Resilienz und die besten Prozesse: Das wird Banken 2025 bewegen

Resilienz und die besten Prozesse: Das wird Banken 2025 bewegen

Technologie, Prozessdaten und Agilität sind unverzichtbare Investitionsschwerpunkte.

Keyfacts:

  • Für Banken wird 2025 die Kombination aus umfassender Resilienz und dem agilen Ergreifen von Wachstumschancen zum zentralen Erfolgsfaktor.
  • Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit und Stabilität über die gesamte Organisation hinweg, entsteht durch Führung und setzt gute Prozesse und Investitionen in Technologie voraus.
  • Gelingt sie, meistern Institute gleichermaßen Compliance und neue Geschäftsfelder.

    Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle die Rolle der Banken in volatilen Zeiten beleuchtet und gezeigt, wie Banken ihrer Verantwortung gerecht werden können. Unsere Kernbotschaft, dass Risikomanagement der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit von Banken ist, bleibt auch heute noch gültig.

    Für das Jahr 2025 müssen Banken wichtige Schlüsse aus den aktuellen Entwicklungen ziehen. Die erste Schlussfolgerung: Unsere Welt wird zunehmend unruhig und disruptiv bleiben. Diese wirtschaftlichen, politischen, ökologischen und sozialen Veränderungen erfordern von Banken mehr Flexibilität im Umgang mit der daraus resultierenden Unsicherheit.

    Die Welt ist unsicher und komplex – entscheidend ist, umfassende Resilienz zu entwickeln

    Im KPMG Banking CEO Outlook 2024 haben wir Führungskräfte in der Bankenbranche gefragt, welche globalen Herausforderungen sie am meisten beschäftigen. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem die ökonomische Unsicherheit (57 Prozent Zustimmung), die zunehmende geopolitische Komplexität und disruptiver technologischer Fortschritt (jeweils 48 Prozent) als größte Herausforderungen gelten.

    Was bedeutet das? Für mich heißt es, dass umfassende Resilienz, die sich nicht nur auf die IT bezieht, noch mehr als bisher zum Wettbewerbsvorteil wird. Resilienz erlangt ein Unternehmen dabei durch Führung: CEOs müssen ihr Entstehen auf höchster Ebene steuern, um die gesamte Organisation widerstandsfähig zu machen.

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    Ob DORA, Stresstest, CRR III oder AMLA: Compliance bleibt eine Herausforderung

    Gleichzeitig stehen im kommenden Jahr wieder diverse große regulatorische Initiativen auf der Agenda: das Auslaufen der Umsetzungsfrist von DORA, die ersten Meldungen nach CRR III, der EBA-Stresstest 2025, der Start der EU-Anti-Geldwäschebehörde AMLA und die Finalisierung des Rulebooks für den digitalen Euro.

    Die zweite Schlussfolgerung lautet daher: Die Sicherstellung regulatorischer Compliance bleibt weiterhin ebenso herausfordernd wie die Weiterentwicklung der Organisation mit Blick auf Geschäftspotenziale und die Anpassung der Marktpositionierung.

    Auch das ist ein Beleg für meine These: Wenn wir diesen Zustand der allgemeinen Unsicherheit als den zukünftigen Standard akzeptieren, darf die Sicherstellung der Resilienz der Banken nicht bloß Aufgabe der Risikoabteilungen (oder, siehe DORA, der IT) sein.

    In Stabilität und bessere Prozesse investieren

    Denn wo Risiken sind, gibt es oft auch Chancen, Herausforderungen besser als die Wettbewerber zu lösen oder neue Geschäftsfelder zu erschließen – etwa durch das Ausnutzen von Zinsänderungen oder das Erschließen von kommenden Geschäftsmodellen rund um den digitalen Euro.

    Banken müssen also in ihrer gesamten Struktur und Ablauforganisation resilienter werden, um die sich bietenden Chancen dynamisch zu ergreifen. Das bedeutet aber auch: Um in unruhigen Zeiten flexibel und stabil zu bleiben, müssen die Ertragsfelder diversifizierter werden. So ist die Bank weniger abhängig von einzelnen Bereichen, die möglicherweise gerade Schockwellen erleiden.

