Zentrales Datenmanagement: Weg mit den Silos!

Transparenz und End-to-End-Prozesse steigern die Effizienz und senken die Kosten.

Wenn Banken und Versicherungen ihre Daten schlummern lassen – ob auf den eigenen Festplatten oder in der Cloud –, dann ist das in vielerlei Hinsicht verschenktes Potenzial. Schon lange zeigen große Tech-Konzerne und kleine Start-ups, dass Daten heute der Kern des Unternehmens sind. Sie bieten nicht nur die Chance auf Effizienzgewinne und Kostenreduktion im bestehenden Geschäft, sondern können auch die Basis ganz neuer Geschäftsmodelle sein.

Was ihre Daten anbetrifft, haben viele Finanzinstitute ein Grundproblem: über Jahrzehnte historisch gewachsene Silos und Strukturen. Verteilt über die gesamte Organisation existieren unterschiedlichste Datenquellen, die aus verschiedensten Interessen genutzt werden. Zwar haben viele in den vergangenen Jahren begonnen, den Wildwuchs zu bereinigen. Doch ist das weniger der Einsicht in die damit verbundenen Vorteile geschuldet als den regulatorischen Anforderungen. Der Druck auf Banken hat mit den zahlreichen aufsichtlichen Anforderungen, zum Beispiel an die Risikodatenaggregation und Risikoberichterstattung, deutlich zugenommen – ein Ende ist nicht absehbar. Heute spielen Daten und ihre Dokumentation, Verarbeitung und Nutzung in nahezu allen aufsichtsrechtlichen Neuerungen eine Rolle.

Regulatorischer Druck auf Banken wächst

Die Zahl der neuen regulatorischen Anforderungen ist seit der Finanzkrise kontinuierlich hoch. Sie betreffen nahezu die gesamte Organisation – von den kundennahen, geschäftsinitiierenden Einheiten bis hin zur Banksteuerung. Allein die Umsetzung ist eine kräftezehrende Aufgabe. Parallel müssen sich die Banken mit einer weiteren, nicht minder herausfordernden Entwicklung befassen: dem Umbau ihrer IT- und Datenarchitektur, um die eigene Geschwindigkeit zu erhöhen und Kosten zu senken.

Dabei führen sie Cloud-Lösungen ein, verschlanken ihre IT-Architekturen und -Prozesse, lösen alte Anwendungen ab und gliedern monolithische Rechenkerne in verteilte Funktionen auf. Dass neben diesen Entwicklungen auch die parallel anfallenden regulatorischen Anforderungen weiter zu beachten sind, vereinfacht die Aufgabe nicht. Zeitgemäße Datenspeicherung und -auswertung stehen regulatorischen Transparenz- und Dokumentationsanforderungen in gewisser Weise konträr gegenüber.

Datenmanagement zentral ansiedeln und Änderungen übergreifend angehen

In vielen Instituten werden beim Datenmanagement parallele Entwicklungen aus unterschiedlichen Motivationen vorangetrieben und oft nicht zusammengeführt. Regulatorische Vorschriften werden aufgrund verteilter Zuständigkeiten im Unternehmen oft separat betrachtet und umgesetzt. Dass sie sich in ihren Auswirkungen auf das Datenmanagement teils überschneiden, ist eine Ineffizienz, die sich Banken in Zeiten knapper Ressourcen und wachsender Konkurrenz nicht leisten sollten.

Besser wäre es, die geforderten Änderungen einmal übergreifend anzugehen, anstatt an den vielen verschiedenen Datensilos im Unternehmen kleine Anpassungen vorzunehmen. Für die Banken ist es deshalb ein wichtiger Schritt, das Thema Datenmanagement zentral anzusiedeln und Cloud-Lösungen sowie Migrationsprojekte gleich damit zu verbinden.

Zentrales Datenmanagement ist für Banken kein Selbstzweck

Für eine zentrale Herangehensweise spricht auch die Erwartung der Aufsicht, ihre Anforderungen in einem durchgehenden Prozess umzusetzen, also End-to-End. Abgesehen davon ist das Datenmanagement in einer Bank kein Selbstzweck. Ein Beispiel für eine zukünftig verpflichtende Anwendung ist die Kalkulation der Umwelt- (Environmental-), Sozial- (Social-) und Governance-Risiken, kurz ESG-Risiken. Die Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltzerstörung sowie die damit verbundenen Nachhaltigkeitsziele der UN werden künftig in die Risikobetrachtung der Banken miteinfließen müssen.

Um diese Anforderungen umzusetzen, müssen Daten schnell und flexibel verfügbar sein. Die Banken brauchen Transparenz darüber, wo ihre Daten liegen, welche Qualität sie haben, wer für sie verantwortlich ist und wie schnell sie in einem Reporting dargestellt werden können. Dies ist nur ein Beispiel für den konkreten Nutzen eines guten Datenmanagements, jede Ad-hoc-Abfrage der Bankenaufsicht ist ein weiteres.

Hürden für ein zentrales Datenmanagement

Der eigentliche Sinn eines guten, zentralen Datenmanagements ist, Reportings schnell und in guter Qualität zu erstellen. Dass viele Banken dazu noch nicht in der Lage sind, liegt an dem großen Aufwand, der dazu einmalig nötig ist. Der große Kostenblock wirkt abschreckend, während einzeln verteilte Anpassungsarbeiten günstiger scheinen.

