Unternehmen auf der Suche nach Kapital sollten ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept auf dem Schirm haben. Denn: Nachhaltigkeit spielt im Bewusstsein vieler Menschen und in der Wirtschaft eine immer größere Rolle. Sich auf dieses Thema zu konzentrieren hat nicht nur direkte Auswirkungen auf das eigene Image, sondern kann maßgeblich zum Unternehmenswert beitragen. Und dieser Trend wird sich weiter verstärken, wenn die Generation Y, die ab 1990 Geborenen, an den Schalthebel von Politik und Wirtschaft sitzen.
Die wichtigsten Aspekte von Nachhaltigkeit werden unter dem Kürzel ESG zusammenfasst. Dabei steht ESG für ein umfassendes Konzept, das auf das Gemeinwohl zielt und die Aspekte Environment, Social und Governance einschließt – also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.
Diese Themen finden sich mittlerweile in vielen nichtkodifizierten regulatorischen Standards („Soft Laws“) wieder. Und immer mehr Marktteilnehmer lassen sich darauf ein. Das gilt auch für Private-Equity-Häuser: Die „United Nation Principles for Responsible Investments“ (UNPRI) werden von mehr als 2.400 Investmentfonds weltweit anerkannt.
ESG zu ignorieren, senkt den Unternehmenswert
ESG-Aspekte zu ignorieren, ist nicht nur schlecht für die Reputation eines Unternehmens, sondern auch für dessen Bewertung. Gerade in jüngster Zeit wurde eine ganze Reihe von Fällen bekannt, in denen die Missachtung der genannten Standards Unternehmenswerte negativ beeinflusst hatte.
Wobei das Image die Unternehmensbewertung zunehmend beeinflussen kann. Das Reporting über ESG-Themen stellt bei vielen Investoren längst eine Variable ihrer Prognosemodelle dar und nimmt so unmittelbar Einfluss auf die Auswahl ihrer Investments. Auch deshalb ist es für Private-Equity-Häuser imminent wichtig, sich bei geplanten Zukäufen nicht nur intensiv mit ESG-Anforderungen auseinanderzusetzen und potenzielle Risiken einzupreisen, sondern auch transparent darüber zu kommunizieren.
Frühzeitig relevante Aspekte ermitteln
Kursentwicklungen und erste Studien lassen den Schluss zu, dass ESG-Programme tatsächlich dazu beitragen, Renditen zu steigern und Unternehmensrisiken zu mindern. Vor diesem Hintergrund ist es für Fondsmanager unerlässlich, schon in der Investitionsphase relevante Aspekte zu ermitteln. Dabei sollte sich der Blick nicht nur darauf richten, inwieweit ein Kandidat international anerkannte Standards und Richtlinien bereits umsetzt. Es ist ebenso wichtig, wie die Geschäftsleitung mit Nachhaltigkeitsthemen umgeht und Corporate-Governance-Systeme im Unternehmen verankert worden sind.
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit nimmt weiter zu
Die ESG-Due-Diligence kann im Verlauf eines Deals sowohl den Kaufpreis als auch die im Vertrag zu fixierenden Garantien, Gewährleistungen und Verpflichtungen beeinflussen und so echten Mehrwert schaffen. Im umgekehrten Fall, also wenn ESG-relevante Aspekte bei Kaufentscheidungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden, entstehen mitunter hohe Kosten oder schwerwiegende Reputationsschäden, die dann auch den betroffenen Private-Equity-Häusern angekreidet werden können.
Blackrock redet Vorständen zu ESG ins Gewissen
Larry Fink, Chef des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock, nahm in einem Schreiben zu Beginn des Jahres die Schwergewichte der Aktienindizes in die Pflicht. Blackrock sei „zunehmend geneigt“, Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit nicht ernst genug nehmen, seine Zustimmung zu verweigern. Transparenz in Nachhaltigkeitsfragen, so Fink, werde in Zukunft immer stärker darüber entscheiden, „ob sich ein Unternehmen das nötige Kapital beschaffen kann“.
Ignorieren dürfte diese Warnung in Deutschlands Konzernzentralen niemand: Blackrock ist für viele Dax-Unternehmen der größte Investor.