate ist dagegen eine gegenläufige Entwicklung erkennbar, die Kapitalkosten in dieser Branche stiegen im Vorjahresvergleich mit +0,5 Prozentpunkten am stärksten.

Mit 8,2 Prozent bzw. 8,1 Prozent im Bereich Automotive bzw. Technology weisen die Branchen, in denen sich politische Risiken und technologiegetriebene Veränderungen der Geschäftsmodelle grundlegend auswirken, die höchsten Kapitalkosten auf.

Fazit

Aktuell gibt es wohl kaum eine Branche, in der sich bei (noch) guter konjunktureller Lage nicht disruptive Entwicklungen positiv oder negativ auswirken. Die Ursachen der Disruptionen sind hierbei vielfältig. Ob technologisch, demografisch oder politisch-regulatorisch bedingt, die hieraus resultierenden Effekte haben mittlerweile Größenordnungen angenommen, die isoliert betrachtet zunehmenden Einfluss auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen ganzer Volkswirtschaften gewinnen und sich zudem zeitlich von den allgemeinen konjunkturellen Zyklen entkoppeln. Dies stellt nicht nur die betroffenen Unternehmen und ganze Branchen vor große Herausforderungen, sondern insbesondere auch die rahmensetzenden geld- und fiskalpolitischen Institutionen.