So stellen Versicherer auf nachhaltigen Betrieb um

In der Branche steigt der Druck, Nachhaltigkeitsanforderungen zügig umzusetzen.

Keyfacts:

  • Das drängende Thema nachhaltiger Betrieb gewinnt durch die Energiekrise für Versicherer zusätzliche Dringlichkeit.
  • Um Kosten zu sparen und energieeffizienter zu wirtschaften, integrieren immer mehr Unternehmen ESG-Kriterien in ihre Unternehmensführung und ihren Geschäftsbetrieb.
  • Um IT, Bürogebäude und andere Infrastruktur klimaneutral und sozialer zu gestalten, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz und das Einbinden aller Stakeholder.

Unerwartet hat das Jahr 2022 eine neue geopolitische Ordnung gebracht – vor allem mit Blick auf die Energieversorgung. Die Digitalisierung lässt seit Jahren den Energieverbrauch steigen. Jetzt steigen die Preise und führen zu größerem Kostendruck – ein Risiko für Versicherer.

Gleichzeitig wächst der Druck auf die Assekuranz, ökologische, soziale und Aspekte einer nachhaltigen Unternehmensführung (ESG) in ihren Geschäftsaktivitäten zu berücksichtigen. Hier ist in den letzten Jahren ein Trend hin zu immer strengeren und umfangreicheren Nachhaltigkeitsanforderungen zu beobachten. Dazu gehören sowohl stringentere Regularien wie das EU-Lieferkettengesetz als auch die zunehmenden Erwartungen der Stakeholder. So gewinnt zum Beispiel für Kund:innen, Investor:innen und Mitarbeiter:innen das Thema Nachhaltigkeit bei ihrer Entscheidungsfindung immer stärker an Bedeutung.

Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit stellen somit zwei wesentliche Geschäftsziele für Versicherungen dar. Wie können sie diese erreichen und sich erfolgreich für die Zukunft aufstellen?

Ein nachhaltiger Geschäftsbetrieb reduziert Kosten und forciert ESG-Ziele

Eine Transformation des gesamten Betriebs hin zur Nachhaltigkeit – Sustainable Operations – ermöglicht es Versicherern, beide Geschäftsziele gleichermaßen zu berücksichtigen und so den langfristigen Unternehmenserfolg sicherzustellen.  Mit dem Ziel Sustainable Operations vor Augen lohnt sich zunächst der Blick auf die Betriebsdimensionen, die Emissionen verursachen:

  • Nachhaltige IT (verantwortlich für 25 bis 35 Prozent der Emissionen aus Operations)
  • Nachhaltige Bürogebäude (35 bis 45 Prozent)
  • Nachhaltige Mobilität und Geschäftsreisen (10 bis 20 Prozent)
  • Weitere Bereiche wie HR und Marketing (10 bis 20 Prozent)

Der größte Hebel ist also ein nachhaltiger IT- und Gebäudebetrieb – deutlich größer als beispielsweise eine nachhaltige Reiserichtlinie. Um Energieverbrauch und -Kosten zu senken, ist der Umstieg auf erneuerbare Energien ein wichtiges Etappenziel. Denn dieser Schritt erhöht die Unabhängigkeit bei der Energieversorgung. Eine höhere Energieeffizienz und die Nutzung nachhaltiger Energiequellen führt zu einer Reduktion des C02-Fußabdrucks und stellt das Unternehmen insgesamt nachhaltiger auf. Viele Versicherer haben die Notwendigkeit zu handeln bereits erkannt und sich gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommens ambitionierte Net-Zero-Ziele gesetzt.

Auch wenn sich aktuell ein Großteil der Nachhaltigkeitsziele vieler Versicherer besonders auf Umweltaspekte fokussiert, streben die Unternehmen mittelfristig auch das Erreichen der beiden anderen ESG-Dimensionen Social und Governance an.

Welche Erfolgsfaktoren helfen bei der Transformation?

Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Geschäftsbetrieb führen aus unserer Sicht drei Kriterien zum Erfolg:

1. Ein strukturierter und ganzheitlicher Lösungsansatz

Effizient und effektiv gelangen Versicherer zu einem nachhaltigen Geschäftsbetrieb mit einem strukturierten und ganzheitlichen Lösungsansatz. Dieser verläuft unserer Erfahrung nach erfolgreich in vier Schritten:

    1. Analyse des Status quo für E, S und G: Dazu gehört insbesondere die Messung des CO2-Fußabdrucks sowie weiterer umweltbezogener Indikatoren wie Papier- oder Wasserverbrauch. Eine große Herausforderung für die Branche ist hierbei die eingeschränkte Verfügbarkeit und Qualität relevanter Daten.
    2. Definition konkreter (Reduktions-)Ziele für die jeweiligen Nachhaltigkeitsindikatoren sowie Teilziele für die einzelnen Treiber innerhalb der Organisation (Bereiche oder Abteilungen).
    3. Definition abgestimmter und wirkungsvoller (Reduktions-)Maßnahmen je Treiber. Hierbei müssen sowohl Nachhaltigkeits- als auch Kostenaspekte berücksichtigt werden, um den Wert für das Unternehmen zu maximieren.
    4. Laufendes Monitoring und Erfolgsmessung der durchgeführten Maßnahmen.

2. Die Nutzung der bestehenden Governance

Um bei der Nachhaltigkeitstransformation die Komplexität und Kosten im Unternehmen möglichst gering zu halten, sollte die Integration von ESG-Kriterien in bestehende Governance-Strukturen erfolgen – es sollten keine neuen, zusätzlichen Strukturen geschaffen werden.

In diesem Kontext bietet sich eine End-to-End-Integration in die bestehenden Qualitätsprüfpunkte relevanter Lebenszyklen wie dem Produkt-, Projekt- und Kunden-Lebenszyklus an. Am Beispiel des IT-bezogenen Produkt-Lebenszyklus lässt sich aufzeigen, dass der nachhaltigkeitsbezogene Einfluss eines IT-Services von dessen Konzeption bis zur Dekommissionierung auf diese Weise effizient und ganzheitlich betrachtet werden kann.

3. Das frühzeitige Einbinden aller Stakeholder
Der Erfolg der Nachhaltigkeitstransformation hängt ganz wesentlich vom Verhalten und den täglichen Entscheidungen aller Mitarbeitenden ab. Daher ist es wichtig, sie aktiv in die Transformation mit dem Ziel von Sustainable Operations einzubeziehen. Die Unternehmensführung sollte den Wandel mit hoher Priorität vorantreiben und dabei auch alle relevanten Entscheidungsträger:innen in die Verantwortung nehmen, etwa durch das Definieren bonusrelevanter Nachhaltigkeitsziele.
Regelmäßige Kommunikation hilft, die Mitarbeitenden zielgerichtet zu informieren und auch Transparenz Richtung Investor:innen und Kund:innen zu schaffen.

Durch Nachhaltigkeit vom Wettbewerb abheben

Versicherer, die diese Erfolgsfaktoren berücksichtigen und ein ganzheitliches Transformationsprogramm realisieren, heben Potenziale mit Blick auf Effizienz und Nachhaltigkeit gleichermaßen. Und sie verschaffen sich auf diesem Weg einen strategischen Wettbewerbsvorteil. Denn wer sich beim Thema Nachhaltigkeit vom Wettbewerb abhebt, punktet bei Image und Kundenzufriedenheit und profitiert beim Werben um Talente und Investitionen.

 

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Sustainable Finance und ESG

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Sustainable Finance

Mit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals (SDGs) und des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen das wohl ehrgeizigste Projekt der Menschheitsgeschichte auf den Weg gebracht: Die Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Bei dieser Transformation kommt dem Finanzsektor eine herausragende Bedeutung zu. Denn mit seiner Hilfe lassen sich Kapitalströme in nachhaltige Investitionen lenken und Anreize für ein nachhaltigeres Handeln setzen. Außerdem wird so Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil des Risikomanagements und die Transparenz von Finanz- und Wirtschaftsaktivitäten deutlich erhöht.

Um diese Hebelwirkung des Finanzsektors für die gewünschte nachhaltige Transformation zu nutzen, hat die Europäische Kommission 2018 den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums verabschiedet. Er hat in Verbindung mit der EU-Taxonomie und einer Vielzahl weiterer Gesetze und Verordnungen – insbesondere zur ESG-Berichterstattung (Environment, Social, Governance) – dazu geführt, dass Finanzdienstleister zahlreiche Prozesse umgestalten und ihre Produktangebote neu ausrichten müssen. Dabei sind zahlreiche Entscheidungen zu treffen, die tiefgreifende Veränderungen nach sich ziehen und erhebliche Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg und das Geschäftsmodell haben.

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