Aus Eins und Eins wird Drei: KI erhöht die Wertschöpfung in Transaktionen

KI als Faktor in Transaktionen

Die Technologie bietet Potenzial für alle Phasen einer Übernahme.

Keyfacts:

  • Künstliche Intelligenz kann die Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) im Rahmen von Transaktionen erheblich verbessern.
  • Die Möglichkeiten von KI gehen über die Automatisierung von Prozessen hinaus – die Technologie bietet Investoren und Verkäufern zusätzlich Chancen zur Wertsteigerung.
  • Schon in der Pre-Deal-Phase erweisen sich KI-Wertsteigerungshebel auf Käufer- und Verkäuferseite als vorteilhaft.

In der Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) im Rahmen von Fusionen und Übernahmen (M&A) liegt der Schwerpunkt in der Regel auf dem Identifizieren von Risiken Bei Finanzdienstleistern können beispielsweise eine hohe Abhängigkeit von wenigen Kunden, unzureichend personalisierte digitale Vertriebskanäle oder hohe Beschwerdeaufkommen im Kundenservice als Risiken gelten.

Neben Risiken rücken jetzt zunehmend die möglichen Wertsteigerungspotenziale in den Blickpunkt: Laut einer neuen Studie von KPMG wird es für Finanzdienstleister und Investoren immer wichtiger, bereits zu einem frühen Zeitpunkt in einem Transaktionsprozess Wertsteigerungspotenziale zu identifizieren.

Sowohl operationelle als auch kommerzielle Maßnahmen kommen dafür infrage. So hat die KPMG-Umfrage zur Kostentransformation im Bankensektor gezeigt, dass trotz der jüngsten Verbesserungen bei der Cost-Income-Ratio (CIR) ein großer Bedarf dafür besteht, bei der nächsten Welle von Investitionen in Maßnahmen zur Kostentransformation Mehrwert zu schaffen – und zwar schneller als bisher.

Für die nächsten 12 Monate setzen sich die befragten Banken Einsparziele in Höhe von etwa 10 Prozent, für die kommenden drei Jahre sogar von 20 bis 30 Prozent. Angesichts der aktuellen Inflationsraten ist das ambitioniert. Einen Hebel zur Wertsteigerung – und somit zum Erreichen dieser Ziele – bietet der Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Beyond Savings: Cost optimization for the modern bank

Das Kostenmanagement im Bankensektor konzentriert sich oft nur auf das Senken der Kosten. Damit Kostenverbesserungen erfolgreich sind, sollten sie jedoch nachhaltig sein. Dies erfordert eine kontinuierliche Überprüfung der Ausgaben mehr.

Mehrwert durch Deal: Wertschöpfung in Transaktionen

In der Finanzbranche gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um in Transaktionen Wertsteigerungspotenziale zu identifizieren und zu realisieren. Deal-Teams – ob interne M&A-Abteilungen oder externe Berater – orientieren sich bei diesen Projekten klassischerweise an Aspekten der beiden Dimensionen Geschäfts- und Betriebsmodell (lesen Sie hier zum Beispiel, welche Fragen Käufern von Fintechs dabei helfen, eine Integration wertschöpfend zu gestalten).

Operationelle Vorteile lassen sich durch Maßnahmen zur Steigerung der Qualität und Effizienz der Wertschöpfung identifizieren. Kommerzielle Vorteile umfassen die Verbesserung der Dienstleistung selbst, beispielsweise durch das Erschließen neuer Märkte, durch innovative Produkte oder ein besseres Pricing. Schon innerhalb weniger Wochen lassen sich so entlang des Businessplans sowohl Kosteneinsparungen als auch Wachstumschancen oder Margenverbesserungen aufdecken.

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Neue Möglichkeiten der Wertsteigerung durch künstliche Intelligenz

Eine bisher im Deal-Kontext wenig betrachtete, aber vielversprechende Wertsteigerungsdimension ist künstliche Intelligenz (KI). Sie kann zum Beispiel dafür sorgen, dass eine Organisation ihr wahres Potenzial zu deutlich geringeren Kosten und durch Steigerung der Innovationskraft entfaltet.

Folgende konkrete Wertsteigerungshebel durch KI bieten sich aus unserer Sicht an:

  • Vertrieb: Durch das Auswerten von Daten lassen sich Muster im Kundenverhalten erkennen. Aus den Erkenntnissen können gezielte Vertriebsinitiativen entwickelt werden, und gegebenenfalls wird der Vertrieb anders aufgestellt, damit er noch besser auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten ist. Darüber hinaus ermöglichen kundenorientierte Ertragsmanagement-Strategien durch KI-gesteuerte Kundensegmentierung, die Churn-Vorhersage und personalisierte Empfehlungen eine verbesserte Kundenbindung. Außerdem erleichtern Erkenntnisse auf der Basis von KI-Analysen dynamische Preisstrategien sowie Transparenz über Marktinformationen.

Was leisten Datenplattformen im Deal-Geschäft? #38

Gain.pro-CEO Nicola Ebmeyer hat ein Tool entwickelt, das Transaktionsteams bei der Analyse unterstützt, während KPMG-Experte Marc Poggel die Vorteile von Datenplattformen im Markt-Screening und bei der Kaufpreisfindung betont.

