Trennen, bilanzieren, wachsen: Carve-out-Abschlüsse im Fokus
Carve-out-Abschlüsse im Fokus
Einblicke in Chancen, Herausforderungen und regulatorische Entwicklungen
Zunehmend mehr Unternehmen trennen sich wieder gezielt von ihren Randaktivitäten, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren – sei es durch einen Börsengang, einen Verkauf oder ein Spin-off. Hinter dieser Entwicklung stecken grundlegende strategische Überlegungen. Carve-out-Abschlüsse sind dabei ein zentrales Instrument, um potenziellen Investoren transparente und belastbare Finanzinformationen bereitzustellen. Es gibt hierbei vieles zu beachten.
Oft kann die operative Geschäftstätigkeit des herauszulösenden Geschäftsbereiches nicht durch traditionelle Abschlüsse wie einen Konzern- oder Einzelabschluss im Sinne der IFRS abgebildet werden, da er keine rechtliche Einheit ist. Der Carve-out-Abschluss bietet eine maßgeschneiderte Lösung als Basis für den Wertpapierprospekt oder als Grundlage für Verhandlungen mit potenziellen Investoren. Mit dem „Herausschneiden“ der ökonomischen Aktivitäten des herauszulösenden Geschäftsbereichs aus dem Konzern der Mutter entsteht ein eigenständiger Abschluss.
Bei den internationalen Standards gibt es keine festen Regeln
Es existieren bisher keine ausdrücklichen Vorschriften oder Regelungen, obwohl Carve-out-Abschlüsse seit Jahrzehnten nach US-Rechnungslegungsgrundsätzen aufgestellt werden und mittlerweile in der Praxis vielfach nach den internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen (IFRS) aufgestellt werden. Die Abgrenzung der Berichtseinheit erfolgt daher nach wirtschaftlichen Erwägungen. Dies erfordert fundiertes Fachwissen, insbesondere bei der sachgerechten Zuordnung von Vermögenswerten, Schulden, Aufwendungen und Erträgen. Auch steuerliche Fragestellungen und die rechtliche Entflechtung des Geschäftsbereichs wirken sich auf den Abschluss aus.
Flexibilität durch Dual Track Prozess
Oft fahren Unternehmen bei Ausgliederungen zweigleisig – die parallele Vorbereitung eines Verkaufs und eines Börsengangs. Private-Equity-Investoren, strategische Käufer und Kapitalmarktteilnehmer fordern belastbare, vergleichbare und nachvollziehbare Finanzinformationen. Daher bilden Carve-out Abschlüsse die Grundlage für Wertpapierprospekte und Investorenpräsentationen gleichermaßen.
Oft wird der Börsengang der deutschen Emittenten mit Privatplatzierungen an institutionelle Investoren kombiniert. Beliebt sind ebenfalls sogenannte Dual Listings – zum Beispiel kombinierte Listings an der Frankfurter Börse und London bzw. New York. Dies bringt zusätzliche Komplexität mit sich, um den verschiedenen regulatorischen Anforderungen und etablierte Marktpraktiken der Listing Orte gerecht zu werden.
Potenziale erkennen und nutzen
Gleichzeitig bietet der Carve-out-Prozess die Chance, Optimierungspotenziale in der Finanzstruktur und im operativen Geschäft zu identifizieren. Eine transparente Darstellung des Lieferungs- und Leistungsaustauschs zwischen dem herausgelösten Bereich und dem verbleibenden Konzern ist dabei essenziell. Es ist ratsam eine umfangreiche Analyse durchzuführen. Auch ist häufig eine komplett neue Bewertung des Lieferungs- und Leistungsaustausches erforderlich.
Separieren und Finanzieren
Ein zentraler Erfolgsfaktor beim Börsengang ist die frühzeitige Festlegung der Finanzierungsstruktur des Emittenten. Investoren erwarten dabei eine transparente Darstellung der Kapitalausstattung und eine nachvollziehbare Planung der zukünftigen Finanzierungsbedarfe. Beim Verkauf oder dem Börsengang des betreffenden Geschäftsbereiches ist dieser auch rechtlich aus dem Konzern herauszulösen. Dabei haben die auftretenden steuerlichen Fragen Auswirkungen auf den Carve-out-Abschluss.
Frühzeitig planen, Risiken vermeiden
Generell stehen Unternehmen, die erstmalig mit den Anforderungen eines Carve-out-Abschlusses konfrontiert sind, vor komplexen Fragestellungen. Zusätzlich zum Tagesgeschäft sind viele wichtige Entscheidungen im Vorfeld zu treffen. Hier ist Weitsicht und eine adäquate personelle Kapazitätenplanung gefordert. Deshalb empfiehlt es sich, frühzeitig Experten bei der erstmaligen Aufstellung eines Carve-out-Abschlusses einzubinden.