Purpose – der neue Imperativ der Unternehmensführung?

Ein klarer Daseinszweck macht Unternehmen und Teams stärker und glücklicher

Keyfacts:

  • Der Purpose ist mehr als ein Modewort. Es braucht ihn, denn oft ist der Blick versperrt auf das, was für Unternehmen und Mitarbeitende wirklich zählt.
  • Dieser Daseinszweck ist keine Zukunftsvision, sondern prägt das Hier und Jetzt.
  • Kennen Sie Ihren Purpose?

    Das Wort Purpose ist in aller Munde. Purpose? Ist das noch so ein Modewort wie Agiliät oder New Work? Ist es ein neuer Imperativ der Unternehmensführung? Oder ist es eigentlich gar nicht neu? Darüber möchte ich einige Gedanken hier teilen.

    Wir haben neulich hier auf unserem Blog beschrieben, warum Finanzunternehmen aus unserer Sicht eine Purpose-Erzählung brauchen. Wirtschaft und Gesellschaft brauchen Banken, Versicherungen, Börsen, Finanzdienstleister im Allgemeinen, das ist ja klar – aber wir fragen uns: Erzählen die Unternehmen das auch so, dass Kunden und Mitarbeitende es verstehen? Dass junge Bachelor-Absolventen in der Bank oder bei einem Krypto-Infrastrukturanbieter arbeiten wollen?

    Schreiner und Schuster haben ihren Purpose klar vor Augen

    Lassen Sie uns einen Zeitsprung machen und ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit blicken. Da wussten die Menschen genau, warum sie morgens aufstanden und ihre Arbeit verrichteten. Sie zimmerten Möbel, damit andere darauf sitzen konnten. Sie schusterten, damit andere Menschen Stiefel hatten. Sie hüteten Schafe, damit andere Menschen mit Schafswolle Pullover stricken konnten. Sie mahlten Mehl, damit der Bäcker davon Brot backen konnte.

    Den Menschen war bewusst, dass das, was sie taten, einen Sinn hatte – für sie und die Gesellschaft. Die Menschen wollten gemeinsam ein gutes Leben führen und dabei Dinge tun, die wirksam waren und das gute Leben unterstützten. Das ist das, was wir mit Purpose meinen: den Zweck der Existenz. Die Müller, Schäfer und Schuster aus der Vergangenheit hatten einen leicht erfassbaren Grund für ihre Tätigkeit. Und wie ist das heute?

    Alles wird immer komplexer: Wissen wir noch, warum wir tun, was wir tun? 

    Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, eher schneller, höher, weiter zu denken als daran, wie wir unseren wesentlichen Existenzgrund im Unternehmen erfüllen. Und vielleicht haben wir sogar auch ganz persönlich vergessen, welchem Ziel wir nachstreben und welchen Sinn wir damit stiften wollen. Ich mache in Gesprächen die Erfahrung: Manchmal wissen wir gar nicht, warum wir hier sind. Manchmal ist der Purpose uns im Arbeitsalltag gar nicht mehr bewusst. Woran liegt das?

    Wir leben in einer Zeit, in der unsere Fähigkeiten mehr und mehr von Maschinen übernommen werden und in der künstliche Intelligenz unser Denken und Handeln neu beeinflusst. Es ist eine Zeit des Überflusses an Angeboten, in der viele Unternehmen samt ihrer Produkte und Dienstleistungen gegeneinander austauschbar sind, so scheint es.

    Ob ich den Kredit bei der einen oder anderen Bank abschließe, die Versicherung bei denen mit dem grünen, violetten oder gelben Logo – was macht das für einen großen Unterschied? Und es ist eine Zeit, in der sich Verantwortliche Gedanken darum machen, welchen Beitrag sie mit ihrem Unternehmen zu einer besseren Welt leisten – und einige nicht erst seit ESG.

    Der Purpose hilft bei der Entscheidungsfindung

    Es ist auch eine Zeit, in der die Unternehmen gegenseitig darum buhlen, die Menschen mit besonders ausgeprägten Fähigkeiten einzustellen. Und in der die gleichen Menschen doch eher darüber nachdenken, ob sie eine neue Freiheit in ihrem Arbeitsleben wünschen und sich lieber selbstständig machen.

