In welche Richtung weitere Aktivitäten in Basel gehen können, wird klar, wenn man sich die jüngsten Publikationen, wie die „Revisions to the principles for the sound management of operational risk“ (Quelle: https://www.bis.org/bcbs/publ/d508.pdf) des BCBS ansieht. Diese gewinnen auch im Kontext der Anforderungen an die „Operational Resilience“ an Relevanz.
Ein Fall für ein integriertes NFR
Bis dato waren Aufsicht und entsprechend auch Institute mit den Detailanforderungen an einzelne Risikoarten und deren 2nd-Line-of-Defense (LoD)- Funktionen beschäftigt. Umfang- und aufwandsreiche Dokumentation, Prozesse und Berichte von Compliance, OpRisk, Auslagerungsmanagement und Co. sind die Folge.
Nicht nur zunehmend von der Aufsicht eingefordert, sondern ökonomisch sinnvoll ist es nun, die einzelnen Puzzleteile des NFR-Managements zu einem konsistenten Gesamtbild zusammen zu fügen, die Risikosteuerung zu optimieren und Synergien zu heben.
Was tun?
In der Praxis hat sich ein Vorgehen in fünf Handlungsfeldern als erfolgreich erwiesen:
1. Taxonomie
Getrieben durch unterschiedliche regulatorische Vorgaben und Schwerpunkte im Vorgehen der 2nd LoDs werden Begriffe uneinheitlich verwendet – man nutzt die gleichen Begriffe und versteht sich dennoch nicht. Um dem ein Ende zu bereiten, müssen Begriffe einheitlich definiert und zueinander ins Verhältnis gesetzt werden – insbesondere auch zum Nutzen der „Anwender“ in der 1st LoD, den Marktbereichen.
2. Aufbau- und Ablauforganisation
Zunächst muss das Mandat für das Schaffen der funktionsübergreifenden Standardisierungsmaßnahmen geklärt werden, denn sonst muss sich immer „der andere“ anpassen. Danach sollten Rollen und Verantwortlichkeiten der 1st und 2nd LoD jeweils pro Verteidigungslinie dort zusammengelegt werden, wo inhaltliche Überschneidungen vorliegen. Insbesondere in den Marktbereichen der 1st LoD schlummern oft Synergiepotenziale.
3. Risikoidentifikations- und Überwachungsinstrumente
Die einzelnen Risikofunktionen haben in ihren Prozesskreisläufen in der Regel die Schritte Identifikation, Bewertung und Überwachung. Hierfür wird man je unterschiedlicher Risikoart in den Geschäftsbereichen vorstellig, um mit der eigenen Methode Informationen zu erheben und damit Risiken zu bewerten und zu überwachen. Wenn sich dann die Kolleginnen und Kollegen die Klinke in die Hand geben und die gleiche Frage zweimal hintereinanderstellen, hält sich die Begeisterung der Geschäftsbereiche meist in Grenzen. Eine Verzahnung der Methoden birgt daher enorm viel Synergiepotenzial, ohne dass dabei Informationen verloren gehen.
4. Datenbanken, IT-Systeme, Automatisierung
Spiegelbildlich zeigen sich Synergiepotenziale bei der Verwendung von Tools und Datenbanken. Die Effizienzgewinne beim Nutzen gemeinsamer Daten und Automatisierung von aufwändigen Prozessen hängen jedoch stark von der gemeinsamen Taxonomie und methodologischer Harmonisierung ab. GRC Tools versprechen hier viel und können einen Beitrag zur Methodenintegration leisten. Oftmals sind Potenziale mittels Automatisierung und zentraler Datenhaltung auch schon – zum Teil in einem Zwischenschritt – erfolgsversprechend.
5. Internes und externes Reporting
Aufsichtsrat, Vorstand und andere Entscheidungsträger werden dankbar sein: Durch die Konsolidierung der einzelnen Berichterstattungen wird nicht nur gut bezahlte Arbeitszeit gespart, sondern auch eine effektive Steuerung der Risiken ermöglicht. Am Ende interessiert es die Entscheidungstragenden nur, wo das Feuer am heißesten brennt und wie man es löscht. Eine gemeinsame Datenbasis hilft zudem den manuellen Abstimmungsaufwand bei der Berichterstattung zu minimieren.
Es spricht also vieles dafür, als Bank eine Risikofunktionslandkarte, das heißt die Sicht auf NFR-Risikoarten und die verantwortlichen 2nd LoDs bzw. Funktionen vor sich ausbreiten und sich einen Überblick zu verschaffen. Da von solcherlei Vorhaben viele Parteien betroffen sind, empfiehlt es sich, zunächst darüber Klarheit zu erlangen, welche Ziele man mit einem integrierten NFR-Ansatz verfolgen möchte und die relevanten Stakeholder hinter einem gemeinsamen Mission Statement zu versammeln. Dem CRO bzw. dem CRO-Dezernat kommt hier eine zentrale Rolle zu. Perspektivisch werden die NFR weiter an Bedeutung gewinnen und es liegt in der Verantwortung des CRO, diese Risiken vollumfänglich, effizient und konsistent transparent zu machen und zu überwachen. Die hierfür notwendigen „Puzzlearbeiten“ sollten besser früher als später beginnen.