Das Bitcoin-Wunder

Das Bitcoin-Wunder

Kryptowährungen gehört die Zukunft. Daran ändert auch der Fork nichts.

Am ersten August geschah ein vermeintliches Wunder. Viele Bitcoin-Nutzer hatten plötzlich nicht mehr nur Bitcoin auf dem Konto sondern zusätzlich, ohne eigenes Zutun, Bitcoin Cash. Wer zwei Bitcoin hatte, besaß nun zwei Bitcoin und zwei Bitcoin Cash. Bitcoin Cash war und ist zwar viel weniger wert als der klassische Bitcoin, trotzdem handelte es sich um eine fast wundersame Geldvermehrung. Doch mit Bitcoin Cash kamen auch die Fragen.

Was bedeutet Bitcoin Cash für Bitcoin? Wird Bitcoin Cash ihm gefährlich? Wie geht es generell weiter mit Kryptowährungen? Kann so ein Fork – eine Abspaltung von Bitcoin – immer wieder passieren?

Der Reihe nach.

Bitcoin Cash wird verschwinden

Mit dem Bitcoin und der Blockchain als zugrundeliegender Technologie lassen sich nicht mehr nur Informationen, sondern auch Werte übers Internet transportieren. Der Bitcoin hat sich zur wichtigsten Kryptowährung entwickelt. Heute ist er Internetwährung, Anlageobjekt und in Japan sogar schon legales Zahlungsmittel.

Der Erfolg schuf Probleme. Bitcoin wurde so stark genutzt, dass sich Bitcoin-Transaktionen verlangsamten. Über die Frage, wie man sie beschleunigt, stritten sich die Entwickler bis zum Fork ­– Bitcoin Cash spaltete sich von Bitcoin ab.

Die Bitcoin-Vertreter wollen zunächst die technischen Codes verbessern, danach die Blöcke der Blockchain von einem auf zwei Megabyte vergrößern und innerhalb der Blöcke eine Kompression verwenden. Die Bitcoin-Cash-Vertreter wollen den technischen Zwischenschritt auslassen und die Blöcke direkt von einem auf acht Megabyte vergrößern. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Glaubensfrage, was besser ist. Sie wird nicht von Institutionen beantwortet – wie Banken oder Zentralbanken – sondern von denen, die Bitcoin oder Bitcoin Cash handeln und herstellen („minen“).

Offensichtlich bevorzugt die Mehrheit von ihnen Bitcoin. Sein Wert ist nach der Einführung von Bitcoin Cash auf ein All-Time-High geklettert. Ich vermute, er wird weiter steigen. Der Wert von Bitcoin Cash hingegen hat sich bislang volatil entwickelt. Möglicherweise legt er mittelfristig zu. Allerdings verfügt Bitcoin Cash über kein Ecosystem, hat keine Börse, keine Akzeptanzstellen und nur wenige Unterstützer in der Community. Somit ist Bitcoin Cash ein reines Spekulationsobjekt und wird langfristig, denke ich, untergehen – wie viele andere Kryptowährungen auch.

Killt Bitcoin den Euro?

Die Kryptowährungen, die überleben, werden an Bedeutung gewinnen. Ich halte es für möglich, dass es die erfolgreichste eines Tages bis zur Weltreservewährung bringen wird. Damit wäre sie wichtiger als der Euro. Bitcoin könnte diese Währung werden, hat allerdings starke Mitbewerber: Im Juni war Ethereum kurz davor, Bitcoin zu überholen. Es kann also noch viel passieren, und auch, wenn ich optimistisch bin, was die Aussichten von Kryptowährungen angeht, würde ich sie nicht als Geldanlage für die breite Masse empfehlen. Sie sind hochspekulativ.

Und bevor eine von ihnen zur Reservewährung wird, müssen noch einige Aspekte bedacht werden: zum Beispiel Sicherheit (Schutz vor Hackerangriffen) und Energieverbrauch (Bitcoin-Mining verbraucht enorm viel Strom). Forks aber gefährden meiner Meinung nach die Zukunft von Kryptowährungen nicht. Auch, wenn sie natürlich immer wieder vorkommen können, sind sie weder Grund zur Beunruhigung noch Wunder.

Sein Wunder – kein blaues, sondern ein digitales – wird in nicht allzu ferner Zukunft der Euro erleben.