Greenwashing: Eine leistungsstarke Governance beugt Reputationsrisiken vor

Greenwashing: Governance beugt vor

Auf acht Handlungsfeldern kann die Leistungsstärke der ESG-Governance geprüft werden.

Keyfacts:

  • Der Schlüssel zum Vorbeugen von Greenwashing-Vorwürfen ist eine leistungsstarke ESG-Governance.
  • Sie ist dann leistungsstark, wenn sie im Einklang mit dem Ambitionsniveau steht – und mit den Anforderungen, die daraus folgen.
  • Erste Hinweise liefert eine Prüfung auf acht Handlungsfeldern, die Unternehmen und Produkte betreffen.

Die regulatorischen Anforderungen steigen und ESG-Aktivitäten (Environmental, Social, Governance) in der Wirtschaft erhalten immer mehr Aufmerksamkeit – spätestens seit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die Öffentlichkeit fordert im Zuge des Wandels zu nachhaltigen Investitionen echtes Commitment ein – und ist nicht immer überzeugt.

Viele Asset Manager sahen sich in den vergangenen Monaten mit Vorwürfen konfrontiert, einige grüne Fonds seien nicht wirklich nachhaltig. Wir haben in diesem Artikel beschrieben, wie das ESG-Ambitionsniveau und eine leistungsstarke Governance mit Greenwashing-Vorwürfen zusammenhängen.

Wie aber erzielen Unternehmen eine leistungsstarke ESG-Governance? Entscheidend ist, dass die Ausgestaltung der Governance dem selbst definierten Ambitionsniveau und der gewünschten Außenwahrnehmung entspricht. Nur so lässt sich Greenwashing-Vorwürfen und Reputationsrisiken vorbeugen und eine Positionierung zur Nachhaltigkeit im Markt erzielen.

Überprüfung der Leistungsfähigkeit: Wie wählt man die drängendsten Bereiche aus?

Wie lässt sich das feststellen? Und wie stellt man sicher, dass Verantwortlichkeiten klar zugewiesen, notwendige Prozesse implementiert, angemessene Dokumentationen vorhanden und effektive Kontrollsysteme im Einsatz sind? Eine schwierige Aufgabe, denn ESG-Governance-Anforderungen betreffen nahezu alle Unternehmensfunktionen.

Zu überprüfen wären daher eine Vielzahl unterschiedlicher Bereiche in der Organisation – vom Vorstand über die Geschäftsführung bis zu den zahlreichen Geschäftsbereichen, seien es das Risiko-, Produkt- oder Stakeholdermanagement, die Kapitalanlagen oder die Kundenkommunikation. Auch das Berichtswesen, das Outsourcing, die Bereitstellung der ESG-Daten, das Personalwesen sowie die Rechtsabteilung und Compliance zählen dazu.

Säulen einer starken ESG-Governance auf Unternehmensebene

Projekterfahrungen zeigen, dass es einige Themenbereiche gibt, die bereits sehr klare Hinweise dazu liefern, ob eine ESG-Governance leistungsstark ist – oder sie es überhaupt sein kann. Unser Check: Eine leistungsstarke ESG-Governance ruht auf mehreren Säulen. Und die folgenden Fragen helfen dabei, die eigene Aufstellung zu prüfen.

  • ESG-Strategie: Ist die ESG-Strategie klar formuliert, dokumentiert und kommuniziert? Sind messbare und eindeutige Ziele sowie Zwischenziele definiert worden? Besteht mit Blick auf die sich ständig weiterentwickelnden ESG-Anforderungen eine ausreichende strategische und operative Flexibilität?
  • Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen: Erfüllt die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit Blick auf das definierte Ambitionsniveau die vom Gesetzgeber und den Stakeholdern gestellten Anforderungen? Ist die ESG-Strategie in öffentlichkeitswirksamen Informationsmaterialien korrekt und unmissverständlich beschrieben? Wird die Informationsbereitstellung regelmäßig in ihren Inhalten und ihrer Transparenz überprüft?
  • ESG-Kompetenz: Verfügen die Beschäftigten entlang der gesamten Wertschöpfungskette über das erforderliche Fachwissen in Nachhaltigkeitsfragen? Bestehen spezielle ESG-Teams? Wird die Kompetenzentwicklung über angemessene Aus- und Weiterbildungsprogramme sichergestellt?
  • Umgang mit ESG-Daten-Anbietern: Welche Beziehungen bestehen zu ESG-Datenanbietern? Bestehen Abhängigkeiten von einzelnen ESG-Datenanbietern und wenn ja, wie werden diese verringert? Wie werden Mängel in der Bereitstellung von ESG-Daten durch eigene Recherchen oder durch die Einbindung zusätzlicher Datenlieferanten kompensiert

Wesentliche Governance-Kriterien auf Produktebene

Auf Produktebene bestimmen vor allem die Produkt- und Investitionsansätze, Derivate, die Nicht-messbarkeit von Zielen sowie die Offenlegung die Leistungsfähigkeit einer ESG-Governance. Daher stehen hier folgende Aspekte im Vordergrund:

  • Produkt- und Investitionsansätze: Wie wird die Nachhaltigkeit des angebotenen Produkts und seines Investitionsansatzes nachgewiesen, zum Beispiel bei nachhaltigen Fondsprodukten, grünen Krediten oder grünen Versicherungsprodukten?
  • Derivate: Wie werden die nachhaltigen Ziele komplexer Derivate überprüft und ihr Basiswert bewertet? Wie wird der Einsatz von Derivaten als Teil der Anlagestrategie begründet?
  • Nichtmessbarkeit von Zielen: Wie wird mit nicht quantifizierbaren Zielen und Indikatoren verfahren? Wie wird bei mangelnder Verfügbarkeit erforderlicher ESG-Daten agiert?
  • Offenlegung: Inwieweit werden die verfolgten Produkt- und Investitionsansätze korrekt und den rechtlichen Anforderungen entsprechend beschrieben? Welche Maßnahmen werden ergriffen, wenn erforderliche Informationen aufgrund unzureichender interner Dokumentationsprozesse fehlen?

Konzentration auf die neuralgischen Punkte, die die Governance schwächen

Wir beobachten im Markt: Mehrere Punkte sorgen in der Regel dafür, dass die ESG-Governance nicht dem angestrebten Ambitionsniveau entspricht.. Zu ihnen zählen fehlende Verantwortlichkeiten für die Erhebung, Validierung und Berichterstattung von ESG-Daten und ein Risikomanagement, das nur auf regulatorische Anforderungen ausgerichtet ist.

Auch ein Produktmanagement, das insbesondere im Investitionsansatz nicht dem definierten Ambitionsniveau entspricht, schwächt die ESG-Governance. Auch die Kundenkommunikation sowie das Berichtswesen gehören häufig zu den Bereichen, die eine besondere Aufmerksamkeit verdienen, um die Anfälligkeit für Risiken deutlich zu reduzieren. Wer hier ansetzt, erzielt am schnellsten Verbesserung und stärkt seine Governance.

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