Marktumfrage 2020 - Banken: Aktuelle Trends der SAP Roadmap

Ausblick auf ein spannendes Jahrzehnt: Mit SAP Banking durch die 2020er-Jahre

Mit dem Jahr 2020 und all seinen Geschehnissen hat das neue Jahrzehnt zweifellos einen außergewöhnlichen Auftakt genommen. Abseits der gesellschaftlichen Großwetterlage ist der Beginn des Jahrzehnts auch für SAP-Anwender aus der Bankenbranche von tiefgreifendem Wandel geprägt.

Obwohl das erste Erscheinen von SAPs grundlegender HANA-Innovation schon über zehn Jahre zurückliegt, gewann die Umstellungsplanung für die neue Technologie, insbesondere die Ablösung des ERP-Systems SAP R/3 durch SAP S/4HANA, erst durch das nahende Ende der Wartungszusage in 2025 an Bedeutung. Diese Dynamik wurde anschließend nochmal durcheinandergewirbelt, indem die Wartungszusage Anfang 2020 doch bis 2027 (kostenpflichtig bis 2030) verlängert wurde.

Die vielen Chancen, durch die S/4HANA-Umstellung begleitende Prozess- und Architekturanpassungen Effizienzen zu heben, verleiht der gesamten Transformation eine hervorstechende Relevanz sowie eine strategische Dimension. Darüber hinaus stellt SAP gerade für Kunden aus der Bankenbranche innerhalb der S/4-Architektur eine Reihe weiterer Produktinnovationen wie SAP FSDM oder SAP FPSL bereit.

Wie aber nehmen die Anwender diese Mischung aus notwendigen und optionalen Umstellungen auf? Was planen sie für die 2020er Jahre hinsichtlich ihrer SAP-Strategie und welche Implementierungsvorhaben sind bereits beschlossen?

Um über derartige Trends in der Bankenbranche einen weitreichenden Überblick zu gewinnen, greifen wir auf die Ergebnisse unserer aktuellen Umfrage (2020) zurück. Diese zeigen auf, wie der Markt auf die SAP-seitigen Entwicklungen reagiert und welche Konsequenzen sich aus dieser allgemeinen Umbruchsstimmung für die einzelnen Anwender ableiten lassen.

Unter den Umfrageteilnehmern finden sich neben Banken aus dem privatwirtschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Sektor ebenfalls Institute aus dem genossenschaftlichen Sektor. Die Umfrage umfasst dabei sowohl Vertreter aus den Top-10 der größten Banken in Deutschland (gemessen an der Bilanzsumme), als auch mittlere und kleine Banken. Darüber hinaus wurden Vertreter von Konzernmuttergesellschaften und Konzerntochtergesellschaften befragt. Insgesamt haben wir 12 Rückmeldungen zu den Fokusthemen SAP S/4HANA Finance, SAP FSDM, SAP FPSL und Cloud im Allgemeinen erhalten.

Umfrageergebnisse zeigen Trends der kommenden Jahre

Die Umfrageergebnisse ließen uns unter den (potenziellen) Anwendern der neuen SAP-Produkte folgende Meinungsbilder und Entwicklungstrends für die kommenden Jahre aufdecken:

