Licht im Dschungel der Cloud-Kosten

Wie Tagging für ein effektives Cloud-Kostenmanagement sorgt

Keyfacts:

  • Die Ausgaben für Cloud-Services werden für Finanzdienstleister häufig schnell unübersichtlich.
  • Um die Kontrolle über die Kosten zu behalten, lohnt sich der Aufbau eines Kostenmanagements mit Tagging-Strategie.
  • Denn: Werden Ressourcen mit einzeln auswertbaren Metadaten, sogenannten Tags, versehen, können sie später in der Kostenübersicht besser zugeordnet werden.

Cloud-Lösungen sorgen für mehr Agilität, Schnelligkeit und Skalierbarkeit – das begeistert immer mehr Entwicklungs- und Betriebsteams in Finanzunternehmen. Workloads (Arbeitslast einer Computer-Komponente) werden zunehmend auf die Cloud übertragen. Steigend mit dem Volumen der Rechenkapazität potenzieren sich auch die Kosten, welche für die Cloud-Plattformen anfallen.

Die Cloud-Anbieter werben mit einem „Pay-as-you-go“-Ansatz – also damit, nur die Leistungen abzurechnen, die wirklich genutzt werden. Finanzinstitute tun sich jedoch schwer, diese agilen und meist „kryptisch“ anmutenden Rechnungen in ihre bestehenden Kostenstrukturen zu integrieren. Abrechnungsdaten können zwar in Echtzeit „on demand“ abgerufen werden, doch die Interpretation und somit auch die Weiterberrechnung ist hochkomplex.

In diesem Zusammenhang bekommt das Cloud-Cost-Management eine zentrale Bedeutung. Ziel ist es, einen besseren Überblick über die Gesamtkosten zu erhalten und unnötige Kosten zu vermeiden. Eine Verprobungsphase im kleinen Maßstab kann helfen, die Verantwortlichen mit dem Themenfeld vertraut zu machen.

Schrittweise zum Cloud-Cost-Management

Die Einführung eines Cloud-Cost-Managements ist genau wie der Aufbau von Cloud-Applikationen ein iterativer Prozess:

Quelle: KPMG in Deutschland, 2023.

Im ersten Schritt sollte eine Übersicht über die bestehenden Kosten und notwendigen Zuordnungen (Tagging und Showback) gewonnen werden. Das lässt sich über die Zuordnung der Ressourcen auf Applikationsebene, das sogenannte Tagging, sicherstellen. Anschließend erfolgt die transparente Kommunikation der Kosten (Showback).

Im zweiten Schritt werden die zugewiesenen Kosten über geeignete Schlüssel weiterverrechnet. Hierbei sollte sich an bestehenden Verrechnungsmodellen aus dem Finanzinstitut orientiert werden. Die zu belastenden Stellen erhalten Budget für die neu allokierten Ausgaben.

Im dritten Schritt werden Alarmierungs- und Kontrollmechanismen in die bestehende Plattform integriert. Diese sichern sowohl die Abteilungen vor Fehlentwicklungen/-konfigurationen, als auch das Finanzinstitut vor unsachgemäßen Bestellungen oder kostenintensiven Angriffen von außen ab.

Spätestens ab diesem Punkt ist die Konzeption der drei Schritte auf alle Workloads in der Cloud auszurollen. Anschließend können die Kosten über Leerkosteneleminierung, Lastverteilung und Hebung von Rabatten gesenkt sowie individuelle Dashboards mit geeignete KPIs erstellt werden.

Tagging als notwendige Basis eines funktionierenden Cloud-Cost-Managements

Um die anfallenden Kosten transparent zu machen, sollten die Ressourcen (wie virtuelle Maschinen, Netzwerke) mit Tags versehen werden. Tags sind einzeln auswertbare Metadaten, mit welchen die Ressourcen in geeigneten Datenauswertungstools (wie Tableau oder PowerBI) gruppiert und ausgewertet werden können.

Um eine saubere Auswertung zu ermöglichen, ist im Vorfeld eine einheitliche Namenskonvention festzulegen. Dabei ist auf die exakte Nomenklatur (inklusive Groß- und Kleinschreibung sowie Interpunktion) zu achten, da sonst die Auswertung aufgrund von Datenqualitätsproblemen nicht möglich ist. Die Namenskonvention sollte sich an der Konfigurationsdatenbank (CMDB) des Finanzdienstleisters orientieren. Dadurch wird sichergestellt, dass die Tags in allen Anwendungen konsistent und eindeutig sind.

Es ist sinnvoll, mindestens die zuzuordnende Applikation, die zugrunde liegende Technologie (z.B. VM Scale Sets) sowie die Bereitstellungsumgebung (zum Beispiel Dev, Test, Prod) zu taggen. Hierdurch ist die direkte Zuordnung der Technologien und Umgebungen sichergestellt, sodass schnell auf die entsprechenden Ressourcen gefiltert werden kann. In der Praxis ist es außerdem üblich, weitere Metadaten wie die ID eines Entwicklungsteams oder von Verantwortlichen zu taggen.

Grundvoraussetzung sollte sein, dass sich die Daten möglichst wenig ändern, da sonst der Arbeitsaufwand den Nutzen schnell übersteigt. Hierdurch ist die schnelle Zuordnung der Verantwortlichkeiten möglich, wenn Ressourcen von speziellen Sachverhalten wie exponentiellen Kostensteigerungen betroffen sind. Mittels Automatismen (z.B. über Policies) sollte außerdem sichergestellt werden, dass entsprechende Tags bei neu erstellten Ressourcen zwingend vergeben werden, sodass alle Elemente automatisch getaggt sind. Anschließend können den Entwicklungsteams mithilfe von Show- und Chargeback die Budgets zugewiesen und die Kosten so operativ in Rechnung gestellt werden.

Erfolgsfaktoren für den Aufbau eines Cloud-Cost- Managements mit Tags

Um ein Cloud-Kostenmanagement erfolgreich zu etablieren, lassen sich zusammenfassend drei Erfolgsfaktoren nennen:

  1. Abgestimmte, einheitliche Tag-Namenskonvention und umfangreiches, lückenloses Tagging der Ressourcen
  2. Start eines stringenten Prozesses entlang des Lifecycles des Cloud-Cost-Managements – beginnend bei der Konzeption bis hin zum regelmäßigen Monitoring
  3. Umsetzung von automatisierten Kontrollen und verpflichtende Nutzung von Tags

Mithilfe des Taggings ist die Operationalisierung von Chargeback, Budgetierung und Alarmierungs- und Kontrollmechanismen möglich. In der anschließenden Optimierungsphase können die Kosten gezielt gesenkt und für relevante Stakeholder adressatengerecht dargestellt werden.

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