Digital Assets: Mehr als digitale Token!

Digital Assets

Wie die neue Technologie die Marktchancen für Asset Manager erhöhen kann

Technologischer Fortschritt und sich wandelnde Kundenbedürfnisse sorgen für Veränderungsdruck in der Finanzbranche. Immer neue, hochspezialisierte Anbieter mit volldigitalen Services gewinnen Marktanteile und können dabei mit operativer Exzellenz glänzen. Daneben zeigen auch Unternehmen aus anderen Branchen Ambitionen in den Markt einzusteigen. Dieser erhöhte Wettbewerbsdruck – bei gleichzeitig reduzierten Margen – stellt Asset Manager vor die Herausforderung, die Effizienz zu steigern und sich gleichzeitig durch klare USPs vom Wettbewerb abzuheben. Digital Assets und Künstliche Intelligenz (mit Fokus auf Customer Centricity) sind zwei wesentliche Technologien, mit denen sich Asset Manager fit für die Zukunft machen können.

Die Bedeutung von Digital Assets (digitale Vermögenswerte) wächst mit beachtlichen Raten. Das World Economic Forum (WEF) hat bereits 2015 die Prognose aufgestellt, dass im Jahr 2027 etwa 10% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts auf Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basierten Services gespeichert werden. Anfang November 2021 betrug die Marktkapitalisierung der Top 100 Kryptowährungen ca. 2,3 Billionen EUR, was ungefähr dem BIP von Frankreich entspricht. Entsprechend positionieren sich sowohl neue, als auch etablierte Unternehmen im Kontext Digital Assets. Verwahrlösungen für Digital Assets bieten zum Beispiel Coinbase, Kapilendo oder Tangany an. Immutable Insight oder Hauck & Aufhäuser bieten bereits Fondslösungen mit Krypto-Komponenten an. Die Anwendungsfälle von Digital Assets gehen allerdings deutlich über die allseits bekannten Kryptowährungen (Bitcoin, Ethereum, etc.) als Zahlungsmittel hinaus. Es lässt sich im engeren Sinne zwischen den folgenden Kategorien von Digital Assets unterscheiden:

  • Klassische Kryptowährungen: Hierunter fallen beispielsweise Bitcoin oder Ethereum. Der Zahlungsverkehr lässt sich dezentral und global gestalten. Durch das Fondsstandortgesetz handelt es sich mittlerweile auch um zulässige Vermögenswerte für Spezial-AIF.
  • Security Token: Wertpapiere (z.B. Aktien), Schuldverschreibungen oder Fondsanteile lassen sich tokenisieren. Das elektronische Wertpapiergesetz (eWpg)⁵ stellt dabei die Weichen für DLT basierte Wertpapiere. Erste DLT-basierte Transaktionen wurden bereits durchgeführt, z.B. bereits 2019 mit einer Schuldverschreibung (BB1) durch Bitbond auf der Stellar Blockchain.⁶ Auch die EIB als etablierter Emittent hat bereits Anleihen als Token emittiert.
  • Non-Fungible-Token (NFT): NFTs bilden nicht ersetzbare Objekte wie Immobilien, Kunst oder Musikstücke (geistiges Eigentum) digital ab. Die Exporo GmbH bietet z.B. bereits heute Immobilieninvestments über Token an. Ein Beispiel für Kunst war Anfang 2021 der Verkauf des digitalen Kunstwerks „Everyday: The First 5000 Days“ als NFT für 69,3 Millionen USD.
  • Stable Coins: Diese Art von Kryptowährungen sind darauf ausgelegt, den Wert eines anderen Assets abzubilden. Beispiele für Stable Coins sind Diem, Binance oder Tether. Tether stellt zum Beispiel ein Derivat des USD dar und bietet damit die Möglichkeit, Vermögen in einer weniger volatilen Fiat-Währung weiterhin auf der DLT anzulegen. Zusätzlich wird eine Schnittstelle in die herkömmliche Welt der Fiat-Währung USD geschaffen.
  • Central Bank Digital Currency (CBDC): CBDC bezeichnet digitales Zentralbankgeld, welches identische Tauscheigenschaften wie traditionelle Fiat-Währungen (Euro, USD, etc.) aufweist und von Zentralbanken ausgegeben und reguliert wird. Auch die EZB hat Mitte des Jahres reagiert und eine Untersuchungsphase für das Projekt eines digitalen Euro eingeleitet.

