Financial Data Access Verordnung (FiDA): Chancen für Finanzinstitute

Financial Data Access Verordnung (FiDA): Chancen für Finanzinstitute

So setzen Banken und Co. die neue EU-Verordnung rechtskonform um.

Keyfacts:

  • Mit der Financial Data Access Verordnung (FiDA) wird ein offener Datenaustausch in der Finanzwelt Wirklichkeit: Institute müssen künftig umfangreiche Daten per Schnittstelle bereitstellen, profitieren aber auch von neuen Produkten und Geschäftsmodellen.
  • Anfang Februar 2025 wurde es noch einmal spannend: Die Verkündung des sogenannten „Work Programme 2025“ der EU-Kommission und die kurzzeitige Streichung von FiDA zeigt, wie kontrovers die Verordnung in der Branche und der Politik diskutiert wird.
  • Unklar ist insbesondere die praktische Ausgestaltung der Financial Data Sharing Schemes – hier könnte großer Aufwand in den Instituten entstehen.

In Sachen Financial Data Access Verordnung (FiDA) haben Finanzbranche und Öffentlichkeit jüngst eine Achterbahnfahrt erlebt. Mit großen Ambitionen gestartet, gab es zunächst Kritik von Banken und Versicherungen. Es folgten widersprüchliche Meldungen darüber, ob die Europäische Union FiDA überhaupt weiterverfolgen wird.

Nun ist klar: Das Trilog-Verfahren zu FiDA findet statt, und die Möglichkeiten für Open Finance – den Austausch von Finanzdaten über Schnittstellen (APIs, Application Programming Interfaces) – werden absehbar erweitert. Das stößt die Tür auf zu neuen Finanzprodukten, innovativen Geschäftsmodellen und personalisierten Services. Denn der transparente Zugang zu umfangreichen Kundendaten eröffnet eine ganz neue Dimension des Kundenverständnisses.

Die genaue Ausgestaltung der FiDA wird sich erst nach Abschluss des Trilog-Verfahrens zeigen. Finanzinstitute können sich aber bereits jetzt mit gezielten Maßnahmen vorbereiten und die Grundlagen für eine erfolgreiche Umsetzung der Regulierung und Nutzung der Chancen von FiDA schaffen.

Ziele und Rahmenbedingungen von FiDA

Mit FiDA zielt die EU auf einen einheitlichen Rechtsrahmen für den Datenaustausch über Schnittstellen. Die Verordnung soll Dateninhaber – etwa Kreditinstitute, Versicherungen oder Wertpapierfirmen – zur kontinuierlichen Bereitstellung von Kundendaten verpflichten. Kunden können diese Daten zur Weitergabe freigeben, wodurch Datennutzer – darunter Finanzinformationsdienstleister oder Krypto-Anbieter – innovative kundenspezifische Produkte entwickeln können sollen.

So soll zum Beispiel der durch die PSD 2 eingeführten Zugang zu Daten im Bankenbereich auf eine größere Palette von Finanzdaten ausgeweitet werden. Insurtechs sehen darin bereits einen Meilenstein für die Entstehung von echten digitalen Ökosystemen im Sinne von Open Insurance. Die Geschichte von Open Finance, die jahrelang nur in kleinen Schritten weitererzählt wurde, könnte jetzt einen vorläufigen Höhepunkt erreichen.

Financial Data Access Verordnung (FiDA)

Erfahren Sie, wie Ihr Unternehmen von der neuen Regulierung profitieren kann und welche Schritte notwendig sind, um sich frühzeitig auf die Umsetzung vorzubereiten.

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Und um was für Daten geht es dabei? Das können Daten über Kredite, Ersparnisse oder Schadenversicherungen sein, aber auch Daten, die zur Prüfung der Bonität üblicherweise herangezogen werden.

So erklären sich auch mögliche Anwendungen: In der Vergangenheit wurde der Wechsel einer Kfz-Versicherung häufig dadurch erschwert, dass Details wie der Schadenfreiheitsrabatt oder die Fahrzeugdaten für den Vergleich von Anbietern benötigt werden. Viele Kunden haben diese nicht parat – das machte das Nutzen von Vergleichsplattformen kompliziert. Mit FiDA könnte sich das ändern, denn mit Zustimmung der Kunden könnte der Zugang zu diesen Informationen einfacher werden.

Der Austausch der Daten kann dabei über gemeinsame Austauschplattformen – sogenannte Financial Data Sharing Schemes – erfolgen, die von Dateninhaber und -nutzer gemeinsam mit Beteiligung von Verbraucherschutz-Organisationen ausgestaltet sind. Auch ein direkter Datenaustausch – genannt Peer-to-Peer – ist möglich. Verpflichtete unter der FiDA müssen sich einem Datenaustauschsystem anschließen.

Den Kunden müssen Dashboards zur Verfügung gestellt werden, um Datenflüsse und Zugriffsberechtigungen zu steuern. Zu diesem Zweck sieht die FiDA eine Kooperation zwischen den Dateninhabern und Datennutzern vor, um alle notwendigen Informationen in der notwendigen Aktualität auch tatsächlich zur Verfügung stellen zu können.

