Green Bonds

Treiber für eine nachhaltige Entwicklung?

Die Anlageform der Green Bonds rückt immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Getrieben vom Sustainability-Trend steigt seit einigen Jahren das Marktvolumen für grüne Anleihen stark an. Auch die Anzahl an ausgegebenen Green Bonds hat in den letzten Jahren weiter zugenommen. Diese neue Form der Finanzierung zielt nicht mehr nur auf allgemeine, sondern insbesondere auf grüne Zwecke ab.

Spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 erleben wir mit Blick auf die Themen rund um Nachhaltigkeit und Klimawandel eine enorme Dynamik. Viele Unternehmen arbeiten seither nicht nur an ihrer Reputation – vielmehr bestimmt das Thema Nachhaltigkeit auch die Neuausrichtung ihrer Geschäftsmodelle mit.

Parallel entwickeln sich am Kapitalmarkt neue Instrumente, Finanzdienstleistungen und Anlageformen, die nachhaltige Entwicklungsziele fördern sollen. Insbesondere die Green Bonds veranschaulichen den aktuellen Sustainable-Finance-Trend und die damit verbundenen Fragestellungen deutlich.

Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums

Den Auftakt dieser jüngsten Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit bildete der EU-Aktionsplan „Aktionsplan Financing Sustainable Growth“ vom März 2018, genauer gesagt dessen Herzstück: den Vorschlag für eine EU-weite Taxonomie. Dabei handelt es sich um ein Klassifizierungssystem für klima-, umwelt- und sozialverträgliche Aktivitäten von Unternehmen, die auf die sechs zentralen Umweltziele der EU abzielen.

Eines der übergeordneten Ziele, die die EU mit dem Aktionsplan verfolgt, ist die Umlenkung von Kapitalmarktströmen in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Die Taxonomie wirkt sich in doppelter Hinsicht auf die Portfoliosteuerung aus. Einerseits weil dadurch die Investition in Green Bonds intensiviert wird und andererseits eine indirekte Steuerung von Unternehmen erfolgt, die grüne Produkte entwickeln.

Green Bonds aus Perspektive des EU-Standards für Green Bonds

Green Bonds lassen sich demnach vereinfacht als Finanzdienstleistungen verstehen, die nachhaltiges Wachstum fördern sollen. Trotz der aktuell wachsenden Popularität ist diese Anlageklasse jedoch nicht vollkommen neu. Denn im Grunde gibt es Green Bonds bereits seit 2007. Doch ähnlich wie beim Bio-Label gibt es keinen einheitlichen, zertifizierten EU-Standard. Durch den Vorschlag zur Einführung eines EU-Green-Bond-Standards ist nun jedoch ein vielversprechender Weg hin zu einer verbindlichen Regulierung eingeschlagen worden.

Dies ist insofern begrüßenswert, als viele Begriffe in diesem vergleichsweise jungen Marktumfeld noch nicht einheitlich definiert sind. Dies gilt sowohl für den Begriff „Sustainable Finance“ als auch für den der „Green Bonds“.

Einen wichtigen Bezugsrahmen stellt in diesem Zusammenhang wie gesagt der EU-Aktionsplan für Sustainable Finance sowie das darauf aufbauende Gutachten für einen Green-Bond-Standard dar, der von der EU-Expertengruppe für Sustainable Finance (TEG) verfasst wurde. Gemäß diesem Standard ist ein Green Bond jede Art von (nicht-)börsennotierter Anleihe, die die folgenden drei Anforderungen erfüllt:

  1. Ausrichtung des Emittenten auf das „Green Bond Framework“
  2. Der Erlös wird „grüne Projekte“ (re-)finanzieren
  3. Die „grünen Projekte“ wurden von einem „akkreditierten externen Prüfer“ verifiziert

Die Green Bond Principles der International Capital Market Association

Noch bevor sich die EU beziehungsweise die ESMA mit den grünen Anleihen beschäftigte, haben bereits private Vereinigungen wie die International Capital Market Association (ICMA) Leitlinien für Green Bonds entwickelt und sich als Vorreiter auf diesem Gebiet positioniert.

