Attraktive Einlagenangebote tun Not
Bieten Kreditinstitute ihren Einlegern also keine attraktiven Angebote, ist damit zu rechnen, dass diese ihre Einlagen heute sehr viel schneller abziehen und in für sie attraktivere Einlagenangebote umschichten. Dies gilt in besonderer Weise für die Zielgruppe der jüngeren Kunden, die ohnehin eine höhere Wechselbereitschaft aufweisen.
Die Folgen liegen auf der Hand: Das Einlagengeschäft wird anfälliger, die Wettbewerbsintensität unter den Kreditinstituten nimmt zu. Gleichzeitig steigt die Bedeutung der (Online-)Kommunikation und des Reputationsmanagements.
All diese Entwicklungen sind in den Szenarien des Risikomanagements abzubilden und zu berücksichtigen. Im Kern geht es dabei um die Frage: Wie hoch muss ich meine Einlagen mindestens verzinsen, um die Bestände stabil zu halten?
Aufgrund der langanhaltenden Niedrigzinsphase gibt es für das veränderte Kundenverhalten jedoch keine belastbaren Anhaltspunkte. Umso wichtiger ist es, dass Banken nun die Erkenntnisse aus der aktuellen Phase volatiler Zinsen nutzen, um ihre Szenarien und Modelle weiterzuentwickeln und die Sensitivität der Einleger gegenüber den produktspezifischen Zinsen im Vergleich zu den Marktzinsen in ihre Modelle zu integrieren.
Risikomanagement und Treasury sind gefordert
Ähnliches gilt für die Entwicklung von Szenarien für das Kreditgeschäft: Bleiben die Zinsen über einen längeren Zeitraum hoch, werden potenzielle Kreditnehmer – sofern sie überhaupt noch Kredite in Anspruch nehmen – die Angebote angesichts der höheren Zinsen sehr genau prüfen.
Auch hier trägt die digitale Transformation durch mehr Transparenz, neue Dialogmöglichkeiten und einen leichteren Zugang zu Kreditangeboten zu einer höheren Wechselbereitschaft der Kunden bei. Gleichzeitig steigt das Risiko von Kreditausfällen, insbesondere bei Anschlussfinanzierungen.
Das Risikomanagement und das Treasury sind daher gefordert. Die vor rund zehn Jahren entwickelten Szenarien sind substanziell anzupassen und auf das neue Kundenverhalten auszurichten.
Sowohl bei der Stabilität des Passivgeschäfts als auch bei der Planung des Aktivgeschäfts sind neue Parameter zu setzen und die bestehenden Modelle kritisch zu hinterfragen.