Process Mining sorgt für vollen Durchblick

Wie sich heute alle Prozesse durchleuchten lassen, die digitale Fußspuren hinterlassen.

Natürlich wünscht sich niemand von uns die vor-digitalen Zeiten zurück, aber das muss uns nicht an der Erkenntnis hindern, dass gerade die immensen Möglichkeiten dieser Digitalisierung auch neue Herausforderungen mit sich bringen. Die größte davon: Komplexität. Prozesse sind netzwerkartig verbunden, und viele dieser Netzwerke entwickeln sich in rasanter Geschwindigkeit zu einem schwer durchschaubaren Geflecht – einer Art Blackbox. Spätestens mit dem technisch nächsten Schritt – der Künstlichen Intelligenz – sind dann Verarbeitungstechniken und Effekte der Digitalisierung nur noch schwer zu begreifen – und noch schwerer begreiflich zu machen.
Was wir uns alle an dieser Stelle wünschen, ist mehr Transparenz, mehr Durchblick, der dabei hilft, Optimierungspotentiale schnell zu erkennen und Lösungskonzepte zu erarbeiten. Konventionell, also händisch, lässt sich diese Transparenz nicht mehr herstellen. Denn abgesehen von der Tatsache, dass dieser Ansatz zu aufwändig ist und zu teuer, sind Sichtprüfungen von Dokumentationen durch Menschen fehleranfällig. Außerdem eignen sich Aussagen, die auf einer Mischung aus subjektiver Wahrnehmung und Fakten basieren, kaum dazu, belastbare, übertragbare Aussagen und damit Problemlösungen zu liefern.

Abweichungen und Auffälligkeiten auf Knopfdruck finden

Moderne Mediziner verlassen sich bei einer Diagnose schließlich auch nicht nur auf ihr Bauchgefühl oder das Abtasten einzelner Körperteile, sondern sie nutzen ein Röntgengerät, um damit quasi einen objektiven Blick ins Innere des Patienten zu werfen.

Genauso arbeitet auch die Process Mining-Technologie: Sie durchleuchtet alle Prozesse, die digitale Fußspuren hinterlassen. Im IT-System protokollierte Ereignisse werden dabei auf Basis von Zeitstempeln rekonstruiert – ein echtes Reverse Engineering auf Prozessebene. Damit lassen sich nicht nur komplizierteste Strukturen durchblicken und anschaulich darstellen, sondern auch Abweichungen und Auffälligkeiten messen und visualisieren. Was dabei entsteht, sind ganzheitliche Lösungen, die die Ursachen von Symptomen auf Knopfdruck identifizieren.
Bricht man diese Ereignisprotokolle weiter herunter, zum Beispiel indem man sie mit bestimmten Warengruppen verknüpft, dann ergeben sich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Tiefenanalyse und der anschließenden Optimierung von Prozessen – etwa durch Compliance-, Risiko- und Betrugsanalysen.

Fakten erleichtern Entscheidungen

Process Mining durchleuchtet also durch die Rekonstruktion der Belegflüsse und deren Visualisierung detailliert IT-gestützte Prozesse, macht sichtbar, was im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung schwer durchschaubar geworden ist. Die Stärke dieser Methodik liegt vor allem darin, Schwachstellen aufzudecken, indem sie nicht die vorgegebenen, sondern die tatsächlich gelebten Abläufe visualisiert.
Wer das Große und Ganze verstehen will, muss eben auch hinter die Kulissen blicken. Am Ende geht es darum, Fakten in Händen zu halten, die zur Entscheidungsgrundlage für konkrete Handlungsoptionen werden. Die Zeiten, in der Ärzte ausschließlich auf Basis ihres Bauchgefühls Diagnosen verkünden, sind zurecht vorbei. Und auch bei der Analyse von Unternehmensprozessen ist es an der Zeit, das Licht einzuschalten, Licht, das unter die Haut geht.

Die aktuelle Ausgabe des Governance-Magazins finden Sie hier.
Sie trägt den Titel: „Digital bis ins Detail“ und enthält neben dem Text zum Thema Process Mining eine Fülle weiterer lesenswerter Artikel rund um Governance und Compliance.