Die Gründe für eine Übernahme sind laut Zierz vielfältig: „Zunehmende Digitalisierung und die notwendige Transformation von Geschäftsmodellen verlangen von Unternehmenslenkern eine ganz neue Denkweise. Heutige Unternehmenszukäufe begründen zumeist einen immensen Wissenszuwachs im Haus.“
Kooperation anstatt Übernahme
Laut dem CEO Outlook 2016 plant nahezu jeder zweite Firmenlenker, sich an Kooperationen mit anderen Unternehmen zu beteiligen.
Die Anforderungen an internationale Zusammenschlüsse sind in den vergangenen Jahren jedoch trotz Globalisierung und rascher Digitalisierung nicht weniger geworden. Verstärkt sich ein europäischer Konzern beispielsweise mit einem Unternehmen mit Sitz in den USA, das sich mit Datenverarbeitung befasst, führt das möglicherweise zu signifikanten Problemen. Nachdem das Datenabkommen Safe Harbor, das den Datenaustausch zwischen der Europäischen Union und den USA geregelt hat, gekippt wurde, müssen sich Unternehmen auf weitere regulatorische Einschnitte vorbereiten. „Kooperationen und Übernahmen müssen wohl überlegt sein und müssen vor dem Hintergrund des gültigen Landes- oder Unionsrechts betrachtet und realistisch eingeschätzt werden. Was bringt es den Unternehmen, wenn sie eine Investition tätigen und das eingekaufte Wissen gar nicht anwenden dürfen?“, gibt Zierz zu Bedenken.
Besonders in der Finanzbranche sind Zukäufe oder Kooperation zwischen Unternehmen, die sich in Größe und in Sachen Geschäftsmodell stark unterscheiden, keine Seltenheit mehr. Viele der aufstrebenden FinTechs suchen gezielt die Zusammenarbeit mit konventionellen Banken, um sich am Markt zu positionieren. Deshalb haben moderne CEOs auch einen „guten M&A-Strategieplan, um den Gegebenheiten ihrer Branche angemessen begegnen zu können“, weiß Zierz weiter.
Verkauf aus guten Gründen
Wie aus dem CEO Outlook weiter hervorgeht, planen 43 Prozent der deutschen Top-Entscheider für die kommenden drei Jahre jedoch auch Verkäufe. Diese können laut Zierz nicht nur dann sinnvoll sein, wenn Geschäftsteile die Gesamtbilanz des Konzerns trüben oder ihn in seiner Existenz bedrohen. „Die Gründe für Verkäufe sind vielschichtiger als man denkt: Tatsächlich trennen sich Unternehmen von Geschäftsbereichen in den meisten Fällen, weil sie einfach nicht mehr ins Portfolio passen, weil sich das Unternehmen strategisch anders aufstellt – die Gründe für derartige Entscheidungen sind mannigfaltig“, sagt Zierz.