  • Die Wartungseinstellung für R/3 veranlasst die Teilnehmer nicht dazu, künftig mit einem Kernsystem außerhalb des Angebots von SAP zu planen. Entsprechend ist SAP S/4HANA Finance unabhängig vom individuellen Zeithorizont und Umfang der Umstellung weiter als ERP-System gesetzt. Trotz der angekündigten Verlängerung der Wartungszusage für R/3, bleiben 33% der Befragten bei ihrer bisherigen Planung zur Umsetzung von S/4HANA bis zum ursprünglichen Wartungsende. Die kostenpflichtigen Zusatzwartung bis 2030 ist nur für 17% der Teilnehmer die bisher geplante Option. S/4HANA bringt die Digitalisierung der IT-Architektur durch eine industrieübergreifende, einheitliche Plattform entscheidend voran. Dabei wird möglichst auf Standardisierung gesetzt, um Effizienzen zu erzielen und Kosten zu senken. Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass Ressourcenknappheit und hohe Komplexität als entscheidende Herausforderungen der Umstellung angesehen werden.
  • Die Teilnehmer unserer Umfrage sind bei der Bewertung von SAP FSDM (SAP Financial Services Data Management) zwiegespalten. Knapp 50% der Teilnehmer glauben, dass das bestehende Data Warehouse durch diese zentrale Datenplattform ersetzt werden kann. FSDM wird als ein komplexes Produkt verstanden, welches eine einheitliche und umfassende Integration aller Bankdisziplinen wie Accounting, Risiko, Meldewesen und Controlling ermöglicht. In einem möglichen Einsatz wird aus diesem Grund durchaus viel Potenzial gesehen. Aufgrund der Unentschlossenheit sind jedoch noch mehr Aufklärungsarbeit und insbesondere Markterfahrung erforderlich, um die Marktteilnehmer von SAP FSDM zu überzeugen. Als Vorteile schätzen 24% der Teilnehmer die hohe Integrationsfähigkeit und 19% die Standardisierung des Produkts.
  • Gerade unter den Banken, die ein erst in den letzten Jahren in Betrieb genommenes SAP-Nebenbuch produktiv verwenden, herrscht aktuell noch eine begrenzte Begeisterung für einen Wechsel auf SAP FPSL (SAP Financial Products Sub Ledger) als ein Add-On zur SAP S/4HANA-Technologie mitsamt standardisierter Accountingprozesse für Finanzinstrumente. Es werden insbesondere fehlende Reife und Markterfahrung befürchtet. Daneben betrachten die Teilnehmer den großen Umfang an Eigenentwicklungen im eigenen Nebenbuch gegenüber der hohen Standardisierung des FPSL als zentrale Hürde für eine Einführung. Nur 8% der Befragten schätzen ihren gegenwärtig vorhandenen Umfang an Eigenentwicklungen im Nebenbuch als gering ein. Zudem möchte nur ein Drittel der Befragten eine anstehende S/4HANA-Transformation auch für eine Standardisierung der bestehenden System- und Prozesslandschaft nutzen.
  • Der Trend geht eindeutig zur Cloud. Die Mehrheit der Teilnehmer hat bereits SAP-Applikationen in der Cloud, bzw. plant die Umstellung in die Cloud innerhalb der nächsten fünf Jahre. Nur 25% der Befragten plant momentan keinen Einsatz der Cloud. Die größten Hürden liegen dabei in den Bereichen Datenschutz, Compliance, Architektur und regulatorische Vorgaben.

Empfehlungen auf Basis der Ergebnisse

Aus diesen Rückmeldungen haben wir Empfehlungen abgeleitet, die Banken helfen, ihre SAP-Vorhaben der nächsten Jahre zu planen:

  • Die Wartungsverlängerung von SAP R/3 ermöglicht ein zielgerichtetes und tiefer greifendes Herangehen an die S/4HANA-Transformation in den Banken. Anstatt unter großem Zeitdruck eine Umstellung auf S/4HANA irgendwie zu bewerkstelligen, kann nun im Rahmen von Voruntersuchungen die Transformation mit ihren möglichen Implikationen im Hinblick auf architektonische und prozessuale Optimierungen detailliert geplant und bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtet werden.
  • Für SAP FSDM empfiehlt sich der Austausch mit Erstanwendern sowie anderen Interessenten, die bereits Erfahrungen mit dem Produkt oder Erkenntnisse über das Produkt gesammelt haben. Die strukturelle Standardisierung dieses Data Warehouse gepaart mit der wachsenden Anzahl standardisierter Schnittstellen bietet perspektivisch in jedem Fall eine noch weiter reifende Lösung.
  • Viele Effizienzen bei einer S/4HANA-Transformation sind erst durch eine beherzte Rückkehr zum Standard zu realisieren. Gerade für eine effiziente Implementierung des SAP FPSL ist dies von zentraler Bedeutung. Durch eine Analyse der Eigenentwicklungen im Nebenbuch und der Überführung dieser Funktionalitäten in die neue Zielarchitektur im Rahmen einer Vorstudie können noch bestehende Einwände gegen den FPSL gegebenenfalls überwunden werden. Wenn ein planvoller Rückbau der Eigenentwicklungen und die Neuverortung ihrer Funktionalitäten in einer standardisierten Architektur gelingt, stellt die eigentliche Implementierung des FPSL eine vergleichsweise moderate Herausforderung dar.
  • Um den Trend in die Cloud mitgehen zu können, ist es ratsam, schon jetzt interne Vorbereitungen hinsichtlich Datenschutzes, Compliance und Regulatorik in die Wege zu leiten. Inwiefern das Verlagern von Systemen in die Cloud eine Kostensenkung ermöglicht, sollte außerdem unter Berücksichtigung verschiedener Bezahlmodelle für Clouddienste geprüft werden. Gerade durch das Verlagern von Systemen für Entwicklungs- und Testzwecke kann bei reduzierten regulatorischen Anforderungen eine Ersparnis realisiert werden.

Es werden in jedem Fall einige Veränderungen auf die SAP-Anwender innerhalb der Bankenbranche zukommen. Mit der Bereitschaft zur technischen Weiterentwicklung und durch fundierte Kenntnisse der SAP Roadmap, der Marktstimmung, aber auch der eigenen architektonischen und prozessualen Gegebenheiten und Anforderungen kann der Branche die Umstrukturierung mit effizienten und zukunftsfähigen Prozesse gelingen. Dann können aus diesem turbulenten Jahrzehnt im Rückblick durchaus die goldenen Zwanzigerjahre werden, in denen die Bankenbranche endgültig im digitalen Zeitalter ankommt.

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