    Menschen, die sich fragen, ob sie wirklich für ein Unternehmen arbeiten sollten, das ihnen keinen klaren Grund gibt, warum sie es tun sollten. Weil die Unternehmen, die sie umwerben, es nicht klar und deutlich auf den Punkt bringen. Und deshalb ist es an der Zeit, dass wir uns einen Purpose geben und mit unserer Arbeit einen Sinn stiften. Um deutlich zu machen, warum gerade dieses Unternehmen.

    Ein Purpose eines Unternehmens motiviert uns, hilft uns bei der Identifikation mit dem Unternehmen, bei der Entscheidungsfindung. Er hilft beim Recruiting und beim Halten von Mitarbeitenden, in der Kommunikation und im Marketing, und er fördert das Vertrauen ins Unternehmen.

    Viele Unternehmen haben deshalb ihren Purpose festgehalten und in die Welt gebracht. Er beschreibt, wofür das Unternehmen hier und heute antritt – er beschreibt also das Heute und nicht die Zukunft.

    „A Purpose is something you cannot stop me from doing”

    Ich jedenfalls weiß ganz genau, warum ich hier bin und diesen Text schreibe: Weil mein persönlicher Purpose lautet „I inspire you to turn on your light.” Ich bin davon überzeugt, dass es in uns drin und in der Welt so vieles gibt, was wir noch nicht entdeckt haben – und was wir uns durch neue Sichtweisen bewusst machen können. Dazu möchte ich Sie mit diesen Zeilen inspirieren.

    Wie ist das bei Ihnen? Wovon kann Sie kein Mensch abhalten, weil es Ihnen Erfüllung bringt? Was macht Sie wirklich glücklich? Was haben Sie als Kind schon immer gern gemacht? Und warum haben Sie vielleicht damit aufgehört, obwohl es Sie doch eigentlich erfüllt?

    …und was ist Ihr Purpose?

    Wenn Sie den Zweck der Existenz Ihres Unternehmens und Ihren persönlichen Purpose wissen, hilft Ihnen das zu reflektieren und danach zu handeln – für Ihre Kunden und Mitarbeitenden. Also vielleicht mehr davon zu machen, was Sie erfüllt – und weniger davon, was Ihrem Purpose nicht entspricht.

    Vielleicht können Sie letzteres sogar delegieren, weil es dem Purpose einer anderen Person viel eher entgegenkommt als Ihnen? Sie werden sehen: Das macht Sie zufriedener und freier, nicht nur in der Arbeitszeit – und steigert Ihre Motivation.

    Also, was denken Sie? Ist der Purpose ein Imperativ der Unternehmensführung? Ich sage nein. Aber vielleicht eine wirklich gute Chance, Ihr Unternehmen für sich selbst und zukünftige Angestellte interessanter zu machen.

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    Customer Centricity ist heute schon wichtig, morgen jedoch entscheidend. Denn die zunehmende Digitalisierung lässt auch die Erwartungen der Kund:innen an die Produkte und Services ihrer Finanzdienstleister steigen: Sie erwarten eine hohe Personalisierung und Individualisierung, eine möglichst unkomplizierte und schnelle Abwicklung ihrer Aufträge und eine Lösung ihres Anliegens zu jeder Zeit und überall über ihre präferierten Kanäle. Eine systematische Ausrichtung des Geschäftsmodells an den Kundenerwartungen und -bedürfnissen ist damit zu einem noch wichtigeren Erfolgsfaktor im Finanzsektor geworden – und bietet gleichzeitig eine große Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

    Dass eine konsequente Customer Centricity viele Potenziale bietet, haben die meisten Finanzdienstleister erkannt. So äußerten 2022 beispielsweise 97 Prozent der Befragten einer Studie von KPMG und Lünendonk („Kunden im Mittelpunkt – Kundenzentrierung als wesentlicher Erfolgsfaktor im Finanzdienstleistungssektor“), dass sie Kundenzentrierung als Teil ihrer Strategie verstehen oder einen entsprechenden Strategieschwenk planen. 88 Prozent der Befragten wollen in Zukunft näher an ihre Kund:innen heranrücken und ihnen zusätzliche Mehrwertservices entlang ihrer Customer Journey und zu ihren individuellen Bedürfnissen und Alltagssituationen bieten.

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