Private-Equity-Investoren als Sprungbrett zum Kapitalmarkt

Familienunternehmen im Fokus

Die längste Zeit galten Familienunternehmen und Private-Equity-Investoren als größtmögliches Gegensatzpaar. Insbesondere wenn es um die Nachfolgeplanung geht, sind Unternehmensbeteiligungen und der Gang an den Kapitalmarkt jedoch vielversprechende Optionen. Schritte also, bei denen Familienunternehmen von einer Partnerschaft mit Private-Equity-Investoren profitieren können. Höchste Zeit, alte Klischees über Bord zu werfen und einen Perspektivwechsel vorzunehmen.

Es gibt zahlreiche Gründe, warum Familienunternehmen einen steigenden Finanzierungsbedarf haben können. Seien es Veränderungen aufgrund der Digitalisierung, dem Wunsch nach mehr Wachstum oder Internationalisierung. Manchmal ist der verfügbare finanzielle Gestaltungsspielraum geringer als nötig oder die Risikobereitschaft nicht groß genug. In Situationen wie diesen stellen die Finanzierungsmodelle von Private-Equity-Investoren eine aussichtsreiche Option dar.

Auch beim Wechsel von Gesellschaftern oder der Nachfolgeplanung stehen Familienunternehmer immer häufiger vor der Aufgabe, alternative Wege zu gehen. Bei einer wachsenden Zahl von Fällen gelingt die Weitergabe an die nächste Generation nicht mehr. Der Einstieg eines Private-Equity-Investors kann nicht nur Fragen des Finanzierungsbedarfs, sondern solche Herausforderungen bei Nachfolgeregelungen lösen und ein ideales Sprungbrett für einen späteren Kapitalmarktzugang darstellen.

Nachfolgeplanung als Chance

Die wirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen darf nicht unterschätzt werden. Fragen der Nachfolgeplanung haben darum eine essenzielle Bedeutung. Immer häufiger ist es jedoch nicht möglich, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln. Private-Equity-Investoren können gerade in diesen kritischen Situationen eine Unterstützung sein.

Bei einem Gesellschafterwechsel oder der Nachfolgeplanung stellt sich ganz prinzipiell die Frage nach der Zukunft eines Unternehmens. Dabei gilt es alle Optionen zu prüfen und am Ende abzuwägen, welches Modell am ehesten im Sinne der Eigentümerfamilie ist. Bislang hat die Angst vor der Aufgabe der eigenen Entscheidungsbefugnis das Verhältnis von Familienunternehmern und Private-Equity-Investoren belastet.

In den vergangenen Jahren haben sich aber sowohl die Reputation als auch die Geschäftsmodelle von Private-Equity-Gesellschaften verändert. Seither gibt einen offeneren Blick auf Beteiligungsmodelle wie beispielsweise Minderheitsbeteiligung und eine Anerkennung der Kapitalmarktexpertise, die Private-Equity-Investoren in eine Partnerschaft einbringen können. Neben den Finanzierungsmitteln und dem Fachwissen erweitert eine solche Partnerschaft auch das Netzwerk sowie den Zugang zu bestimmten (Kapital-)Märkten.

Familienunternehmen im digitalen Wandel

Nicht nur Fragen des Generationenwechsels beschäftigen derzeit viele Familienunternehmen. Auch die Digitalisierung ist aktuell eine ihrer drängendsten Herausforderungen. In den kommenden Jahren gilt es hier unter Beweis zu stellen, dass Tradition und Moderne Hand in Hand gehen. Immer mehr Geschäftsmodelle sind durch das disruptive Marktgeschehen unter Druck gesetzt. Familienunternehmen bilden hier keine Ausnahme.

Wenn es um Innovationskraft, die digitale Transformation und die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit geht, stellen Partnerschaften mit Private-Equity-Investoren bislang zwar eher die Ausnahme als die Regel dar. Da sich in puncto Digitalisierung aber die Interessen von Familienunternehmen und Private-Equity-Investoren überschneiden, bietet sich hier ein bislang ungenutztes Potenzial, um gemeinsam zu wachsen.

