Jakarta Skyline: China, Indonesien, Vietnam, Thailand: eine neue Asienstrategie für deutsche Unternehmen.

Zeit für eine neue Asien-Strategie

Während die Aussichten für China ambivalent bleiben, lohnt der Blick in die Nachbarländer

Lapidar könnte man von den Asia-Wochen der deutschen Wirtschaft sprechen:

–   Mitte vergangener Woche reiste Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier samt Business-Delegation nach Japan. Ein Besuch im Insights-Center von KPMG inklusive.

–   Vom 1. bis 3. November fand in Jakarta die Asia Pacific Conference of German Business in Jakarta statt.

–   In Shanghai wiederum treffen sich seit Montag Tausende Vertreter zur fünftägigen China International Import Expo (CIIE).

Verschiebung des Fokus

Das ist insgesamt eine halbwegs zufällige Ballung – und dennoch zeigt sie, welche Bedeutung den Märkten Ost- und Südostasiens zukommt und auch, wie sich der Fokus deutscher Unternehmen innerhalb der Region erweitern muss.

Blicken wir zunächst auf den größten Player, China.

Kein Handel auf Augenhöhe

Die CIIE bildet den Grundstein für den von Xi Jinping ausgegebenen Plan, in den kommenden 15 Jahren Waren im Wert von 40 Billionen Dollar zu importieren. Die Worte des chinesischen Präsidenten klingen, wie so oft, ausgesprochen positiv aus Sicht deutscher Unternehmen.

Bislang jedoch folgten den Worten meist nur magere Taten. Ja, immerhin gibt es mittlerweile einzelne Lockerungen bei Investitionsregelungen und dem bisherigen Zwang zu Joint Ventures. De facto aber, findet mit China kein Handel auf Augenhöhe statt.

Öffnet sich China?

Dennoch bin ich überzeugt, dass China den Markt kontinuierlicher und zügiger liberalisieren wird. Nicht zuletzt die harte US-Politik mit Sanktionen und Investitionsbeschränkungen sowie eine sich möglicherweise abflauende chinesische Konjunktur könnten den Wandel beschleunigen.

Was aber nicht heißt, dass deutsche Unternehmen jetzt die restlichen Anteile ihrer chinesischen Töchter von den chinesischen Joint-Venture-Partnern übernehmen werden. Denn der Kaufpreis hierfür wäre aktuell auf einem historischen Höchststand und viele deutsche Unternehmen brauchen die Unterstützung ihrer Joint-Venture-Partner für den Vertrieb in China.

Sicherheitshalber zweigleisige Strategie fahren

Trotzdem empfehle ich eine zweigleisige Strategie – die sich zum Glück leichter fahren lässt, denn je.

Dass die Abhängigkeit von einem Markt, zumal einem äußert politisch geprägten, nicht zu groß werden sollte, ist jedem Unternehmer klar. Die notwendige Diversifizierung war aber bislang auch nicht ganz einfach aufgrund der überragenden Strahlkraft Chinas mit seinem jahrzehntelangen Aufschwung.

Höhere Wachstumsraten als in China

Und da lohnt der Blick nach Südostasien, der ASEAN-Region. Voraussichtlich werden die Wachstumsraten in den ASEAN-Ländern die Wachstumsraten in China in den kommenden fünf Jahren übertreffen.

Der große Wachstumstreiber in Asien in den kommenden Jahren ist das Hereinwachsen mehrerer hundert Millionen Menschen in die Mittelklasse-Schicht. Heraussticht dabei Indonesien, dessen 260 Millionen Einwohnern es zum viertbevölkerungsreichsten Land der Welt machen. Deren Konsumbedarf schafft für deutsche Unternehmen einen enormen neuen Markt, erfordert aber Investitionen und Engagement vor Ort.

Investorenfreundliche Bedingungen

Indonesien ist für Investoren unter anderem wegen des innovativen Indonesia Investment Guarantee Fund (IIGF) hochinteressant. Der IIGF beinhaltet Garantien für Public-Private-Partnership Infrastrukturprojekte.

Auch Vietnam, Thailand und Kambodscha dürften in den kommenden Jahren deutlich enger in die Wertschöpfungsketten deutscher Unternehmen integriert werden dank hoher Produktionsstandards bei vergleichsweise niedrigen Lohnkosten.

Aufgrund der besonderen Rolle und Größe Chinas, empfehle ich allerdings, das China-Geschäft vom sonstigen Asien-Geschäft organisatorisch abzuspalten und beides separat zu führen.

Japan als strategischer Partner

Stattdessen könnten deutsche Unternehmen auf Partnerschaften mit japanischen Konzernen setzen. Sie verfügen häufig bereits über enge Kontakte nach Südostasien. Zudem profitieren sie von den Freihandelskonditionen des transpazifischen Abkommens CPTPP.

Ohnehin kommt Japan eine besondere Rolle als Verteidiger der Globalisierung und des Internationalismus zu. Die olympischen Spiele 2020 werden davon nur das sichtbarste Zeichen sein. Entscheidender sind das europäisch-japanische Freihandelsabkommen Jefta, das wichtige Rahmenbedingungen manifestiert, und der erste Besuch eines deutschen Wirtschaftsministers in Japan seit acht Jahren in der vergangenen Woche.

Fazit

All das wird den deutschen Außenhandel enorm beflügeln. Umso mehr, wenn die neue Seidenstraße nicht nur als Einbahnstraße umgesetzt wird.