Zeitenwende in der Geldwäscheaufsicht: Was Verpflichtete jetzt tun müssen
Zeitenwende in der Geldwäscheaufsicht
Die AMLA erklärt die datengestützte Aufsicht zum Ziel – gute Daten werden noch wichtiger.
Keyfacts:
- Das Ziel der Anti Money Laundering Authority (AMLA) ist es, die Prävention der Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierung EU-weit durch die Verpflichteten im Finanzsektor und Nicht-Finanz-Sektor stärker zu überwachen.
- Auf Verpflichtete im Finanzsektor kommen ersichtlich detailliertere Daten- und Meldeanforderungen zu, die eine technische Verfügbarkeit und hohe Qualität umfangreicher Datenfelder zwingend erforderlich machen.
- Datenlandschaften, Analysefähigkeiten und IT-Schnittstellen müssen frühzeitig an den Anforderungen der AMLA ausgerichtet werden.
Kriminelle Finanztransaktionen sind zunehmend digital, global und komplex. Geldwäsche bedient sich heute zunehmend grenzüberschreitender Zahlungen, nutzt Kryptowährungen und automatisierte Geldflüsse – und versucht auf diese Weise, den Weg des Geldes zu verschleiern.
Die neue EU-Antigeldwäschebehörde (Anti Money Laundering Authority, AMLA) wird im Rahmen ihrer Aufgaben auch an dieser Stelle ansetzen – mit Analysen gemeinsam mit den nationalen Aufsichtsbehörden, harmonisierten Aufsichtsmethoden und verbindlichen Datenstandards.
Unmittelbar betroffen sind davon zunächst etwa 40 als hochriskant eingestufte Institute – sie unterstehen von 2028 an in der Geldwäscheprävention der direkten Aufsicht der AMLA. Doch auch alle anderen Verpflichteten im Finanzsektor müssen sich auf neue Vorgaben einstellen – insbesondere im Management geldwäsche-relevanter Daten.
Was in der institutsspezifischen Aufsicht durch die EZB längst Standard ist – nämlich detaillierte Datenanforderungen, zum Beispiel zu Eigenmitteln und Liquidität, gestützt auf Datenpunktmodelle mit tausenden Einträgen –, beginnt sich nun auch für die Geldwäsche- und Terrorfinanzierung abzuzeichnen.
Als Vorbilder können Länder wie Italien und Spanien dienen – sie verfügen bereits über deutlich ausgeweitete datenbasierte Aufsichtsmodelle für die Geldwäschebekämpfung. Die dort gesammelten Erfahrungen fließen direkt in die Arbeit der AMLA ein.
Auch in Deutschland, wo es bislang kein Datenpunktmodell dieser Art gibt, wirft die AMLA-Zielsetzung ihre Schatten voraus. So hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor Kurzem eine Daten- und Informationsabfrage zur Geldwäscheprävention an ausgewählte Institute versendet.
Teilnehmende Institute berichten, dass die Bereitstellung und Qualitätssicherung der angefragten Daten eine intensive, häufig manuelle Befassung erforderten. Hauptursache für den hohen Aufwand sind oft eine mangelnde technische Verfügbarkeit und Qualität der Daten.
EU-Antigeldwäschebehörde AMLA: Die nächsten Meilensteine
Die EU-Antigeldwäschebehörde hat im Sommer 2025 ihre Arbeit aufgenommen und wird ab 2028 insgesamt 40 Institute mit hohem Risiko direkt beaufsichtigen. Die Meilensteine auf diesem Weg sind entscheidend für Banken und Finanzdienstleister und andere verpflichtete Unternehmen, die sich auf die neuen Anforderungen vorbereiten müssen.
Jetzt mehr erfahrenWas die AMLA verlangt – und wo Verpflichtete im Finanzsektor an Grenzen stoßen
Mit dem Aufbau einer zentralen EU-Datenbank, in die Verpflichtete im Finanzsektor strukturierte Daten über standardisierte Schnittstellen einspeisen müssen, und mit der Einführung verbindlicher Datenstandards stellt die AMLA klare Anforderungen an die Datenbereitstellung. Die Pflicht zur strukturierten, konsistenten und automatisiert übermittelten Datenerhebung bringt für Verpflichtete im Finanzsektor erhebliche Herausforderungen mit sich. Konkret verlangt werden:
- Risikodaten und -profile: Viele Banken erfassen relevante Datenattribute für Kunden- oder Produktrisiken bisher dezentral, unterschiedlich granular oder nur im Rahmen interner Systeme. Eine standardisierte Definition der Datenattribute, ihre technische Verfügbarkeit sowie die Möglichkeit, sie flexibel nach verschiedenen Kriterien auszuwerten, fehlen häufig ebenso wie eine entsprechende Systemarchitektur.