Darüber hinaus können Familienunternehmen von der Erfahrung und der fachlichen Expertise von Private-Equity-Gesellschaftlichen hinsichtlich der strategischen Neuausrichtung profitieren.

Herausforderungen und der Gang an die Börse als Perspektive

Eine Herausforderung bei Überlegungen hinsichtlich einer Partnerschaft zwischen Familienunternehmen und Private-Equity-Investoren ist der unterschiedliche Zeithorizont: Während Familienunternehmen eher gewohnt sind in Generationen zu denken, bewegen sich die Entscheidungen von Private-Equity-Investoren im Zeitraum von fünf bis maximal zehn Jahren. Die Perspektive für mögliche Partnerschaften sollte darum sein, auch über einen längeren Zeitraum zum gegenseitigen Nutzen zusammenzuarbeiten.

Bei Beteiligungen von Private-Equity-Investoren muss es nicht immer gleich um eine Mehrheitsbeteiligung oder den Verkauf gehen. Auch ein Börsengang ist eine interessante Option für Familienunternehmen, die mit der Frage der Nachfolgeregelung beschäftigt sind. Eine Partnerschaft mit Private-Equity-Investoren kann bei ihnen ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zum IPO sein.

Private Equity als Sprungbrett für einen späteren Kapitalmarktzugang

Wie eingangs erwähnt, gibt es zahlreiche unterschiedliche Motive, die für einen Einstieg von Private-Equity-Investoren in Familienunternehmen sprechen. Die drei wichtigsten Gründe, die insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen Vorbereitung auf einen Börsengang ein Argument für eine Beteiligung sein können, sollen hier beispielhaft kurz erläutert werden.

  1. Familienunternehmen können mit der Unterstützung von Private-Equity-Investoren eine Überbrückungsfinanzierung bis zum eigentlichen Börsengang erlangen. Diese kann sowohl in Form von einer Eigen- oder Fremdkapitalfinanzierung erfolgen oder einer Mischform, der sogenannten „Mezzanine-Finanzierung“.
  2. Durch eine Beteiligung von Private-Equity-Investoren können Unternehmen zudem an die Anforderungen des Kapitalmarktes herangeführt werden. Beispielsweise durch die Optimierung des Reportings im Unternehmen. Denn in der Regel verlangen Private-Equity-Investoren ein umfassendes und investorengerechtes Reporting. Damit einher geht häufig die Einführung oder Umstellung auf die internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS – eine ideale Vorbereitung für einen späteren Börsengang.
  3. Nicht zuletzt partizipieren Familienunternehmer von der Erfahrung von Private-Equity-Gesellschaften. Denn viele der Investment Manager haben bereits einschlägige Erfahrung mit Börsengängen, die sie in der jeweiligen Situation einbringen können.

Fazit: Zeit für eine neue Sichtweise

Eine genaue Analyse des Verhältnisses von Familienunternehmen und Private-Equity-Investoren zeigt, dass die vormals verbreiteten Klischees und Vorurteile längst nicht mehr stimmen. Das zeigt sich schon allein daran, dass Familienunternehmen und Private-Equity-Investoren gleichermaßen an neuen Technologien und der Digitalisierung interessiert sind.

Beide Seiten können von einer partnerschaftlichen Beziehung profitieren. Die Beteiligung von Private-Equity-Investoren können sowohl klassische Themen wie den durch die Digitalisierung steigenden Finanzierungsbedarf lösen, aber auch neue Perspektiven bei Fragen der Nachfolgeregelungen eröffnen. Insbesondere bislang wenig genutzte Optionen wie der Schritt an die Börse kann durch Partnerschaften mit Private-Equity-Investoren wesentlich erleichtert werden.

 

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