Datennutzung für das Asset Management neu denken: Das Konzept Data Mesh

Eine dezentrale Datenarchitektur als Basis für das Betriebsmodell der Zukunft.

Keyfacts:

  • In heute verbreiteten Architekturen werden Daten zentral bei der IT gespeichert.
  • Damit alle Fachbereiche eines Asset Managers mit Daten arbeiten können, ist eine Datendemokratisierung im Unternehmen sinnvoll.
  • Als ein Leitmotiv dient in der IT dafür seit einigen Jahren das Data-Mesh-Konzept, das Fachbereichen und einzelnen Mitarbeitenden mehr Verantwortung für ihre Daten gibt.

Wollen Asset Manager zukunftsfähig bleiben, ist der Bau einer modularen, digitalen Datenplattform als neues Betriebsmodell unumgänglich. Denn eine solche Plattform erlaubt schnelle Anpassungen an den stetigen Wandel und legt den Grundstein für umfangreiche Prozessautomatisierungen. Diesen Ansatz haben wir hier in einem früheren Artikel beschrieben.

Das Fundament einer solchen Plattform bilden ein robustes Datenmanagement und die Demokratisierung von Daten. Was bedeutet das?

Meistens liegen Daten und insbesondere Datenhaushalte, die Informationen aus verschiedensten Bereichen zusammenführen, allein in der Hand der IT. Deswegen sind sie für die Fachbereiche nur schwer nutzbar und ihre Verarbeitungswege nicht nachvollziehbar.

Dies gilt insbesondere für Prozessdaten. Hier setzt Datendemokratisierung an mit dem Ziel, Daten für alle im Unternehmen sinnvoll und zweckgebunden bereichsübergreifend nutzbar zu machen.

Datendemokratisierung: Daten werden für alle Fachbereiche verfügbar

Ein Beispiel dafür lautet, dass dass die verantwortlichen Mitarbeitenden die Prozessdaten zur Anlagegrenzprüfung selbstständig beispielsweise durch die Marktrisikodaten aus der Risikomessung im System anreichern können.

Dieses Datenprodukt würde dann von der Expertin oder dem Experten in der Domäne für die Anlagegrenzprüfung über die Plattform angefragt und der Zugriff von der jeweiligen Domäne vergeben werden.

Denn Fachbereiche sollten nachvollziehen können, welche Daten verfügbar sind und in welchem Kontext sie zueinander oder zu bestimmten Sachverhalten stehen, damit sie diese gezielt nutzen können.

Datensilos sollten aufgelöst und in durchgängige Datenflüsse gelenkt werden. Durch den verbesserten Zugang und die einfache Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Bereichen beziehungsweise Domänen lassen sich letztlich neue Erkenntnisse gewinnen. Das Ergebnis: Das Unternehmen kann seine Innovationskraft und die Prozesseffizienz erheblich steigern.

Data-Mesh-Prinzipien: Vier Leitplanken auf dem Weg zur Datendemokratisierung

Datendemokratisierung hat viele Facetten und benötigt einen Rahmen. Hier kommt das sogenannte Data-Mesh-Konzept ins Spiel, denn es vereint technische, kulturelle und Change-Aspekte mit einer effizienten Governance.

Kurz gesagt versteht man darunter den Ansatz für das Schaffen einer dezentralen Datenarchitektur, in der die Fachbereiche/Domänen die Verantwortung über ihre eigenen Daten erhalten. In der IT wird Data Mesh seit einigen Jahren als Weiterentwicklung der vielerorts etablierten Data-Warehouse- oder Data-Lake Architekturen gesehen.

Die vier Prinzipien des Data-Mesh-Konzepts können als Leitplanken auf dem Weg zum datengetriebenen Asset Manager dienen.

    • Data as a Product: Daten sollten als Produkte von Teams betrachtet werden, die auch von anderen Teams im Unternehmen genutzt werden können. Die dezentralen Teams sollen sich auf die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Datenprodukten konzentrieren. Beispiele dafür wären ESG-Daten, Marktrisikodaten, Transaktionsdaten oder Kundensegmentdaten.
    • Domain-driven Ownership: Daten sollten von dezentralen Teams beziehungsweise Domänen verwaltet werden, die für bestimmte Geschäftsbereiche oder Anwendungen verantwortlich sind und damit die Daten inhaltlich verstehen. Das heißt, die Fachbereiche haben die Datenhoheit und sind für die Definition, Verwaltung und Bereitstellung von Datenprodukten verantwortlich – und nicht die IT.
    • Self-Serve Data Platform: Die dezentralen Teams beziehungsweise Domänen müssen Zugang zu einer gemeinsamen Infrastruktur haben, die es ihnen ermöglicht, ihre Datenprodukte zu erstellen, zu verwalten und bereitzustellen. Dabei sind die möglichst einfache Bedienung und eine hohe Skalierbarkeit die zentralen Anforderungen an die Infrastruktur.
    • Federated Computational Governance: Eine klare technologiegestützte Governance-Struktur ist notwendig, um sicherzustellen, dass die Domänen ihre Datenprodukte in Übereinstimmung mit den Unternehmensstandards und -richtlinien erstellen, verwalten und insbesondere selbstbestimmt teilen können. Die Governance muss auf die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teams im Unternehmen ausgerichtet sein.

      Klare Richtlinien schaffen und Fachbereiche mit Trainings befähigen

      Es ist herausfordernd, ein einziges Projekt oder Programm zu entwickeln, das alle genannten Punkte einer zentralen Datenplattform umfasst. Dennoch ist es wichtig, eine klar definierte Datenstrategie zu haben und auf dieser Grundlage zu starten.

      Um klare Richtlinien zu schaffen, empfiehlt es sich, frühzeitig auf der Reise eine Data Governance mit definierten Aufgaben, Rollen und Verantwortlichkeiten zu implementieren. Die Prozesse sollten technologisch unterstützt werden und die dezentralen Interessen der Fachbereiche widerspiegeln.

      Technologische Voraussetzungen sollten zunächst modular getestet werden, um entlang der Bedürfnisse der Fachbereiche eine integrierte Datenplattform zum Austausch von Datenprodukten aufzubauen. Das ist essenziell, um eine ganzheitliche Unterstützung der Prozesse als Basis für die Automatisierung zu gewährleisten.

      Dies wird erreicht, indem die Datenverwaltung dezentralisiert und die Datenhoheit auf die jeweiligen Domänenexpertinnen und -experten übertragen wird. Während des Prozesses müssen die inhaltlichen Domänenexpertinnen und -experten der Bereiche befähigt und incentiviert werden, um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten.

      Daten teilen als Kultur: Das Management muss Anreize schaffen

      Das Data-Mesh-Konzept schafft Leitplanken zum Datenaustausch und ebnet den Weg zum datengetriebenen Asset Manager. Es ermöglicht eine effektive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Domänen und fördert die Nutzung von Datenprodukten als strategischem Vorteil und Basis der digitalen Plattform.

      Datenkultur und Erfolg basieren schlussendlich auf der festen Verankerung in der Unternehmensstrategie, dem Verständnis der Bedeutung und der Nutzung von Daten sowie der Vorbildrolle des Managements. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert daher, dass die Datenstrategie fest in die Unternehmensstrategie integriert und eine datengetriebene Arbeitsweise von oben nach unten aktiv gefördert und gelebt wird – auch bezeichnet mit dem Begriff „Data Leadership“.

      Anreize zur Erstellung und insbesondere zum Teilen von Datenprodukten sind dabei hilfreich und sollten in den Managementzielen verankert sein, um eine nachhaltige Datenkultur zu etablieren.