Wie Banken Nachhaltigkeit fest in der Finanzarchitektur verankern können

Datenanreicherung stößt bei ESG an Grenzen – ein grundlegender Umbau lohnt

ESG mit Fragen rund um Ökologie, Soziales und Unternehmensführung wird immer wichtiger für Investor:innen, Verbraucher:innen, Bankenaufsicht und Mitarbeitende. Doch erst Schritt für Schritt wird deutlich, was die damit verbundenen Vorgaben im Detail bedeuten. So müssen Banken bald mehrere hundert zusätzliche Datenfelder im Rahmen des ESG-Reportings erfassen. Die reine Datenanreicherung stößt bei ESG daher schnell an Grenzen – ein weiteres Argument, die digitale Transformation der Finanzfunktion ganzheitlich zu betrachten. 

IT-Systeme müssen dringend auf ESG-Anforderungen angepasst werden 

Für die Kreditinstitute stehen grundlegende Veränderungen an. Sie betreffen nicht nur operative Aufgaben oder nachhaltiges Verhalten im eigenen Haus. Vielmehr müssen die Banken auch detailliert Bescheid wissen über den ESG-Impact und das ESG-Risiko ihrer Kundinnen und Kunden. Damit steht auch die Finanzarchitektur vor erheblichen Anpassungen. 

Vorgaben zur Berichterstattung rund um die Nachhaltigkeit machen Änderungen in Datenbeschaffung und Datenhaushalt notwendig. Viele zusätzliche Daten müssen erhoben und neue Ableitungsmethoden etabliert werden, etwa um neue Finanzierungen und deren ESG-Auswirkungen einschätzen zu können. Institute müssen außerdem bewerten, wie nachhaltig bestehende Kund:innen agieren, um die Engagements entsprechend reporten zu können. 

Mehrere hundert Datenfelder neu zu erfassen 

Lücken im Reporting von ESG-Impact und ESG-Risiken können für Banken sowohl aufsichtsrechtliche Folgen als auch Reputationsschäden nach sich ziehen. Im Vorteil ist, wer einen breiten, gut durchdachten Ansatz wählt. Untersuchungen zeigen, dass Finanzdienstleister, die Nachhaltigkeitsaspekte korrekt umsetzen und darüber Rechenschaft ablegen, schneller wachsen und bei der Bewertung am Kapitalmarkt um bis zu 20 Prozent vor ihren Wettbewerbern liegen.  

Bis zu mehrere hundert zusätzliche Datenfelder müssen Banken im Rahmen des ESG-Reportings künftig erfassen. Zu diesen bankfremden Daten zählen u. a. Projektdetails, etwa wieviel Wasser im Schnitt in einer neuen Wohnanlage verbraucht wird, für die eine Immobilienfinanzierung erfolgt. Zudem ist die Nutzung weiterer Informationen, welche sie aus der eigenen ESG-Berichterstattung – beispielsweise der EU-Taxonomie – ihrer Kund:innen beziehen, notwendig.  

ESG-Auswirkungen auf Informationstechnologie sind komplex 

ESG-Informationen sind zukünftig auch in der eigenen Unternehmenssteuerung der Finanzdienstleiter einzubeziehen. Um die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, muss das Management beispielsweise Schwerpunkte anpassen, das Portfolio umstrukturieren, neue Geschäftsbereiche erschließen oder andere reduzieren.  

Die Folgen der neuen ESG-Anforderungen wirken sich auch auf die IT-Infrastruktur aus. Nicht nur müssen hunderte zusätzliche Daten detailliert erfasst, modelliert und verarbeitet werden. Großteils müssen sie auch in ihrer Granularität verfügbar bleiben. Zum Beispiel, um Einschätzungen gegenüber der Aufsicht oder Investoren nachvollziehbar zu belegen sowie ESG in der eigenen Strategie und Steuerung zu berücksichtigen. Bei der weiteren Verarbeitung kommt es auf die Auswahl der entscheidenden Informationen an, um nicht alle Details durch die gesamte Strecke der Finanzarchitektur leiten zu müssen. 

