Neben technologischen sind regulatorische, Kosten- und Sicherheitsaspekte zu beachten. Die eigene Strategie sollte mit den Ansprüchen des Instituts an Souveränität in der Leistungstiefe des Cloud-Service-Providers abgeglichen werden.
Ist Unabhängigkeit bei den eigenen Daten angestrebt – wo sie liegen, wer zugreifen darf und welche Regeln dafür gelten? Erstreckt sie sich auch auf Anwendungen, zusätzlich auf Hardware, Netzwerke und Rechenzentren und möglicherweise zusätzlich auch noch auf Basiskomponenten wie Chips und Seltenen Erden?
Vier Ebenen der Leistungstiefe auf dem Weg zur souveränen Cloud
Quelle: KPMG 2025
Der Weg der Finanzindustrie in eine souveräne Cloud
Digitale Souveränität im Finanzsektor ist möglich und vielfach nötig. Sie ist eine konkrete strategische Handlungsoption und gestaltbar. Die Umsetzung einer Strategie für eine souveräne Cloud erfordert nach unserem Ermessen ein Vorgehen in vier Schritten:
- Strategische Ausrichtung und Risikobewertung: Zuerst werden die Souveränitätsziele definiert, die sich in der Multi-Cloud Strategie widerspiegeln und eine umfassende Risikobewertung durchgeführt, die Compliance-Lücken (zum Beispiel DORA) und geopolitische Risiken analysiert.
- Definition des Souveränitätsanspruchs: Anschließend werden die Ziele in einen messbaren Anforderungskatalog übersetzt, der technische, organisatorische und vertragliche Aspekte wie Exit-Strategien detailliert.
- Anbieter-Analyse und Due Diligence: Anhand des Katalogs erfolgen eine systematische Marktanalyse und eine tiefgehende Due Diligence der Anbieter, um deren tatsächliche Souveränitätsleistung jenseits von Marketingversprechen zu prüfen.
- Validierung mittels Proof of Concept: Abschließend wird die ausgewählte Lösung in einem Proof of Concept (PoC) mit klaren Erfolgskriterien praktisch erprobt, um kritische Annahmen vor einer finalen Implementierung zu validieren.
Quelle: KPMG 2025
Digitale Souveränität: entscheidend für die Handlungsfähigkeit von Finanzinstituten
Die Auseinandersetzung mit Cloud-Souveränität ist also mehr als das Erfüllen einer regulatorischen Pflicht. Sie ist eine strategische Kernaufgabe, die über die zukünftige Handlungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Finanzinstituten entscheidet.
In einem Umfeld wachsender geopolitischer und digitaler Unsicherheiten wird die nachweisbare Kontrolle über sensible Kundendaten und kritische Betriebsprozesse zu einem entscheidenden Faktor für die Stärkung des Kundenvertrauens. Vor allem für Institute mit öffentlichem Auftrag, zum Beispiel Förderbanken, ist das besonders wichtig.
Wer schnell handelt, ist im Vorteil. Denn die Cloud-Kapazitäten in Europa sind begrenzt, und nicht jeder Anbieter wird kurzfristig in der Lage sein, mehrere große Migrationen gleichzeitig zu stemmen. Institute, die jetzt investieren, können sich die Ressourcen bei ihrem Wunschpartner sichern, Abhängigkeiten schrittweise reduzieren und damit sowohl ihre Resilienz als auch ihre digitale Souveränität nachhaltig stärken.