Neben neuartigen Investitionsmöglichkeiten und der Möglichkeit, neue Produkte zu gestalten, bietet insbesondere die zugrundeliegende Technologie eine Vielzahl an Potentialen für das Asset Management der Zukunft.

Die gezielte Verwendung von DLT mit ihren Kerneigenschaften kann zu einer signifikanten Steigerung der operativen Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette (s. Abbildung) führen. Die Kerneigenschaften von DLT lassen sich wie folgt gliedern:

  • Single Source of Truth: Über DLT haben kollaborierende Institutionen eine gemeinsame Basis, über die Transaktionen geführt werden, ohne dass zentrale Intermediäre benötigt werden. Vertrauen wird durch Technologie geschaffen – dadurch kann die zentrale Dokumentation zeitaufwändige Datenabgleiche auf Grund von wegfallenden Systembrüchen einsparen.
  • Operational Excellence: DLT ermöglicht eine verbesserte Automatisierung von Prozessen über die Integration von regelbasierter Logik in Smart Contracts und durch den Wegfall von Systembrüchen. Mit Enlyte oder SWIAT gibt es bspw. bereits Initiativen, die den Investmentprozess Ende-zu-Ende durch drastische Vereinfachung revolutionieren wollen.
  • Asset Fractionality: DLT ermöglicht eine beliebige Stückelung von Vermögenswerten in Token. Auf diese Weise wird der Zugang zu verschiedenen Asset-Klassen stark vereinfacht und dadurch auch deren Liquidität potenziell deutlich erhöht (vgl. Immobilientransaktionen).
  • Transparency by Default: Sämtliche Transaktionen sind pseudonymisiert in einem gemeinsamen Ledger hinterlegt. Dies eröffnet neue Möglichkeiten des Reportings und der Analyse. Der Regulator hat auf Grund der nativen Verkettung von Transaktionen der meisten DLT-Lösungen Zugriff auf einen sicheren und vollständigen Audit-Trail.

Diese Vorteile und Potentiale werden vermehrt vom Markt wahrgenommen. Die Nachfrage nach Digital Assets steigt deutlich – sowohl auf Seiten der Privatkund:innen als auch auf institutioneller Seite. Gemäß einer Studie von Fidelity Digital Assets verfügen bereits 56% der institutionellen Investoren über ein Investment in Digital Assets, was gegenüber dem Jahr 2020 einen Anstieg von 11% bedeutet. Dies hängt mit neuen Gesetzen und Richtlinien (MiCa, eWpG, FoStoG, etc.) und technologischem Fortschritt zusammen. Daneben etablieren sich Standards (z.B. ERC-20, ERC-721 für NFT’s, etc.) und spezialisierte Services, die einen Zugang für Investoren und auch für Asset Manager zu DLT-basierten Lösungen erleichtern.

Es wird ersichtlich, dass es sich bei digitalen Assets um ein komplexes und weitreichendes Thema handelt, das aber gleichzeitig enormes Potenzial birgt und zum neuen Standard zur Abbildung von Vermögenswerten werden wird. Das heißt Asset Manager müssen sich bereits jetzt mit dem Einfluss von digitalen Assets bzw. DLT auf die eigenen Services und Produkte auseinandersetzen. Es gilt die einzelnen Anwendungsfälle entlang der eigenen Wertschöpfungskette zu konkretisieren, Fokus zu setzen und notwendige Partnerschaften zu schließen.

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