Onlinehandel: Und ewig lockt der Preis

Neue Onlinemarktplätze drängen auf den Markt.

Eine junge Branche überholt sich selbst. So ändert sich das Einkaufsverhalten auf Onlinemarktplätzen im schneller. Auslöser dafür sind neue Verkaufsplattformen, die seit einiger Zeit um Kunden in Deutschland buhlen. Sie heißen Wish und AliExpress und wachsen – wie der gesamte Onlinehandel – im zweistelligen Bereich. Anders aber als die etablierten Anbieter wie eBay und Amazon-Marketplace kommen ihre Produkte fast ausnahmslos aus Asien. Angelockt werden potenzielle Kunden durch die äußerst günstigen Preise.

Discounter im Online-Bereich

Direktvermarktung und Auftragsfertigungen machen die stark rabattierten Preise möglich. Man findet kaum Markenware im Sortiment. Die meisten Artikel auf den neuen Verkaufsplattformen kommen aus asiatischer Produktion und müssen nicht die strengen Anforderungen hinsichtlich Qualität oder Sicherheit erfüllen wie europäische Produkte. Diese Produktionskostenvorteile nutzen die „new kids on the block“ – wie ich sie gerne nenne – aus, um Preisnachlässe in ganz neuer Dimension anbieten zu können. Damit sind die neuen Plattformen die Discounter im Online-Bereich.

Onlineshopping mit spielerischen Elementen

Neben der Preisgestaltung punkten die neuen Onlinemarktplätze vor allem bei „Smart Consumern“ (Konsumenten, bei denen das Smartphone PC oder Laptop im privaten Bereich  weitgehend ersetzt hat) und „Heavy Onlineshoppern“ (Konsumenten, die mindestens einmal wöchentlich online einkaufen und 50 Prozent ihrer Non-Food-Käufe online erledigen) mit einem Onlineshopping-Erlebnis, einer Art „Gamification“. Durch Kombination von unterschiedlichen Rabatten, Gutscheinaktionen, Blitzangeboten und Abverkaufsaktionen kann der Kunde die ohnehin schon günstigen Preise weiter senken. Das gibt dem Kauf am Bildschirm eine spielerische Note, die besonders die online-affinen, jungen Konsumenten lockt.

Auch Retouren können verhandelt werden. Gefällt ein Produkt nicht, erhalten Kunden oft die Möglichkeit, den Preis abermals zu reduzieren oder einen Gutschein für weitere Käufe. So umgeht man langwierige, komplizierte Rücksendungen.

Barrieren der Neuen

Hier liegen auch die größten Schwächen der neuen Verkaufsplattformen:

  • Die Lieferung aus Asien dauert lange. Lieferung am nächsten Tag? Nicht mit den Neuen.
  • Zudem relativieren Zollgebühren die günstigen Preise wieder. Weil sich viele Konsumenten gar nicht erst mit dem Thema Zoll beschäftigen wollen, scheuen sie Käufe außerhalb der EU.
  • Die für den deutschen oder europäischen Markt unbekannten Produkte haben noch kein Qualitätsimage.
  • Kundenbewertungen sind noch selten.
  • Die Webseiten der Anbieter enthalten viele Übersetzungsfehler, was Interessenten an der Zuverlässigkeit zweifeln lässt und von einem Kauf abschrecken könnte.

Etablierte Onlinemarktplätze punkten mit Seriosität

Dabei sind Seriosität und Vertrauenswürdigkeit gerade deutschen Onlineshoppern extrem wichtig, wie das jüngste Consumer Barometer zeigt. Bei Kaufabwicklung und Datensicherheit vertrauen die allermeisten Konsumenten noch den etablierten Plattformen. Hier müssen sich neue Onlinemarktplätze erst noch beweisen.

Smart Consumer und Heavy Onlineshopper haben die niedrigste Hemmschwelle, die Neuen zu testen. Sollten sich die Onlinemarktplätze als zuverlässig und seriös erweisen, dürften sie allerdings zu ernsthaften Wettbewerbern für die bisherigen Platzhirsche werden.