Die Zukunft des Transaktionsreportings

Die Zukunft des Transaktionsreportings

So könnten Blockchain und KI das Meldewesen grundlegend transformieren.

Keyfacts:

  • Im Transaktionsmeldewesen von Wertpapierinstituten findet KI derzeit noch erstaunlich wenig Anwendung.
  • Mit einem zunehmend digitalen Kapitalmarkt und der Verbreitung der Distributed-Ledger-Technologie könnte sich das bald ändern.
  • Der Einsatz von KI könnte helfen, die Qualität der Meldungs­erstellung enorm zu verbessern und gleichzeitig Kosten zu sparen.

Für ihre Wertpapier- und Derivatetransaktionen müssen Finanzinstitute eine Vielzahl von aufsichtsrechtlichen Meldevorschriften wie EMIR, SFTR und MIFIR erfüllen. Durch ein zielgerichtetes Outsourcing im Transaktionsmeldewesen können die Unternehmen darauf reagieren.

Auf lange Sicht haben zum Beispiel die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial, die Meldungserstellung und die damit verbundenen Prozesse zu verbessern, effizienter zu gestalten und so Kosten zu sparen. Denn das Transaktionsmeldewesen kann, als eine dem Wertpapier- und Derivate-Handel nachgelagerte Funktion, hervorragend an den zu erwartenden Änderungen des digitalen Kapitalmarktes andocken.

Blockchain-basierte Transaktionsmeldungen als Zukunft des Meldewesens

Der aktuelle Standard einer Architektur für Transaktionsmeldungen besteht aus einer zentralen Meldesoftware, die Handelsdaten und weitere damit verknüpfte Daten meist aus einem zentralen Datenhaushalt importiert. Die Software transformiert die Daten in spezifische Ausgabedateien für jede Meldevorschrift, welche sie an die zuständigen Behörden exportiert, entweder direkt oder mittels eines zwischengeschalteten Transaktionsregisters. Im digitalen Kapitalmarkt kann der Handel von sogenannten Kryptowertpapieren über eine DLT-Plattform erfolgen, auf der dann die Transaktionsdaten direkt auf einer Blockchain vorliegen. Die Art und Weise, wie Transaktionen gemeldet werden, kann das von Grund auf verändern.

Denn durch die Nutzung einer einheitlichen Blockchain-basierten Plattform können Aufsichts­behörden durch unterschiedliche Ansichten – sogenannte Views – direkt auf die benötigten Transaktionsdaten zugreifen, um Marktmissbrauch, Akkumulation von Marktrisiken und andere regulatorische Themengebiete zu überwachen.

Damit entfällt sowohl für die meldepflichtigen Parteien als auch die Meldungsempfänger die Notwendigkeit, unterschiedliche transaktionale Melderegime zu unterhalten, wie wir sie heute beispielsweise unter der EMIR, der MiFIR oder der SFTR kennen. Regulatorische Überarbeitungen werden dann der Vergangenheit angehören und die regulatorischen Kosten können gedeckelt werden.

Mehrere Prozessschritte im Transaktionsreporting können künftig entfallen

Da alle Transaktionsdaten auf der Blockchain gespeichert werden, entfällt zudem der Bedarf an aufwändigen Abgleichsprozessen mit der Meldung der Gegenpartei, die sogenannte Reconciliation.

Die Integrität der Daten beziehungsweise der Transaktionen wird durch Smart Contracts sichergestellt. Bei Abweichungen werden die Kontrahenten informiert. Und wenn dennoch keine Übereinstimmung herbeigeführt werden kann, wird die Aufsicht direkt benachrichtigt. Zentrale Intermediäre in der heutigen Meldekette wie Transaktionsregister werden wegen der auf der Blockchain fortdauernd gespeicherten Transaktionsdaten ebenfalls nicht mehr als zentrale Informationsquelle benötigt, was Kosten spart.

Der Zugriff auf die Daten erfolgt nach dem Need-to-Know-Prinzip: Marktteilnehmer können nur ihre Geschäfte sehen, Aufsichtsbehörden hingegen haben Zugriff gemäß ihrem Beaufsichtigungsmandat.

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Zahlreiche Einsatzfelder für ein KI-basiertes Transaktionsreporting

Das Potenzial ist also groß. Und doch findet KI im Transaktionsmeldewesen derzeit erstaunlich wenig Anwendung.

Nach unserer Einschätzung bieten sich zahlreiche innovative Anwendungs­möglichkeiten an, die sowohl die Effizienz als auch die Genauigkeit des Meldevorgangs erheblich verbessern könnten:

  • Echtzeit-Analyse der Transaktionsmeldungen: KI ermöglicht die Überwachung und Analyse von Transaktionsmeldungen in Echtzeit. Dadurch können potenzielle Probleme, beispielsweise vermehrte Meldungsablehnungen durch das Transaktionsregister, sofort erkannt und analysiert werden, um ohne weiteren Verzug erforderliche Korrekturmaßnahmen einzuleiten.
  • Automatisierte Erkennung von Anomalien: Vor und nach dem Meldevorgang kann KI Anomalien in den Daten identifizieren, beispielsweise auffällige Schwankungen in der Menge der täglich abgegebenen Meldungen. Damit ließe sich eine höhere Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Meldungen erreichen.
  • Fehlerhafte oder unterlassene Transaktionsmeldungen: KI kann automatisiert unterstützen, fehlerhafte oder fehlende Meldungen zu erkennen und entsprechend korrigiert Meldungen zu generieren, um damit die Einhaltung der Meldepflichten sicherzustellen. Kann ein signifikanter Meldeverstoß dennoch nicht verhindert werden, kann die KI unterstützen, eine Selbstanzeige bei den zuständigen Behörden in Bezug auf Meldeverstöße vorzubereiten, wie sie bei einzelnen Meldevorschriften schon verpflichtend ist.
  • Automatisierte Prüfung von Abrechnungen der Melderegister: KI kann Fremdrechnungen, zum Beispiel volumenbasierte Abrechnungen der Melderegister für die abgegebenen Transaktionsmeldungen, automatisch prüfen und verifizieren, um die Korrektheit der Abrechnungen sicherzustellen.

Viele Finanzinstitute bieten ihren Kunden die Dienstleistung an, die transaktionsbasierte Meldung für sie zu übernehmen (delegierte Meldung). Auch hier gibt es lohnenswerte Anwendungs­möglichkeiten für KI:

  • Automatisierte Erstellung und Versand von Kundeninformationen: Bei delegierter Meldungserstellung für Kunden kann KI automatisiert die erforderlichen Meldeinformationen zusammenstellen und nach Freigabe durch die Fachabteilung an die Kunden versenden.
  • Rechnungserstellung bei delegierter Meldungserstellung: KI kann automatisiert Rechnungen für die erbrachten Dienstleistungen erstellen und nach Freigabe durch die Fachabteilung an die Kunden versenden, was den administrativen Aufwand reduziert.

Transaktionsmeldewesen im DLT-basierten Kapitalmarkt: keine Zukunftsmusik

Auch wenn der Ausblick auf ein DLT-basiertes Transaktionsmeldewesen nach Zukunftsmusik klingt, sollten sich Wertpapierinstitute aus unserer Sicht bereits heute mit den Chancen dieser Technik beschäftigen. So stellen sie sicher, bei der strategischen Ausrichtung der eigenen Meldeinfrastruktur nicht vom rasanten Wandel des digitalen Kapitalmarktes abgehängt zu werden.

Denn die Vorteile überwiegen aus unserer Sicht potenzielle Nachteile voraussichtlich bei Weitem und werden auf lange Sicht die Kosten für Regulatorik senken.