Keyfacts:
Der globale Pharma-Sektor steht unter steigendem Preisdruck. Nach Schätzungen von KPMG werden die produzierenden Pharmaunternehmen ihre Kostenbasis bis 2030 um etwa 20 Prozent senken müssen, wenn sie ihre durchschnittlich erzielte Gesamtkapitalrendite auf aktuellem Niveau halten wollen. Ein Blick auf die Herstellungskosten der nach Marktkapitalisierung führenden europäischen Pharmaunternehmen zeigt, dass diese sich seit 2012 jedoch kaum verändert haben (Abbildung 1).
Um dem wachsenden Preisdruck zu begegnen, sollten Pharmaunternehmen Potenziale zur Senkung der Herstellungskosten identifizieren und nutzen. Die Optimierung der Prozesse im Bereich Manufacturing spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Die papierlose Fertigung ermöglicht stabilere Prozesse bei geringeren Kosten
Unsere Erfahrung aus unterschiedlichen Kundenprojekten im Pharma-Sektor hat gezeigt, dass sich ein Großteil der Unternehmen im Bereich Operations noch immer auf manuelle Prozesse verlässt. Bei einem Kunden wurden über 20 Millionen einzelne Datenpunkte manuell in den Chargenprotokollen erfasst. Neben riesigen Mengen an Papier entstanden so auch erhebliche Risiken durch mangelnde Datenintegrität. Kann die Produktqualität nicht sichergestellt werden, erhalten Endkunden schlimmstenfalls ein gesundheitsgefährdendes Produkt. Lange Durchlaufzeiten bei der Kontrolle, Fehlerbehebung und Freigabe der Chargenprotokolle führten außerdem zu Produktivitätsverlusten. Dieses Beispiel illustriert, welche immensen Optimierungspotenziale viele Pharmaunternehmen im Bereich Manufacturing noch haben.
Daher wird die papierlose Fertigung in Zukunft essenziell sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die elektronische Chargendokumentation, auch als Electronic Batch Record (EBR) bezeichnet, ist ein wichtiger Bestandteil dieser Entwicklung. Nur so können Pharmaunternehmen bestehende Prozessineffizienzen und -unsicherheiten beheben, ihre Kostenbasis senken und letztlich ihre Konkurrenzfähigkeit langfristig sichern.
Die Digitalisierung der Produktionsprozesse ist der Schlüssel zur Operational Excellence
Ein weiteres Kundenprojekt für einen Auftragsfertiger der Pharmaindustrie zeigt, dass auch komplexe Gegebenheiten kein Grund sind, vor der Digitalisierung der Prozesse zu kapitulieren. Bei diesem Kunden wurde erfolgreich die komplexe Systemlandschaft bestehend aus Wiegesystem, Serialisierungssystem und automatischem Lager digitalisiert.
Das Kundenbeispiel zeigt auch das Potenzial der papierlosen Fertigung: Durch die Digitalisierung der kritischen Prozesse im Bereich Manufacturing konnte das Risiko der Datenintegrität um etwa 75 Prozent reduziert werden. Verluste aufgrund falscher Chargenzusammensetzungen wurden eliminiert. Als neuer Standard gilt Right-First-Time, also die auf Anhieb fehlerfreie Produktion. So hat das Unternehmen die Durchlaufzeiten bei der Kontrolle von Chargenprotokollen um über 95 Prozent reduziert.
Ein weiterer Vorteil digitaler Prozesse in der Produktion ist der Zugang zu den Prozessdaten, die jeden einzelnen Fertigungsschritt transparent machen. Über Datenanalysen können Unternehmen Potenziale identifizieren und kontinuierliche Verbesserungsmaßnahmen anstoßen. Dies ebnet den Weg zur Operational Excellence in der Produktionsstätte und sichert ein hohes Produktivitätsniveau bei gleichzeitig maximaler Flexibilität in der Produktion. Diese Flexibilität ist wichtig, um schnell auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren und reibungslos neue Produkte in die Produktionsprozesse integrieren zu können.
Der wachsende Marktanteil der Generika steigert den Wettbewerbsdruck
In den vergangenen Jahren haben Generika kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Diese Nachahmerpräparate basieren auf dem gleichen Wirkstoff wie bereits zugelassene Medikamente, wodurch sie in der Regel günstiger vertrieben werden können. Wie Abbildung 2 zeigt, ist der Anteil der Generika am Umsatz der europäischen Pharmabranche deutlich gestiegen. In Deutschland sind sie schon heute für 80 Prozent des Umsatzes verantwortlich (siehe Abbildung 3).
Da nach und nach viele Medikamente ihren Patentschutz verlieren, werden Generika immer wichtiger für die Pharmaunternehmen. Weiter beschleunigt wird diese Entwicklung durch die Einführung von Biosimilars, den Nachahmerpräparaten von Biopharmazeutika. KPMG erwartet, dass in Zukunft über 90 Prozent des Umsatzes der Pharmabranche weltweit auf Generika entfallen. Diese Entwicklung wird den Wettbewerb in der Pharmabranche weiter verstärken.
Ausfälle in der Supply Chain und ineffiziente Produktionsprozesse können die Marktposition gefährden
Durch den steigenden Konkurrenzdruck werden solide Lieferketten und eine effiziente und zuverlässige Produktion immer wichtiger. In diesem Wettbewerbsumfeld können Defizite in diesen Bereichen im schlimmsten Fall zu direkten Verlusten des eigenen Marktanteils führen.
Wollen Pharmaunternehmen auch in Zukunft konkurrenzfähig sein und ihre Marktposition ausbauen, sollten sie frühzeitig in ihre Supply Chain investieren. Mit einer umfassenden Digitalisierungsstrategie können die Unternehmen Daten nutzen, um ihre Lieferketten kontinuierlich zu verbessern. Alle Produktionsprozesse sollten auf dem Grundsatz der Operational Excellence basieren, also auf der fortlaufenden Optimierung der Kernprozesse hinsichtlich Effizienz und Effektivität.
Mit einem Maturity Assessment der Pharma-Experten von KPMG können Unternehmen innerhalb weniger Tage Optimierungspotenziale im Bereich Manufacturing identifizieren. Nach diesem ersten Schritt können gemeinsam konkrete Handlungsmaßnahmen definiert und terminiert werden. Dank sogenannter „Quick Wins“, einer Reihe schnell umsetzbarer Maßnahmen zum Einstieg, erhalten die Unternehmen erste messbare Ergebnisse schon innerhalb kurzer Zeit.
Personalised, therapeutic cancer vaccination, electronic blood vessels and smart implants: Companies in the industry should have these developments on their radar.
Studie herunterladen