Ausgestaltung der Payment Schemes unklar

Wie die Austauschplattformen, auch Financial Data Sharing Schemes (FDSS) genannt, genau aussehen werden, ist aktuell noch unklar – das macht es für Unternehmen derzeit schwer, sich vorzubereiten.

Gefürchtet ist ein hoher bürokratischer Aufwand für das Management der Schemes. Sollte die Ausgestaltung, wie ursprünglich geplant, dem Markt überlassen werden, hätte das absehbar eine große Vielfalt an Schemes zur Folge. Um den Aufwand für die Finanzwirtschaft zu reduzieren, müsste es mehr Vorgaben in der Verordnung geben. So ließe sich Implementierungsaufwand verringern, die Verordnung würde aber umfangreicher.

In welche Richtung das Pendel ausschlägt, ist aktuell nicht absehbar. Klar ist aber wohl: Die Trilog-Verhandlungen werden Änderungen am Verordnungstext bringen.

Chancen durch den offenen Datenaustausch

Die Umsetzung der FiDA ist verpflichtend und aufwendig. Umso wichtiger ist es, die Umsetzung nicht als Pflichtübung anzusehen. Vielmehr kann FiDA großen Nutzen für das eigene Unternehmen stiften. Verantwortliche sollten prüfen, welche Prozessanpassungen dafür notwendig sind. So können Dateninhaber beispielsweise eigenständig als Datennutzer handeln und neue Produkte entwickeln und Wettbewerbsvorteile realisieren. Das erreichen sie, indem sie ihre Datenarchitekturen optimieren und das Design von Datenaustauschplattformen mitbestimmen.

Für Datennutzer eröffnet FiDA neue Möglichkeiten, innovative Dienstleistungen auf Basis präziser und umfangreicher Finanzdaten des EU-Marktes zu schaffen.

Herausforderungen für Finanzinstitute und Datennutzer

Die Umsetzung von FiDA birgt Risiken, insbesondere bei der Einhaltung der strengen Vorgaben. Dazu zählen die Bereitstellung von Daten in Echtzeit, das Sicherstellen der Datenqualität und der Datensicherheit sowie die Berücksichtigung weiterer Regularien wie DSGVO und DORA.

Das Nichteinhalten kann Sanktionen bis zu 2 Prozent des Gesamtumsatzes nach sich ziehen. Datennutzern droht zudem der Lizenzentzug bei Verstößen. Darüber hinaus wird die zuständige Aufsichtsbehörde ihre Maßnahmen veröffentlichen, was zu einem zusätzlichen Reputationsrisiko führt. Schließlich ist es naheliegend, dass, wenn Daten nicht hinreichend geteilt werden, beauftragte Datennutzer konsequent eskalieren. Daher sind umfassende rechtliche Prüfungen und technische Anpassungen unerlässlich.

Handlungsempfehlungen zur erfolgreichen Umsetzung

Auch wenn der Entwurf der FiDA-Verordnung im jüngsten Stand die Anwendung in mehrere Umsetzungsfristen unterteilt, bleibt der Zeitplan herausfordernd. Die Umsetzung erfordert interdisziplinär aufwendige Projekte, die abhängig von der bereits bestehenden Datenverfügbarkeit erhebliche Anpassungen an bestehende Prozesse nach sich ziehen können. Viele relevante Fragestellungen, die Unternehmen für sich beantworten sollten, haben wir hier zusammengestellt.

Eine frühzeitige Idee über das eigene Zielbild ist hierbei wichtig, um eine effiziente Implementierung zu ermöglichen. Zusammengefasst: Um FiDA-Anforderungen rechtzeitig und erfolgreich umzusetzen, sollten Finanzinstitute, aber auch potenzielle Datennutzer:

  • schnell ein erstes FiDA-Readiness-Assessment durchführen.
  • eine Entscheidung über das eigene strategische Zielbild und Ambitionsniveau treffen.
  • den Reifegrad von Datenqualität, Data Governance und Data Management erhöhen.
  • Systeme und Prozesse auf Echtzeit-Datenbereitstellung prüfen und anpassen.
  • ein Vorgehen für den Umgang mit den Financial Data Sharing Schemes entwickeln.
  • Zulassungsanforderungen prüfen.
  • Mitarbeitende und Führungskräfte zu den neuen Anforderungen schulen.

Unser Fazit: Jetzt die Data Readiness prüfen und Übergangszeit nutzen

Zwei Aspekte werden maßgeblich darüber mitentscheiden, ob FiDA für die etablierten Finanzdienstleister zum Erfolg wird. Zum einen wirft FiDA noch einmal ein Scheinwerferlicht auf die Data Readiness der Unternehmen – wer hier in den vergangenen Jahren seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hat, sollte das schnell nachholen.

Und: Die rechtzeitige Auseinandersetzung mit FiDA bestimmt darüber, ob ein Unternehmen Vorreiter bei Open Finance wird oder Zeit investieren muss, um mit Compliance-Risiken und Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen. Finanzdienstleister sollten die kurze Übergangszeit jetzt nutzen, um Prozesse anzupassen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich strategisch optimal aufzustellen.