    Gleichzeitig muss die Organisation in die Lage versetzt werden, Chancen in Krisen schnell zu erkennen und nutzen zu können. Viele Banken-CEOs haben das erkannt: Sie sagen laut KPMG Banking CEO Outlook, dass Investitionen in Digitalisierung und Vernetzung zu ihren Top-Prioritäten gehören. Nach meiner Auffassung sollten Banken im kommenden Jahr folgende Investitionsschwerpunkte setzen.

    Prozessdaten managen und KI implementieren

    Schlanke, datengetriebene und optimierte Prozesse bilden die Basis für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Exzellente Prozesse verdienen Geld, indem sie Effizienzen heben – und sie schaffen dadurch Mehrwert, dass sie die Prozesslandkarten der Banken verschlanken, eine träge Kostenbasis vermeiden und die Basis für den effektiven Einsatz von Technologie schaffen. Wir bezeichnen dieses Ziel als „Operational Excellence“.

    Wie erlangt man sie? Indem man erstens konsequent in den Aufbau von Prozessen investiert, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette optimiert sind. Das setzt die Entwicklung klarer Zielbilder für die Bankprozesse und das Identifizieren von Optimierungspotenzialen aus prozessualer und technologischer Sicht voraus. In Kombination mit der Modularisierung von Prozesstypen kann man so in Standardprozessen einen individualisierten Kundenservice abbilden.

    Zweitens sollten Verantwortliche das Management von Prozessdaten und die Nutzung dieser Daten zur Analyse und Optimierung vorantreiben, insbesondere zur Steuerung und Automatisierung der Prozesse. Drittens gehören dabei Investitionen in das Etablieren von sogenannten Orchestration Layern als Basis für eine durchgängige Prozessautomatisierung auf die Agenda.

    Diese Layer verbinden Altsysteme in der IT mit neu etablierten Systemen und steuern Aufgaben und Prozesse so, dass alte und neue IT-Welt zusammenarbeiten können. Und viertens geht es um die Erhöhung der Automatisierungsquoten durch KI, wenn Regelwerke nicht mehr ausreichen.

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    Investitionen in Technologie und exzellente Prozesse bedingen sich gegenseitig

    Die konsequente Technologisierung der Wertschöpfung ist für dynamische Geschäftsmodelle, die Operational Excellence und agiles Risikomanagement unerlässlich. Investitionen in neue SAP S/4-Architekturen, IT-Security, die wertschaffende Integration generativer KI in Unternehmensprozesse und eine klare, strategische Steuerung der Datenverfügbarkeit und -nutzung – auch „Data Leadership“ genannt – schaffen die Basis und sollten im kommenden Jahr den Schwerpunkt der Technologie-Investitionen bilden.

    Die Technologisierung wird zur zwingenden Voraussetzung, um auch in dynamischen Situationen regulatorische Compliance zu sichern, die regulatorische Last von Banken im Geschäftsalltag zu reduzieren und Kapazitäten für Veränderungen zu schaffen.

    Risikomanagement muss zunehmend funktionsübergreifend gedacht werden

    Die agile Reaktion auf neuartige Risiken und deren flexible Aufnahme in die Risikolandkarte und Managementprozesse der Banken sind zwingende Voraussetzungen, um einerseits die regulatorische Compliance sicherzustellen und andererseits ökonomische Risiken frühzeitig zu erkennen und durch Anpassungen im Geschäftsmodell steuern zu können.

    Die Arbeit des Risikomanagers wird sich daher weiterentwickeln müssen: Regelprozesse weichen dem Konzept eines je nach Situation angepassten Vorgehens – oft auch „Situation Room“ genannt. Entsprechend müssen Risikomanagementprozesse noch stärker als bisher andere Funktionen der Bank einbinden und regulatorische Prozesse erweitert werden.

    Auch wenn das makro- und mikroökonomische Umfeld auf den ersten Blick Kostendisziplin verlangt, können sich Banken ohne Investitionen in die genannten zentralen Felder nicht zukunftsfähig aufstellen. Der Optimismus ist da: Zwei Drittel (66 Prozent) der Banken-CEOs sind laut dem KPMG Banking CEO Outlook zuversichtlich, weiteres Wachstum im Sektor zu erzielen.

    Das stimmt zuversichtlich für den Blick auf das vor uns liegende Jahr und gibt Rückenwind dafür, die Zukunft entschlossen zu gestalten.