Der EU Green Bond Standard und seine Auswirkungen auf Asset Manager
Der EU Green Bond Standard und seine Auswirkungen auf Asset Manager
Die europäische Verordnung schafft einheitliche Standards für nachhaltige Finanzierungen.
Keyfacts:
- Klare Anforderungen für Green Bonds fördern Transparenz und verhindern Greenwashing.
- Green Bonds verbessern ESG-Bewertungen und stärken die Marktposition von Asset Managern.
- Der EU Green Bond Standard (EU GBS) unterstützt die Klimaziele des European Green Deal, es gibt aber noch Herausforderungen.
Grüne Anleihen (Green Bonds) gewinnen als nachhaltige Finanzierungsinstrumente zunehmend an Bedeutung. Sie ermöglichen es Investoren, Kapital gezielt in umweltfreundliche Projekte zu lenken und dadurch aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Gleichzeitig bieten sie Asset Managern klare Vorteile: Sie eröffnen Zugang zu einem wachsenden Markt nachhaltiger Investments, verbessern die ESG-Bewertung von Portfolios und helfen dabei, regulatorische Anforderungen im Bereich Sustainable Finance zu erfüllen.
Um das Vertrauen in den Markt für grüne Anleihen weiter zu stärken und Investitionen in nachhaltige Projekte zu fördern, hat die Europäische Union am 21. Dezember 2024 den EU Green Bond Standard – oder EU GBS – ins Leben gerufen. Die Regelung bringt neue regulatorische Anforderungen für Emittenten von Green Bonds mit sich, birgt aber auch Chancen.
Regulatorischer Hintergrund des EU Green Bond Standards
Der EU GBS ist eine freiwillig anzuwendende Verordnung der Europäischen Kommission, die den Rahmen für EU Green Bonds definiert. Sie ergänzt bestehende nachhaltigkeitsbezogene Initiativen wie die EU-Taxonomie und die Offenlegungsverordnung (SFDR).
Der Green Bond Standard ist ein wesentlicher Baustein zum Erreichen der Klimaziele des European Green Deals mit dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Hierfür bedarf es umfangreicher Investitionen in grüne Projekte. Der Markt für grüne Anleihen spielt dabei eine zentrale Rolle, da er Kapital für nachhaltige Projekte mobilisiert.
Die neue EU-Verordnung formuliert im Vergleich zu den bisher gültigen Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) klarere Richtlinien und schafft eine einheitliche Grundlage für nachhaltige Finanzierungen, wodurch Greenwashing verhindert werden soll.
Die Kernanforderungen des EU Green Bond Standards
Der EU GBS basiert auf der Verordnung (EU) 2023/2631 und stellt folgende Anforderungen:
- Taxonomie-Kompatibilität der finanzierten Projekte
Emittenten müssen mindestens 85 Prozent der durch die Anleiheemission erzielten Erlöse in wirtschaftliche Aktivitäten investieren, die mit der EU-Taxonomie übereinstimmen.
- Präzise und nachvollziehbare Berichterstattung
Alle Emittenten sind verpflichtet, detailliert anzugeben, wie die Mittel aus EU Green Bonds verwendet werden. Dies verbessert die Transparenz und erhöht die Nachvollziehbarkeit für Investoren.
- Umfangreiche Berichtspflichten
Emittenten sind verpflichtet, regelmäßige Berichte über die Nutzung der Anleiheerlöse sowie die erzielten Umwelteffekte zu erstellen und diese öffentlich zugänglich zu machen.
- Verbindliche externe Überprüfungen
Unabhängige externe Prüfer, die bei der ESMA registriert sind, müssen das Einhalten der Vorgaben bestätigen. Dies gilt sowohl vor als auch nach der Emission der Anleihe.
