Geld der Zukunft?

Was Sie über digitale Zentralbankwährungen (CBDC) wissen müssen.

Central Bank Digital Currency – kurz CBDC – wird mittlerweile in Europa heiß diskutiert und befindet sich im Fokus vieler Zentralbanken. Es gibt unterschiedliche Konzepte von CBDCs und einige davon werden in unterschiedlichen Konstellationen bereits getestet. Eine CBDC-Innovation würde bedeuten, nicht mehr nur rein physisches Geld an die Bevölkerung auszugeben und elektronische Reserven für Geschäftsbanken zu halten, sondern ein digitales Zahlungsmittel als zusätzlichen Standard zu etablieren.

Zusammen mit dem TechQuartier, SWIFT sowie ausgewählten Expertinnen und Experten aus Banken, FinTechs, Regulatoren und KPMG hat am 24. Juni 2021 ein Innovation Table zum Thema CBDC stattgefunden.

Im Rahmen der Debatte des Innovation Tables wurden die Themenfelder Regulatorik, Geschäftsfelder und Technologie besprochen und mögliche Auswirkungen auf das etablierte Finanzsystem diskutiert. Im Folgenden geben wir einen Einblick über die Diskussionen hinaus.

Status quo in Europa

Die Zentralbanken in Europa haben in den letzten Jahren damit begonnen, den Einsatz von digitalem Zentralbankgeld zu testen. In Schweden läuft aktuell ein Pilotprojekt, inklusive eines ersten Praxistest, der digitalen „E-Krone“ an. Damit etabliert sich Schweden als Vorreiter für CBDCs in Europa. Die Schweden setzen dabei auf die Distributed-Ledger-Technologie (DLT), bei der jede Transaktion im Netzwerk dezentral und für alle Beteiligten nachvollziehbar gespeichert wird.

Die EZB hingegen veröffentlichte, dass sie beim „Digital Euro“ auf die Blockchain verzichtet und stattdessen auf eine Wallet bei der EZB sowie auf bestehende Geschäftsmodelle und IT- Infrastrukturen aufbauen will. Dabei ist in der aktuellen Diskussion der „Digital Euro“ lediglich als Ergänzung zum Euro gedacht, in dessen Szenario alle EU-Staatsangehörige maximal 3.000 Euro im EU-Wallet verwalten können.

Ebenfalls eine Wallet-basierte digitale Währung ist im Vereinigten Königreich geplant. Die britische Zentralbank hat Anfang des Jahres eine Taskforce ins Leben gerufen, die die Möglichkeit einer digitalen Alternative zum Pfund Sterling untersuchen soll. Der sogenannte „Britcoin“ solle zuerst von Haushalten und Firmen genutzt werden und Bargeld ergänzen.

An der ersten grenzüberschreitenden Digitalwährung „Jura“, die zunächst nur für Wholesale-Zwecke gedacht ist, arbeiten derzeit die Schweizer Notenbank zusammen mit der Banque de France. Neben der SNB sind auf der Schweizer Seite auch die UBS und Credit Suisse involviert sowie Natixis aus Frankreich.

Gestaltung des CBDC

Zur Diskussion stehen Account-basierte CBDCs und Token-basierte CBDCs. Bei Account-basierten CBDCs sind die Konten der Individuen bei einer Zentralbank oder einer kommerziellen Bank hinterlegt. Bei Token-basierten CBDCs hingegen ist das Zahlungsmittel als eine Art Wertgutschein zu verstehen, der direkt als Zahlungsmittel in der Realwirtschaft eingesetzt werden kann. Auch in der Verwendung der CBDCs gibt es zwei unterschiedliche Herangehensweisen: Mit Wholesale-CBDC wird die digitale Währung von der Zentralbank nur an Geschäftsbanken und Nichtbank-Finanzinstitutionen ausgegeben. Bei Retail-CBDC wir das Zentralbankgeld auch Privathaushalten und allen Unternehmen zugänglich gemacht. Nur Token-basiertes Retail-CBDC wäre ein wirkliches „digitales Bargeld“, bei dem die Zentralbank ihren bisherigen Hauptaufgaben weiterhin nachgehen würde.

