Produkte der Zukunft im Asset-Management

Technologien und veränderte Kundenbedürfnisse sorgen für ein neues Produktportfolio

Keyfacts:

  • Neue Technologien (zum Beispiel Blockchain/DLT) und aktuelle Trends (zum Beispiel Nachhaltigkeit/ESG) auf der einen und sich ändernde Kundenbedürfnisse auf der anderen Seite sorgen für Veränderungen im Produktportfolio von Asset-Managern und -Managerinnen
  • Um für die Kundschaft von morgen Relevanz zu erzeugen und sich vom Wettbewerb abzuheben, sind neue Finanzprodukte gefragt
  • Im Folgenden soll die Produktwelt von morgen entlang von vier Hypothesen diskutiert werden

1. Jedes Finanzprodukt wird einen Nachhaltigkeitsbezug haben

Nach den Zielen des Aktionsplans der Europäischen Kommission sollen nachhaltige Unternehmen mehr Geld erhalten. Viele Kund:innen sowie Anleger:innen haben die Bedarfe und Wachstumschancen grüner Investments bereits erkannt und so können sich entsprechende Finanzprodukte einer erhöhten Nachfrage am Markt erfreuen. Laut BVI ist mittlerweile jeder achte Euro, den deutsche Kunden und Kundinnen in Fonds investieren, gemäß nachhaltigen Kriterien angelegt.
Die Nachfrage wird sich zeitnah noch verstärken, denn bereits im dritten Quartal 2022 werden Vermittler und Berater über Nachhaltigkeitskriterien informieren und ihre Kundinnen und Kunden zu Nachhaltigkeitspräferenzen befragen müssen, wenn sie in bestimmte Anlageprodukte investieren möchten.

Es ist zu erwarten, dass diese Anforderungen bald auch auf klassische Produkte wie Konten oder Kredite ausgeweitet werden. Anbieter werden sich bei der Konzeption von neuen Finanzprodukten und der Überarbeitung bestehender Angebote mit den Auswirkungen auf Soziales und Umwelt auseinandersetzen müssen. Künftig wird daher jedes Finanzprodukt einen Nachhaltigkeitsbezug haben.

2. Tokenisierung vergrößert das Anlageuniversum

Neben dem Bezug zur Nachhaltigkeit eröffnen auch neue Technologien wie Blockchain/DLT, und dabei insbesondere die Tokenisierung, neue Möglichkeiten in Bezug auf die Produktpalette.
Neben der Möglichkeit der Tokenisierung von immateriellen Gütern wie Musikrechten spielen auch Güter mit physischer Beschaffenheit wie Immobilien oder Gemälde eine immer wichtigere Rolle. Vor allem der Markt für digitale und physische Kunst gewinnt zunehmend an Bedeutung. In Bezug auf digitale Kunst wurden im Jahr 2021 bis September bereits 3,5 Milliarden Euro in NFT-Kryptokunst und -Collectibles investiert. Jedoch ist auch der Markt rund um klassische Kunst durchaus rentabel, weshalb sich eine Vermögensbeimischung dieser Assetklasse lohnen könnte.

So entstehen die ersten Angebote, physische Kunstwerke zu tokenisieren. Hierbei repräsentiert jeder Token einen Anteil an einem spezifischen Kunstwerk als Schuldverschreibung, während das Gemälde weiterhin in Galerien oder Museen zugänglich sein kann. Wertvolle Kunstgemälde können dadurch in viele kleine Einheiten unterteilt werden und sind dadurch einem größeren Personenkreis zugängig. Hierdurch ist eine Investition in eine Vielzahl von Objekten möglich, die in einem Fonds gebündelt werden können. Durch dieses erweiterte Anlagespektrum und die damit verbundene Risikostreuung können Anleger an den Renditen neuer Assetklassen partizipieren.

Um solche Vehikel für Kundinnen und Kunden investierbar zu machen, ist eine Anpassung der Fondsadministration notwendig, um diese korrekt verbuchen und bewerten zu können. Darüber hinaus kann die Technologie aber auch dazu genutzt werden, die Fondsadministration selbst und die Abwicklung für die Kundinnen und Kunden zu vereinfachen. Bezugnehmend darauf ist eine graduelle Kryptoisierung von Investmentfonds denkbar.

3. Neue Kurzfristinvestments im Kontext von Wallets

Im Zusammenhang mit Blockchain/DLT gewinnen auch Wallets immer mehr an Bedeutung. Einerseits gibt es Krypto-Wallets, die für die Speicherung der zu den Kryptowährungen benötigten Schlüssel verwendet werden. Andererseits nimmt die Nutzung von Wallets als Zahlungssystem wie Apple Pay oder PayPal zu. Diese bieten ähnliche Möglichkeiten wie ein Bankkonto.

