Zwischen Regulierung und Realität: die Herausforderungen von ELTIFs für Asset Manager
Denn sowohl in der Auflegung als auch im laufenden Betrieb eines ELTIFs lauern zahlreiche Herausforderungen, die gut durchdachte Prozesse und eine hohe regulatorische Expertise erfordern. Schon in der Planungsphase wird deutlich, dass ein ELTIF kein Standardprodukt ist. Die regulatorischen Anforderungen sind hoch: Neben der ELTIF-Verordnung selbst sind zusätzlich die Vorgaben der AIFMD (Alternative Investment Fund Managers Directive) einzuhalten.
Asset Manager müssen nicht nur eine geeignete Fondsstruktur entwerfen, sondern sich auch durch ein komplexes Zulassungsverfahren arbeiten, das in Deutschland über die BaFin läuft. Besonders anspruchsvoll ist dabei das Einhalten der Investitionsvorgaben: Mindestens 70 Prozent des Vermögens müssen in sogenannte qualifizierte langfristige Assets investiert werden – das schränkt die Flexibilität bei der Portfoliozusammensetzung im Vergleich zu anderen Fondsklassen erheblich ein.
Zusätzlich erschwert die Produktkonzeption für Privatanleger die Auflegung. Denn im Sinne des Verbraucherschutzes greifen bei ELTIFs besondere Schutzmechanismen wie Vermögensgrenzen, Beratungspflichten und Vorgaben zur Produktinformation. Die Abstimmung mit Vertriebspartnern – etwa Banken oder digitalen Plattformen – wird dadurch noch deutlich aufwendiger als bei klassischen Publikumsfonds.
ELTIFs sind regulatorisch komplex und im Betrieb arbeitsintensiv
Auch nach der Planungsphase bleibt ein ELTIF ein arbeitsintensives Produkt: Der Betrieb eines ELTIF erfordert ein robustes operatives Setup, das insbesondere im Bereich Liquiditätsmanagement, Bewertung und Kommunikation hohen Anforderungen gerecht werden muss. Die regulatorisch geforderte Rücknahmeinfrastruktur ist bei den für ELTIF vorgesehenen illiquiden Assets komplex, besonders im Kontext semi-liquider Strukturen unter ELTIF 2.0.
Gleichzeitig steigen in der Finanzindustrie aber insgesamt die Erwartungen an transparentes, regelmäßiges Reporting – sowohl gegenüber der Aufsicht als auch gegenüber Anlegern. Die Bewertung langfristiger, nicht handelbarer Vermögenswerte wie Infrastruktur oder Private Equity bleibt herausfordernd und erschwert eine verlässliche Ermittlung des Nettoinventarwertes (Net Asset Value, NAV).
Ein weiterer Aspekt bei ELTIFs: Im Vergleich zu ETFs sind die Kosten höher – das belastet im Retail-Segment die Wettbewerbsfähigkeit.
Hohe Kosten, intensives Reporting: viele Herausforderungen in der Wertschöpfungskette von ELTIFs
Trotz der regulatorischen Öffnung bringt ELTIF 2.0 erhebliche operative Anforderungen mit sich – insbesondere im Liquiditäts-, Bewertungs- und Berichtswesen. Fondsanbieter müssen Rücknahmefenster klar strukturieren, ein belastbares Liquiditätsmanagement mit Stresstests und Cashflow-Prognosen etablieren sowie Mindestquoten für liquide Assets einhalten.
Die regelmäßige Bewertung illiquider Vermögenswerte wie Infrastruktur oder Private Equity ist aufwendig, oft nur mit externen Gutachtern möglich und treibt die Betriebskosten in die Höhe.
Auch das Reporting stellt hohe Anforderungen an Asset Manager: Neben umfangreichen regulatorischen Vorgaben (etwa aus der EU-Offenlegungsverordnung SFDR oder aus der AIFMD) müssen komplexe Inhalte für Anleger verständlich aufbereitet werden – oft mit spezialisierten IT-Systemen oder sogar manueller Nachbearbeitung. Die Folgen davon sind höhere Verwaltungsgebühren und geringere Skaleneffekte im Vergleich zu Standardprodukten wie ETFs.
Zudem leidet der Vertrieb unter dem schwierigen Image illiquider Anlagen: Privatmarktanlagen werden in der Öffentlichkeit nach wie vor eher kritisch gesehen werden, was den Vertrieb an Privatanleger erschwert. Gerade Private Equity gilt vielen Kleinanlegern als intransparent und risikobehaftet. Negative Medienberichte zum Beispiel über Immobilienfonds oder andere Privatmarktprodukte erschweren zusätzlich die Kommunikation.
ELTIF 2.0 – Ein Schritt in die richtige Richtung
ELTIFs sind unter dem Regime der neuen Regeln (ELTIF 2.0) ein vielversprechendes Instrument, um Europas Finanzmarkt nachhaltiger, diversifizierter und widerstandsfähiger zu gestalten. ELTIF 2.0 schafft attraktive Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen in Zukunftsbereiche wie Infrastruktur, Innovation und nachhaltige Unternehmen.
Durch den Wegfall der Mindestanlagesumme, ein erweitertes Anlagespektrum und verbesserte Liquiditätsmechanismen öffnet sich das Produkt auch für private Anleger und bietet Unternehmen zugleich eine alternative Finanzierungsquelle – über klassische Private-Equity-Kanäle hinaus.
Gleichzeitig bringt die Reform neue Anforderungen für Fondsanbieter mit sich. Die Auflage und Verwaltung eines ELTIFs bleibt komplex und setzt fundierte regulatorische Kenntnisse sowie ein effizientes Liquiditätsmanagement voraus – insbesondere angesichts der illiquiden Natur vieler Zielinvestments.
Deshalb schätzen wir ELTIF 2.0 als einen Schritt in die richtige Richtung ein, betrachten ELTIFs aber als eine Anlageklasse mit hohen Anforderungen, die nicht unbedacht Eingang in die Unternehmensstrategie finden sollte: Die Auflage solcher Fonds bedarf einer guten Planung und klarer Prozesse.