Chancen und Ausblick

Mit dem digitalen Geld bei der Zentralbank könnten in einem späteren Stadium alltägliche (private) Transaktionen abgewickelt werden, die bisher über eine Geschäftsbank gelaufen sind. CBDC-Einlagen stellen eine Forderung direkt gegenüber der Zentralbank dar (vgl. mit Bargeld, nur digital). Um die Einführung zu erleichtern und Bank-Runs zu verhindern, könnte es zum Beispiel eine Einlagenobergrenze oder Negativzinsen ab einer bestimmten Einlagenschwelle geben. Ebenfalls könnte ein Überlaufmodell, bei dem die gesetzlichen Sicherungseinrichtungen sich im Krisenfall gegenseitig stützen sollten, oder sogar die Kombination aus Obergrenze und Überlauf eingeführt werden.
Der digitale Euro soll, den Plänen der EZB nach, vor allem als Zahlungsmittel und nicht zur Wertaufbewahrung verwendet werden. Im Einzelhandel oder auch in der Industrie etc. könnte mit CBDC, ähnlich einer Kreditkarte gezahlt werden, nur dass keine Geschäftsbank oder kein Kreditkartennetzwerk dazwischengeschaltet werden müssten. Die Zentralbank oder die Geschäftsbanken verwalten das digitale Geld in Konten oder Wallets. In den Umlauf gelangen könnte die CBDC durch den Umtausch von Buchgeld in digitales Zentralbankgeld.

Hauptziel ist es, eine insgesamt sicherere Währung bereitzustellen, die neuen Anforderungen beispielsweise in der Industrie 4.0 Rechnung trägt. Auf einfache Art und Weise könnten Pay-per-Use-Services zum Beispiel in Mobilitätskonzepten realisiert werden. CBDC wäre damit ein Baustein für die Entwicklung von Smart-City-Konzepten mit Micropayments und würde die Transformation hin zu einem digitalen Zeitalter und steigender Automatisierung ermöglichen.

Auch grenzüberschreitende Transaktionen sind derzeit noch mit hohen Gebühren und längeren Bearbeitungszeiten verbunden. Möglicherweise ließen sich diese durch digitales Zentralbankgeld deutlich schneller und billiger durchführen.

Im Bereich der Bonitätsüberprüfung bei Kreditvergabe könnte die Zentralbank stärker auf eigene Prüfungssysteme oder Technologie-Partner setzen – und so das Zahlungsverkehrssystem modernisieren, vereinfachen und effizienter gestalten. Es gibt mehrere Stellhebel für gesteigerte Effizienz in der Abwicklung durch die Einführung neuer Infrastruktur.

Die Chancen von CBDC hängen sehr von der konkreten Ausgestaltung, der Umsetzung und dem gewünschten Anwendungsfall ab. Und sie erfordern unter anderem noch wichtige Abwägungen im Bereich Datenschutz oder Geldwäsche. Für den europäischen Raum ist die Einführung eines digitalen Zahlungsmittels von zentraler Bedeutung. Nicht zuletzt deshalb, um den globalen Wettbewerb mit zu beleben und von der Weltwirtschaft nicht abgehängt zu werden.

 

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Die Distributed Ledger Technologie (DLT) und die auf ihr basierenden digitalen Assets haben in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben. Nachdem sich zunächst nur Krypto-Enthusiasten für die neuen Möglichkeiten interessierten, boomt mittlerweile auch die Nachfrage von Family Offices und Privatpersonen nach digitalen Vermögenswerten. Auch institutionelle Investoren zeigen großes Interesse, wenngleich sie sich aufgrund fehlender Regulierungen noch in geringerem Umfang engagieren.

Auch die Verunsicherungen, die in jüngster Zeit insbesondere durch die Zusammenbrüche einiger Anbieter im Krypto-Markt entstanden sind, haben das grundsätzliche Vertrauen in die DLT nicht erschüttern können. Eine Studie von KPMG und BTC Echo zeigt, dass das Interesse an digitalen Vermögenswerten ungebrochen ist und die befragten Anleger:innen auch künftig planen, in digitale Vermögenswerte zu investieren. Sobald geeignete regulatorische Rahmenbedingungen und Standards etabliert sind, wird die DLT einen großen branchenweiten Durchbruch erleben und sich dynamisch weiterentwickeln.

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