- Transaktionsdaten – besonders grenzüberschreitend: Die AMLA fordert detaillierte Klassifikationen auch für komplexe oder automatisierte Zahlungsströme, inklusive solcher mit Krypto-Bezug. Bestehende Transaktionsmonitoring-Systeme und Datenhaushalte sind oft nicht auf diese Tiefe ausgelegt.
- Governance- und Eigentümerinformationen: Bei juristischen Personen ist die Feststellung wirtschaftlich Berechtigter (Ultimate Beneficial Owner, UBO) nach wie vor ein operatives Nadelöhr. Auch diese Daten werden häufig fragmentiert in verschiedenen Systemen gepflegt – oft ohne Schnittstellen zur automatisierten Aggregation.
- Historien und Löschungskonzepte: Die neue AML EU-Verordnung (VO EU 2024/1624) fordert regelmäßige Speicherfristen von fünf Jahren beginnend mit dem Datum der Beendigung der Geschäftsbeziehung für vergangene Vorfälle, interne Prüfungen und Verdachtsmeldungen. Hier fehlt es insbesondere bei Fusionen, Migrationen oder Systemwechseln häufig an konsistenten Archivierungsstandards und durchsuchbaren Formaten.
Die hohen Anforderungen treffen bei den Verpflichteten im Finanzsektor nach wie vor auf vorhandene technische und organisatorische Hürden – oft sind Daten nicht miteinander verknüpft und Abläufe nicht automatisiert:
- Daten liegen verteilt ab, zum Beispiel in Kernbankensystemen, KYC-Lösungen, Zahlungsplattformen oder Excel-Dateien. Eine einheitliche Datendefinition und -struktur existiert oft nicht.
- Fehlende Metadatenstruktur: Ohne ein zentrales Dateninventar ist unklar, wem welche Daten gehören, wie aktuell sie sind und in welchem Kontext sie genutzt werden.
- Manuelle Prozesse: Viele AML-relevante Daten werden heute noch manuell aktualisiert oder nur auf Ad-hoc-Basis ausgewertet.
- Unzureichende Schnittstellen: Die automatisierte, prüfungssichere Übertragung an EU-Systeme nach AMLA-Vorgaben muss oft erst konzipiert und getestet werden.
Handlungsdruck für Institute: Gap-Analyse und Datenarchitektur
Viele Verpflichtete im Finanzsektor werden feststellen, dass ihre heutigen AML-Datenhaushalte und -prozesse nicht ausreichend automatisiert, zu fragmentiert oder nur teilweise standardisiert sind. Insbesondere deutsche Institute haben mit AML-Datenpunktmodellen und aufsichtlichen Datenpunktabfragen bislang keine Erfahrung.
Die zentrale Herausforderung lautet: Wie lässt sich eine konsistente, prüffähige und aufsichtskompatible Datenbasis schaffen – über alle Entitäten in der Gruppe hinweg? Dabei müssen die Herausforderungen nicht vollständig neu gedacht werden.
Es kann gegebenenfalls auf bestehenden Data-Governance-Anforderungen unter anderem für die Risikodatenaggregation und Risikoberichterstattung aufgesetzt werden, um Synergien aus bestehenden Umsetzungen zu heben. Das betrifft insbesondere die Anforderungen hinsichtlich der Datenqualität und -verfügbarkeit sowie die Dokumentation und Automatisierung von Datenlieferstrecken.
Ein AMLA-konformes Datenmanagement ist eine Mammutaufgabe: Für die Verpflichteten im Finanzsektor ist mit mehreren Hundert strukturierten Datenfeldern zu rechnen. Und so erfordert es das gleichzeitige Optimieren mehrerer technischer und datenbezogener Vorgänge:
- Zentralisierung und Harmonisierung der Datenquellen (KYC, Transaktionen, Sanktionslisten)
- Strukturierte Datenmodelle nach den technischen Standards der AMLA
- Schnittstellen-Architektur zur automatisierten Datenübertragung
- Dashboards und Reporting-Plattformen zur internen und externen Überwachung
Das KPMG AMLA Office
Das KPMG AMLA Office ist ein führendes Kompetenzzentrum für die Aufsichtspolitik und -praxis in der Geldwäschebekämpfung. Wir stellen dem internationalen KPMG-Netzwerk und unseren Kunden das Wissen und die Erfahrung der Fachleute im AMLA Office zur Verfügung – in der Finanzindustrie und darüber hinaus.
Jetzt mehr erfahrenDatenanforderungen der AMLA: Compliance herstellen und Effizienz gewinnen
Die neue europäische Aufsichtsbehörde wird die Geldwäschebekämpfung professionalisieren – aber sie verlangt von den Verpflichteten im Finanzsektor schnelles Handeln. AMLA bedeutet für sie: Mehr Transparenz, mehr Kontrolle – und mehr Verantwortung für Daten.
Wer jetzt strukturiert vorgeht und frühzeitig investiert, sichert sich nicht nur Regelkonformität, sondern auch Effizienzgewinne in einem hochrelevanten Risikobereich.