Eine weitere Hürde für ein zentrales Datenmanagement ist die oft ungeklärte Frage der Zuständigkeit. Die Bereitschaft, Verantwortung für übergreifende Themen zu übernehmen und die dafür erforderlichen Ressourcen in der Organisation einzufordern, ist erfahrungsgemäß gering.

Zudem sorgt der hohe regulatorische Druck dafür, dass Änderungen am Datenmanagement oft in den Bereichen Finance und Risk umgesetzt werden. Im Sinne eines übergreifenden Datenmanagements wäre es aber sinnvoll, dieses Projekt in einer zentralen Organisationseinheit anzusiedeln, idealerweise mit einer oder einem starken Chief Data Officer (CDO) an der Spitze.

Datentransparenz als größter Vorteil

Die größte Chance des zentralen Datenmanagements liegt in der Transparenz. Wer Fragen nach Lokalisierung, Bedeutung, Qualität und Verfügbarkeit von Daten schnell und einfach beantworten kann, hat die Chance, Projekte in Zukunft schlanker und effizienter zu machen. Denn mit diesen Fragen beginnt nahezu jedes Projekt. Der initiale Aufwand für neue Projekte kann mit einem vernünftigen Datenmanagement deutlich reduziert werden.

Eine weitere Chance liegt darin, Prozesse zu verschlanken, indem Datenflüsse und Datenverarbeitung vereinheitlicht werden. Im Idealfall können ganze Anwendungen aus dem Prozess entfernt werden. Damit verbunden ist auch ein Zuwachs an Geschwindigkeit, die in Zeiten hoher Erwartungen der Kundschaft und starker Konkurrenz entscheidend sein kann. Auch führt ein gutes zentrales Datenmanagement zu einem Erkenntnisgewinn im Unternehmen, der entscheidende Impulse für Managemententscheidungen geben kann. Jedes Vorstandsreporting ist nur so gut, wie Qualität und Umfang der Daten, auf denen es basiert.

Können durch mehr Transparenz und mehr Flexibilität neue Daten miteinander kombiniert werden, führt das möglicherweise zu ganz neuen Einsichten, aus denen sich frische Steuerungsimpulse ergeben. Schließlich ermöglicht ein zentrales Datenmanagement auch neue Geschäftschancen. Das wird insbesondere am „End-to-End“-Gedanken deutlich. Nur wer beispielsweise weiß, welche Daten beim Kundenkontakt erhoben werden müssen, damit sich daraus später aussagekräftige Einsichten ergeben, hat das Thema Datenmanagement richtig verstanden.

Wie Banken die Transformation angehen sollten

Am Beginn einer Transformation in diese Richtung steht die Erkenntnis, Datenmanagement als zentrales Thema zu betrachten. Es braucht einen klaren Auftrag und verfügbare Ressourcen, um das Projekt anzugehen. Dabei sollten Banken nicht übersehen, dass das zentrale Datenmanagement auch ein grundsätzlich neues Denken im Unternehmen erfordert.

Es gilt, das historisch gewachsene Silodenken aufzubrechen und für das nötige Verständnis für einheitliche „End-to-End“-Prozesse zu sorgen. Damit ist es auch ein kulturelles Thema, das den Mitarbeitenden vermittelt werden muss. Sowohl ihr Handeln als auch das der Führungskräfte sollte sich nicht darauf fokussieren, was für den einzelnen Bereich wichtig erscheint. Entscheidend beim Datenmanagement muss sein, was aus Sicht der gesamten Organisation sinnvoll ist.

 

Cloud-Monitor 2021: Financial Services

Unsere Studie zu Entwicklungen bei der Cloud-Nutzung in der Finanzbranche, u.a. mit diesen Themen: Wie groß ist die Akzeptanz der Cloud bei Finanzdienstleistern schon? Auf welche Wolke setzen sie (Public- oder Private-Cloud)? Warum werden spezialisierte Digital- oder Cloud-Teams benötigt?

Studie herunterladen
Weiterlesen

Daten

Thema vertiefen

Daten

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten Finanzinstitute im Wesentlichen mit einem: Daten. Sei es zur Umsetzung regulatorischer Anforderungen, zur Steigerung der Effizienz oder zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Ohne Daten ist ein erfolgreiches Steuern und Agieren von Organisationen im Finanzsektor nicht mehr denkbar – und das gilt in Zukunft umso mehr.

Denn Daten tragen durch schnellere, verlässlichere, konsistentere und transparentere Informationen zu besseren Entscheidungen bei. Aus ihnen lassen sich Hinweise für die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen, Produkten und Services sowie der Kundenansprache generieren. Sie bilden die Grundlage für die Optimierung und Automatisierung von Prozessen. Sie erleichtern neue Kooperationen und den Austausch mit anderen Marktteilnehmern und Branchen. Und sie unterstützen bei der Identifikation und dem Management von Risiken, der Einhaltung von Vorschriften, der Erstellung von Berichten und vielem mehr.

Thema vertiefen