Manuelle Anreicherung von ESG-Daten noch verbreitet  

Viele Finanzdienstleister stehen bei diesen neuen Reporting-Aufgaben noch am Anfang. Die etablierten Systeme, Data Warehouses und zugrundeliegenden Prozesse sind auf die zusätzlichen Anforderungen nicht ausgerichtet. Die ESG-Anforderungen werden daher im ersten Schritt oft manuell bearbeitet, während eine End-to-End (E2E)-Integration in Systeme, Datenbanken und -modelle sowie automatisierte Prozesse noch zurückgestellt wird.  

Diese Herangehensweise mag im ersten Schritt Kosten sparen, birgt aber erhebliche Risiken, denn die Aufsichtsbehörden legen immer größeren Wert auf funktionierende, sichere IT-Architekturen.  

Neue Technologien der Software-Anbieter helfen beim IT-Umbau 

Es lohnt sich, die fundamentalen Veränderungen im ESG-Reporting als Treiber für die Modernisierung der IT-Landschaft zu berücksichtigen. Zumal bei SAP das neue S/4HANA das alte System R/3 ablöst. Im Sinne einer strategischen Roadmap ist es sinnvoll, bei der Modernisierung der SAP-Systeme, ESG-Anforderungen direkt einzubeziehen und ESG in der neuen Finanzarchitektur fest zu verankern. 

Zusätzlich zu branchenübergreifenden ESG-Lösungen, Reporting Dashboards und der Erweiterung der DWH-Datenmodelle, bieten moderne Subledger-Technologien für Banken und Versicherungen, beispielsweise der Financial Product Subledger (FPSL) bereits heute Funktionalitäten, die das ESG-Reporting unterstützen können. Informationen zur Nachhaltigkeit der Buchwerte und GuV-Positionen können bereits auf Belegebene erfasst, gemäß der Nachhaltigkeit allokiert und direkt für das Reporting aufbereitet werden. Die dafür notwendigen zusätzlichen Datenanforderungen an die Lieferstrecke der Finanzarchitektur können effizient in eine S/4HANA und FPSL Transformation integriert und in den ohnehin notwendigen Testiterationen berücksichtigt werden. 

Diese enge Verzahnung von Accounting, Regulatorik und Reporting ermöglicht eine direkte Nutzbarkeit der Daten für strategische Entscheidungen und Analysen und vermeidet zugleich aufwändige Datenanreicherung inklusive der zusätzlichen Abstimmstrecken. 

Überarbeitete IT-Vision mit ESG als ein Baustein 

Die Finanzdienstleister blicken meist auf gewachsene Strukturen in ihrer IT-Landschaft zurück. Als ein Baustein ihrer zukunftsfähigen IT-Architektur sind die ESG-Anforderungen im Zielbild zu planen und in die vorhandene Digitalisierungs-Roadmap zu integrieren. Dies ermöglicht bereits zeitnah die Ableitung strategischer Handlungsoptionen aufgrund von Bilanz-, Ertrags- und ESG-Daten. Von der Vision, Planung bis hin zur Realisierung bietet KPMG das interdisziplinäre Know-how aus Fach- und Technologie für eine effiziente Integration der ESG-Anforderungen.

 

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Die Zukunft der Finanzfunktion

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Die Finanzfunktion von Banken, Versicherungen und anderen Financial Services-Unternehmen befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Sie hat nicht nur immer mehr Aufgaben zu bewältigen, der CFO und sein Ressort entwickeln sich auch zunehmend zum Business Partner, der dem Management bei strategischen Entscheidungen zur Seite steht. Denn die Finanzfunktion wird immer mehr zum Center of Excellence, in dem zentrale Daten für eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung zusammengeführt, aufbereitet, analysiert und interpretiert werden.

Kein Wunder also, dass derzeit nahezu alle großen Finanzdienstleister in Deutschland an der Neuausrichtung ihrer Finanzfunktion arbeiten und entsprechende Target Operating Models (TOM) entwickeln. Das Ziel: schneller, kostengünstiger und qualitativ besser zu werden – und gleichzeitig den Wertbeitrag der Finanzfunktion deutlich zu erhöhen.

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