Die Wahl des passenden Wartungsmodells ist folglich von dem instand zuhaltenden Maschinenpark sowie von der Investitionsfähigkeit abhängig. Besonders Mischformen von Wartungsmodellen gilt es als Lösungsansatz zu evaluieren. Ein außerordentlich teures Teil würde zum Beispiel durch vorrausschauende Wartungen zur Gänze genutzt, während günstige Teile durch vorbeugende Instandhaltung auch im noch funktionsfähigen Zustand ersetzt werden könnten. Lediglich für den Tagesablauf irrelevante Bestandteile würden in der reaktiven Wartung verbleiben.
Wie lässt sich der Wandel anstoßen?
Doch wie lässt sich der Absprung von einer reaktiven zur proaktiven Wartung schaffen? Der erste Schritt ist stets, Transparenz in die aktuellen Maschinenzustände und Wartungsrückstände zu bringen. Reinigung als Inspektion zu begreifen, ist hierbei der wesentliche Schritt zur Einbindung von Linienmitarbeitenden in die erste Wartungsfront. Daneben ist die Auswertung von Lebensdauern auf Part-Ebene eines der Kernelemente in der Projektvorbereitung. Softwareunterstützung erleichtert diesen Schritt allgemein und erleichtert auch, in der täglichen Nutzung den Überblick über unzählige Teile und Baugruppen zu behalten. Die Einbindung geplanter Stillstände und Einplanung regelmäßiger Ersatzteillieferungen ist bereits in der Umsetzung ein wesentlicher Meilenstein. Auch hier lässt sich mithilfe smarter Software ein entscheidender Wettbewerbsvorteil erzielen. Cross-funktionale Ausbildung der Wartungsmannschaften schaffen zudem abteilungsübergreifende Einsatzmöglichkeiten und Flexibilitäten. Die Erstellung strukturierter Wartungspläne samt geplanter Erneuerungen von Modulen und Bestandteilen und die Übergabe der Verantwortung an die Wartungsmannschaften auch an der Linie stellt einen weiteren Meilenstein dar.
Mithilfe smarter Bauteile und Sensoren lässt sich der Sprung zu Industrie 4.0 und der vorrausschauenden Wartung ebenfalls schaffen. Die frühzeitige Erkennung zukünftiger Ausfälle ermöglicht schlankere Ersatzteilhaltung und enger planbare Wartungszyklen.
Die Zahl an Systemlösungen zur Planung und Umsetzung vorbeugender Wartung wächst stetig. So bietet beispielsweise Microsoft in seiner Dynamics 365 Lösung ein Asset-Management-Modul an, in welchem vorbeugende Wartungen geplant werden können. Selbst Amazon offeriert die Planung von Wartungen mit Maintenance & Asset Optimization. Ein weiterer nennenswerter Anbieter ist IBM mit IBM Watson sowie einer Vielzahl weiterer Softwarelösungen mit der sowohl Wartungen geplant werden können, als auch die vorrausschauende Wartung und somit der Schritt zu Industrie 4.0/ IoT ermöglicht wird.
Herausforderungen der Implementierung
Der Wandel weg von der reaktiven hin zu einer vorbeugenden oder vorausschauenden Instandhaltung birgt viele Herausforderungen. Um einen vorbeugenden Wartungsplan zu erstellen, müssen die wichtigen Teile zur Wartung gelistet und ihre Lebenszeiten auf Basis historischer Werte evaluiert werden. Diese Aufgabe ist zeitintensiv und benötigt zusätzliche Kapazitäten, die dem Unternehmen regulär meist nicht zur Verfügung stehen. Eine weitere Herausforderung ist die Motivation der Mitarbeitenden den Wandel zu unterstützen. Hier bedarf es strukturiertem Change-Management und Trainings, welche die Mitarbeitenden nicht über- oder unterfordern.
Die vorausschauende Instandhaltung birgt weitere Anforderungen. Für das jeweilige Unternehmen muss die passende Softwarelösung ausgewählt und eingeführt werden. Durch die erhöhte Verwendung von Technologie werden auch die Trainings der Mitarbeitenden komplexer. In Abhängigkeit von dem Automationsgrad werden die Investitionen größer. Die Priorisierung der Wartungen und deren Implementation in das System beschreibt eine weitere komplexe Aufgabe.
Um die Implementation im Unternehmen zu erleichtern, kann sie in einzelne Schritte untergliedert werden. Erfahrungen zeigen hier, dass die Einbindung eines erfahrenen Partners in die Einführung empfehlenswert ist, um ein Zurückrudern bei den ersten Hindernissen und die damit verbundenen Fehlinvestitionen zu verhindern.