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  • Produkte: Durch die Personalisierung von Produkten können Finanzdienstleister ihre Kunden besser verstehen und rund um die Uhr individuelle Angebote machen, die auf ihre Bedürfnisse und Präferenzen zugeschnitten sind. Das kann zu einer höheren Kundenzufriedenheit und -bindung sowie höheren Umsätzen führen.
    Eine Bank könnte beispielsweise in Betracht ziehen, ihren Geschäftskunden zusätzliche KI-basierte Produkte anzubieten, wie beispielsweise das automatische Abrufen von Rechnungen von ihren Buchhaltungsplattformen, das Extrahieren der erforderlichen Informationen und das Initiieren von Überweisungen. Dieses neue Produkt wird KI nutzen, um Unternehmen auf verschiedene Arten Zeit und Geld zu sparen: von der Bestimmung der besten Übereinstimmung von Belegen mit Transaktionen bis hin zur automatischen Identifizierung ungewöhnlicher Rechnungen oder Transaktionen, um unnötige Ausgaben zu identifizieren und zu stoppen.
  • Kundenservice: Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Einsatz von Chatbots oder virtuellen Assistenten, die eine schnellere und effektivere Kundenbetreuung ermöglichen. Durch die Automatisierung von Kundenanfragen mithilfe von Chatbots (sogenannte Conversational AI) können Unternehmen ihre Effizienz steigern und Kosten senken. Eine KI-unterstützte Kundenserviceplattform bietet zum Beispiel die Möglichkeit, Kundenanfragen automatisch zu beantworten und Kunden-Service-Center zu entlasten.
    Durch schnelle und präzise Antworten auf Anfragen können Unternehmen zudem die Kundenzufriedenheit erhöhen. In der Interaktion von Chatbots und Kunden entstehen darüber hinaus wertvolle Daten, die zur Verbesserung des Kundenservice und des Dienstleistungsangebots genutzt werden können. Insgesamt bietet die Automatisierung von Kundenanfragen somit zahlreiche Vorteile für Unternehmen, die ihre Effizienz steigern und ihre Kundenbindung verbessern möchten.
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Risiken, Kosten und Nutzen sorgfältig gegeneinander abwägen

Künstliche Intelligenz ermöglicht es Finanzdienstleistern also, den Wert ihrer Akquisitionen deutlich zu steigern. Allerdings ist die Implementierung von KI alles andere als trivial. Daher sind schon im Rahmen der Wertsteigerungsidentifikation die grundsätzliche operative und technische Machbarkeit, rechtliche und sicherheitstechnische Risiken, Change-Bereitschaft sowie ethische Bedenken zu berücksichtigen.

Sobald ein potenzieller Weg zur Wertschöpfung aufgezeigt wurde, ist es an der Zeit, die Kosten für Entwicklung und Implementierung zu bewerten und zu entscheiden, ob die Maßnahmen tatsächlich wertsteigernd sind. Es wird vielen Organisationen einfacher fallen, Use Cases auf Kosteneffizienz zu identifizieren – durch Automatisierung und Erweiterung bestehender Arbeitsweisen. Die Bewertung von Use Cases mit Potenzial – durch eine umfassendere Geschäftstransformation oder -modernisierung, wie beispielsweise die Entwicklung von KI-Produkten – wird herausfordernder sein.

Dabei ist es wichtig, die Kosten ganzheitlich zu berücksichtigen – also nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch und sogar reputationsbezogen. Warum ist das so? Zwar verringert der Einsatz von KI den Personalbedarf. Durch den unbedachten Einsatz von Bots können aber auch markenschädigende Gegenreaktionen entstehen. Eine menschliche Überwachung und Validierung der Ergebnisse ist zur Risikosteuerung unabdingbar und muss somit kostenseitig reflektiert werden, um den Netto-Wertsteigerungseffekt zu bewerten.

Pre-Deal-Phase, Käufer- oder Verkäuferseite: Wertsteigerung an vielen Stellen möglich

Künstliche Intelligenz erweitert die Möglichkeiten zur Wertsteigerung in Transaktionen deutlich. Das Identifizieren und das Messen von Wertsteigerungspotenzialen können als Ergänzung zu den klassischen Hebeln den Wert eines Akquisitionsziels zusätzlich steigern. Solche Potenziale können im Vorfeld (Pre-Deal-Phase) und auf der Käuferseite (indem Transparenz über den langfristigen Wert des Akquisitionsziels geschaffen wird) oder auf der Verkäuferseite vorhanden sein, etwa durch die Identifikation von Maßnahmen zur Maximierung des Verkaufspreises.

Die Hebel erstrecken sich von der Umsatzsteigerung, durch Verbesserung des Kundenerlebnisses und neuen Produkten bis hin zu Effizienzmaßnahmen. Eine Leitfrage bleibt, ob es gelingen kann, im Akquisitionsziel eine Kultur aufzubauen, die Innovationen mit KI fördert. Zentral wird es auch sein, Hebel zu identifizieren, welche die Kundenerfahrung verbessern und stets sorgfältig zwischen Risiken und Chancen abzuwägen.

Deal Advisory Financial Services

In einem immer komplexeren Banken- und Versicherungsumfeld müssen Transaktionsentscheidungen heute fundierter getroffen werden als jemals zuvor. Die Unternehmens- und Projektleitung steht vor der Herausforderung, den Grundgedanken der Wertmaximierung für die verschiedenen Interessengruppen in- und außerhalb des Unternehmens nicht aus den Augen zu verlieren und sich gleichzeitig effizient und bestmöglich gegenüber Investoren oder Verkäufern zu positionieren.

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