Neben dem Entwurf der TEG stellen demnach die „Green Bond Principles“ (GBP) der ICMA eine weitere wichtige, ebenfalls nicht bindende Definition für grüne Anleihen dar. Dabei handelt es sich um freiwillige Prozessrichtlinien, die Transparenz und Offenlegung empfehlen und die Integrität bei der Entwicklung des Green-Bond-Marktes fördern. Das GBP besteht aus vier Kernkomponenten:

  1. Die Verwendung des Erlöses für grüne Projekte
  2. Einem Prozess zur Projektevaluierung und -auswahl
  3. Die transparente Verwaltung der Einnahmen
  4. Eine qualitative und quantitative Berichterstattung

Verbreitung und Bedeutung von Green Bonds

Auf dieser Definition der ICMA basieren auch die an der Frankfurter Börse gehandelten Green Bonds. Dabei ist insgesamt festzustellen, dass das Marktvolumen für Green Bonds in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Neben Banken können auch Unternehmen und Regierungen Green Bonds ausgeben. So plant beispielsweise auch die deutsche Bundesregierung in 2020 erstmalig die Emission von Green Bonds.

Gründe für Investitionen in grüne Anleihen

Zahlreiche Gründe sprechen für die Investition in grüne Anleihen. Green Bonds intensivieren die Anlagetätigkeit in grüne Unternehmen und damit zugleich auch Investitionen in nachhaltige Projekte. Die aktuellen Rahmenbedingungen und Taxonomien begünstigen dabei sowohl die Berechnung von Klimarisiken als auch die Planung und Durchführung von kosteneffektiven Klimaschutzmaßnahmen. Investitionen in grüne Anleihen können zudem steuerliche Vorteile mit sich bringen, den Finanzmarkt stabilisieren und die Reputation von Unternehmen stärken. Nicht zuletzt können diese Aktivitäten gezielt in die Equity Story eingebettet werden.

Herausforderungen bei der Implementierung eines Green-Bond-Standards

Mit dem Blick auf derzeitige Praxis und die rechtlichen Rahmenbedingungen sehen wir aktuell auch einige zentrale Herausforderungen. Zuallererst gibt es bereits einen sehr stark regulierten Finanzsektor mit einer hohen Regulierungsdichte auf europäischer Ebene. Bevor es eine einheitliche Regelung geben kann, müssten zunächst alle nationalen Standards in den EU-Staaten berücksichtigt und vereinheitlicht werden.

Zudem stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Einbettung und Integration in das bestehende Regelwerk, ohne diesem einfach eine weitere Regulierung hinzuzufügen. Nicht zuletzt muss nach dem geeigneten Zeithorizont zur Implementierung gefragt werden. Dabei halten wir es für empfehlenswert, so schnell wie möglich aktiv zu werden, und die Schaffung eines einheitlichen und verbindlichen EU-Standards nicht auf die lange Bank zu schieben.

Ausblick: Die Sustainable Finance Strategie der ESMA

Dabei stimmen die sich bereits abzeichnenden Entwicklungen auf europäischer Ebene durchaus zuversichtlich. So veröffentlichte die ESMA kürzlich ihre Sustainable-Finance-Strategie, laut der diese Themen in 2020 weiter vertieft und verstärkt in Angriff genommen werden sollen. Geplant sind demnach die Veröffentlichung der sogenannten Disclosure und Taxonomy Regulation. Dies ist aus zwei Gründen zu begrüßen: Zum einen, um die Gefahr von „Greenwashing“ weiter zu reduzieren, und zum anderen, um mehr Transparenz und eine Vergleichbarkeit grüner Investitionen zu schaffen.

“Das Marktvolumen von Green Bonds ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Gleichzeitig fehlt bis heute sowohl eine einheitliche Definition, was #GreenBonds sind, als auch ein verbindlicher EU-Standard. Wie nachhaltig ist die Entwicklung dieser neuen grünen Anlageform?“
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Fazit: Die Bedeutung der Green Bonds für eine nachhaltige Entwicklung

Die Einführung eines einheitlichen EU-Green-Bond-Standards auf Basis einer EU-weiten Taxonomie für klima-, umwelt- und sozialverträgliche Aktivitäten sowie die Bestätigung durch akkreditierte, externe Gutachter sind wichtige Schritte, um die Kapitalströme in Richtung nachhaltiger Investitionen neu auszurichten. Für jedes Unternehmen kann es daher in Zukunft von Vorteil sein, Green Bonds zu emittieren oder in Green Bonds zu investieren. Dies kann sowohl steuerlich motiviert sein als auch, um der sozialen Verantwortung gerecht zu werden, oder nicht zuletzt, um neue Ertragsmöglichkeiten zu erschließen.

Daneben darf die Rolle des Finanzsektors bei der Transformation hin zu einer ökologischen, nachhaltigen und dekarbonisierten Gesellschaft nicht unterschätzt werden. Auch für uns als Kapitalmarktexperten bleibt es weiterhin spannend zu beobachten, wie sich ein traditionell rein auf Finanzinformationen ausgerichteter Kapitalmarkt verändert, weiterentwickelt und die Zukunft nachhaltig mitgestaltet.