Was Asset Manager jetzt beachten sollten
Für Asset Manager, die in grüne Anleihen investieren, sind folgende Schritte notwendig, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden:
- Investitionsstrategie anpassen: Asset Manager sollten ihre Investitionsstrategie auf Konformität mit dem EU GBS prüfen, insbesondere wenn die Bonds in die nachhaltige Quote gemäß 2, 17 OffVO einbezogen werden sollen. Dabei ist sicherzustellen, dass grüne Anleihen den Standards entsprechen und Datenprovider „Flags“ für die Konformität liefern. Diese Datenpunkte müssen in interne Systeme integriert werden, um eine effektive Überwachung zu gewährleisten.
- Reporting und Transparenz sicherstellen: Asset Manager müssen in der Lage sein, regelmäßig Informationen über die Mittelverwendung und die ökologischen Auswirkungen der Anleihen an die Investoren weiterzugeben. Zudem sollten etwaige Anpassungen in den Investmentprozessen, die aufgrund der neuen Standards vorgenommen werden, in den Verkaufsprospekten (VKPs) vermerkt werden.
- Engere Zusammenarbeit mit Emittenten und Prüfern: Asset Manager müssen eng mit Emittenten und externen Prüfern arbeiten, um sicherzustellen, dass die Anleihen den Anforderungen entsprechen und eine hohe Glaubwürdigkeit aufweisen.
Green Bonds und die Taxonomie-Quote
Asset Manager müssen im Rahmen des EU GBS die Anrechnung von Green Bonds auf die Taxonomie- und Nachhaltigkeits-Quote gemäß der Offenlegungsverordnung (OffVO) beachten. Diese Quoten sind entscheidend für die Beurteilung der ökologischen Nachhaltigkeit von Investitionen. Green Bonds, die ausschließlich nachhaltige Projekte finanzieren, können die Quoten signifikant erhöhen.
Laut EU-Taxonomie sind wirtschaftliche Aktivitäten, die einen signifikanten Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten oder sich an die klimatischen Veränderungen anpassen, als nachhaltig eingestuft. Durch Investitionen in Green Bonds stellen Asset Manager sicher, dass ihre Produkte einen hohen Anteil an ökologisch nachhaltigen Anlagen enthalten, was sowohl regulatorische Anforderungen erfüllt als auch die Qualität der nachhaltigen Investments verbessert. Dies stärkt ihre Marktposition und erhöht die Attraktivität der Produkte.
ESMA-Namensrichtlinie fördert Nutzung des EU Green Bond Standard
Die im Dezember 2024 veröffentlichte ESMA-Klarstellung zur Namensleitlinie stärkt den EU Green Bond Standard, indem sie Green Bonds nach der EU-Verordnung (EU 2023/2631) von einer Look-Through-Prüfung ausnimmt. Dies bestätigt deren hohe regulatorische Qualität und ermöglicht Investitionen, selbst wenn der Emittent sonst unter die PAB-Ausschlüsse fallen würde.
Für andere Green Bonds gilt weiterhin eine Prüfung der Mittelverwendung. Das Look-Through-Prinzip stellt sicher, dass keine ausgeschlossenen wirtschaftlichen Aktivitäten finanziert werden.
Damit wird der EU Green Bond Standard bevorzugt behandelt und als Leitprodukt für nachhaltige Anleihen etabliert. Dies könnte seine Nutzung fördern, da Emittenten und Investoren von klaren Regeln und geringerem Prüfaufwand profitieren.
EU Green Bond Standard: Nutzen für Asset Manager und den europäischen Markt
Durch Investitionen in Green Bonds können Asset Manager ihre Nachhaltigkeits-Quote gemäß OffVO verbessern und die Attraktivität ihrer Produkte steigern. Der EU Green Bond Standard bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Marktposition zu stärken, während auf europäischer Ebene nachhaltige Produkte gefördert werden. So profitieren sowohl Asset Manager als auch der gesamte europäische Finanzmarkt von einer klareren Ausrichtung auf umweltfreundliche Investitionen.