Ein Verhalten, das auf der Gegenseite als Reputationsschaden umgehend auch finanzielle Auswirkungen hat: 77 Prozent der von Reputationsschäden betroffenen Unternehmen teilen mit, dass sie Nachteile hatten, nachdem wirtschaftskriminelle Handlungen ihrer Mitarbeiter bekannt wurden.
Fehleinschätzung auf Unternehmensseite
Dabei zeigt sich – wie auch in den Studien der vorherigen Jahre – weiterhin ein verblüffendes Detail in der Risikoeinschätzung der Unternehmen. So sehen 80 Prozent aller Befragten ein hohes beziehungsweise sehr hohes Risiko für deutsche Unternehmen, Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden. Das Risiko für das eigene Unternehmen hingegen sehen lediglich 32 Prozent der Befragten. „Wie die Studie zeigt, ist das eindeutig eine Fehleinschätzung“, sagt Geschonneck.
Betrug und Untreue bilden mit insgesamt 45 Prozent in diesem Jahr die am häufigsten genannte Deliktart. Während insgesamt die Deliktzahlen in allen Bereichen rückläufig sind, gibt es im Bereich der Geldwäsche steigende Deliktzahlen von vier Prozent im Jahr 2014 auf nun elf Prozent. „Geldwäsche ist ein Folgedelikt“, sagt Geschonneck, „bei dem bereits im Voraus entsprechende Ermittlungen und dann oft auch Verurteilungen stattfinden.“ Die nun steigende Deliktzahl führt er zurück auf eine Gesetzesverschärfung auf europäischer Ebene, deren Umsetzung in deutsches Recht gerade in Arbeit ist und bereits jetzt die Sensibilität in Sachen Geldwäsche in den Unternehmen schärfe.
Keineswegs geschärft scheint hingegen in vielen Unternehmen der Umgang mit Fällen von Wirtschaftskriminalität zu sein. Hier zeigen sich die befragten immer unzufriedener mit der eigenen Leistung. Gaben im Jahr 2014 nur vier Prozent der Befragten an, nicht angemessen auf Wirtschaftskriminalität im eigenen Unternehmen reagiert zu haben, so sind es in diesem Jahr 63 Prozent.
Reaktionsversäumnisse bei Wirtschaftskriminalität
Die eigene Aufklärung versage in vielen Fällen, wie insgesamt der Umgang mit wirtschaftskriminellen Fällen geprägt sei von Reaktionsversäumnissen. Insbesondere die unternehmensinterne Kommunikation der Vorgänge bereitet 27 Prozent der Befragten Probleme, bei der Beweissicherung sehen 24 Prozent der Befragten Versäumnisse, die Koordination des weiteren Vorgehens schließlich stellt 23 Prozent vor große Schwierigkeiten. Dabei wird deutlich, dass das Risiko in vielen Unternehmen bisher unterschätzt wird – und entsprechende Frühwarnsysteme entweder nicht vorhanden sind oder im Fall der Fälle nicht funktionieren.
„Häufig wendet sich ein Hinweisgeber auf die kriminellen Umtriebe als erstes an das Unternehmen selbst“, sagt Geschonneck. Wenn diese Hinweise in den Firmen jedoch nicht angemessen aufgenommen werden würden, dann „ist es häufig nur eine Frage der Zeit, bis erst die Öffentlichkeit, später dann die Staatsanwaltschaft diesen Hinweisen nachgeht.“ Der Effekt sei verheerend: Ein Unternehmen agiert dann nicht mehr, sondern reagiert, sagt Geschonneck. „Es wird getrieben vom externen Ermittlungsdruck. Und es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit viel Geld und Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern verlieren.“
Studie „Wirtschaftskriminalität in Deutschland 2016“ hier herunterladen.