Durch Kooperationen mit Fintechs entstehen bereits erste Angebote, die Krypto-Wallets und Wallets als Tool für Online-Zahlungen kombinieren.

Krypto-Wallets bieten durch sogenanntes Staking sowohl für Retail- als auch für institutionelle Anleger:innen eine neue günstige Möglichkeit eines Festgeldersatzes. Zur Validierung der Blockchain-Transaktionen wird beim „Proof of Stake“ eine bestimmte Menge an Kryptowährung für einen festen Zeitraum fixiert und somit eingefroren. Sie stehen dann nicht mehr für einen Handel zur Verfügung, sondern werden ausschließlich für die Transaktionsvalidierung genutzt. Für die Beteiligung am Netzwerk und das Zurverfügungstellen der Kryptowährung wird eine Staking-Prämie gezahlt, die mit einem Festgeldzins vergleichbar ist. So bieten Wallets neue Möglichkeiten sowohl zur Zahlungsabwicklung als auch hinsichtlich Investitions- und Renditechancen.

4. In Zukunft können Kundinnen und Kunden auch etwas anderes als „Geld“ investieren

Warum muss der Kunde beziehungsweise die Kundin der Zukunft eigentlich Geld anlegen? Bei Betrachtung anderer Branchen (zum Beispiel der Technologiebranche mit Suchmaschinen oder Social Media) fällt auf, dass Kundinnen und Kunden für diese Services nicht mehr mit Geld bezahlen, sondern im Wesentlichen durch Ihr Konsumverhalten und das Teilen von Daten.

Dieses Prinzip kann möglicherweise auch auf das Asset-Management übertragen werden: Würde eine Krankenkasse beispielsweise mit einem Asset-Manager oder einer Asset-Managerin kooperieren, so könnten sie gemeinsam ein neues Produkt auflegen, bei dem Endkund:innen beispielsweise kein Geld investieren, sondern durch einen gesunden Lebensstil für ihr Alter vorsorgen. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die Krankenkasse vorhersagen kann, dass eine gesunde Ernährung sowie regelmäßiger Sport statistisch gesehen zu weniger Ausgaben für Krankheiten führen und somit ein Teil der Beiträge in die Altersvorsorge investiert werden kann. Gleichzeitig ergeben sich daraus im Asset-Management Up-Selling-Potenziale. Durch Kooperationen, insbesondere über unterschiedliche Geschäftsfelder hinweg, ergeben sich viele spannende Möglichkeiten für gänzlich neue Produkte.

Fazit

Für das Asset-Management ergeben sich aus Technologien und aktuellen Trends eine Reihe spannender Möglichkeiten, Produkte zu entwickeln, die die Bedürfnisse einer neuen Generation von Kundinnen und Kunden abdeckt. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung und der damit verbundenen Transparenz wird es immer wichtiger, dass sich Produkte vom Wettbewerb abheben.

Vielen Dank an die Co-Autorin Franziska Kortmann.

 

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Customer Centricity

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Customer Centricity

Customer Centricity ist heute schon wichtig, morgen jedoch entscheidend. Denn die zunehmende Digitalisierung lässt auch die Erwartungen der Kund:innen an die Produkte und Services ihrer Finanzdienstleister steigen: Sie erwarten eine hohe Personalisierung und Individualisierung, eine möglichst unkomplizierte und schnelle Abwicklung ihrer Aufträge und eine Lösung ihres Anliegens zu jeder Zeit und überall über ihre präferierten Kanäle. Eine systematische Ausrichtung des Geschäftsmodells an den Kundenerwartungen und -bedürfnissen ist damit zu einem noch wichtigeren Erfolgsfaktor im Finanzsektor geworden – und bietet gleichzeitig eine große Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

Dass eine konsequente Customer Centricity viele Potenziale bietet, haben die meisten Finanzdienstleister erkannt. So äußerten 2022 beispielsweise 97 Prozent der Befragten einer Studie von KPMG und Lünendonk („Kunden im Mittelpunkt – Kundenzentrierung als wesentlicher Erfolgsfaktor im Finanzdienstleistungssektor“), dass sie Kundenzentrierung als Teil ihrer Strategie verstehen oder einen entsprechenden Strategieschwenk planen. 88 Prozent der Befragten wollen in Zukunft näher an ihre Kund:innen heranrücken und ihnen zusätzliche Mehrwertservices entlang ihrer Customer Journey und zu ihren individuellen Bedürfnissen und Alltagssituationen bieten.

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