Antragsdauer: So lässt sich im Verfahren Tempo aufnehmen
Die Dauer des Zulassungsverfahrens für eine Banklizenz liegt in der Regel zwischen 12 und 18 Monaten. Ausschlaggebend für den konkreten Zeitraum sind sowohl die Qualität und die Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen als auch die Komplexität des Geschäftsmodells.
Erfolgskritisch sind insbesondere eine sorgfältige und umfassende Vorbereitung der Antragsdokumente und eine frühzeitige und transparente Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden. Unvollständige oder unplausible Angaben führen regelmäßig zu Nachfragen und verlängern den Prozess erheblich. Mit Wissen und guter Vorbereitung lässt sich das Verfahren also in der Regel beschleunigen.
Alternative Geschäftsmodelle zur Beantragung einer Banklizenz
Die Entscheidung für eine Banklizenz sollte sorgfältig gegen alternative Modelle abgewogen werden. Zwar bietet eine eigene Banklizenz maximale Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette und eröffnet die Möglichkeit, innovative Produkte unabhängig von Drittanbietern zu entwickeln. Die Banklizenz ist aber auch mit erheblichen Aufwendungen zur Sicherstellung regulatorischer Compliance verbunden.
Gerade für kleinere Unternehmen gibt es auch andere Wege, die weniger aufwendig sind und schneller gehen:
- Banking-as-a-Service (BaaS): Das BaaS-Modell ermöglicht den wohl schnellsten Markteintritt ohne eigene Banklizenz. Unternehmen können Bankprodukte mit eigenem Frontend anbieten, während ein regulierter Partner die aufsichtsrechtlichen Anforderungen übernimmt. Die Vorteile liegen in geringen Anlaufkosten, der schnellen Implementierung und den lediglich indirekten regulatorischen Pflichten.
js
Als Nachteile stehen dem gegenüber: die eingeschränkte Kontrolle über die Produktausgestaltung, eine hohe Abhängigkeit vom Dienstleister sowie variable Kosten, die mit zunehmendem Geschäftsvolumen überproportional steigen können. Außerdem werden die Kundinnen und Kunden im Modell auch zu Kundinnen und Kunden der Partnerbank, was die direkte Kundenbeziehung schwächt.
qq - Gründung eines E-Geld-Instituts: E-Geld-Institute stellen einen Mittelweg zwischen BaaS und Banklizenz dar. E-Geld-Institute können eigene Konten und Zahlungsdienste anbieten, benötigen dafür aber deutlich weniger Eigenkapital (ab 350.000 Euro) und unterliegen vereinfachten regulatorischen Anforderungen.
a
Zudem können sie eigene Bankkontonummern (IBANs) vergeben und direkten Zugang zu bestimmten Zahlungssystemen erhalten. Der Zugang zu Zentralbankkonten oder EZB-Tender-Programmen ist allerdings ausgeschlossen. Klassische Bankgeschäfte wie die Kreditvergabe oder einlagenbasierte Produkte mit Einlagensicherung erfordern zusätzlich einen BaaS-Partner.
ss - Kauf einer Bank: Der Erwerb einer bereits lizenzierten Bank kann eine Alternative zum Neugründungsprozess darstellen. Vorhandene Strukturen und Lizenzen lassen sich nutzen, allerdings müssen wesentliche Änderungen am Geschäftsmodell erneut genehmigt werden (sogenannte Änderungsanzeige).
a
Hinzu kommen typischerweise erhebliche Transformationsaufwände sowie potenzielle Altlasten. Der Hauptvorteil liegt in der sofortigen Verfügbarkeit einer Banklizenz, jedoch auf Kosten einer geringeren Flexibilität bei der strategischen Geschäftsausrichtung.
Banklizenz ja oder nein: Die ersten Schritte für Antragsteller
Unternehmen, die Finanzdienstleistungen anbieten wollen, sollten im ersten Schritt eine Machbarkeitsanalyse vornehmen. Ihr Ziel ist im besten Fall aber keine Entscheidung für oder gegen eine Lizenz, sondern ein belastbarer Fahrplan, der die wichtigen Anfangsfragen klärt: Welche Leistungen sind wirklich lizenzrelevant, welche Kompetenzen werden intern aufgebaut, welche sollen bewusst durch externe Unterstützung abgedeckt werden?
Wie verändern Stress-Szenarien den Kapitalbedarf, und welche Abhängigkeiten entstehen im Betrieb? Und erst ein umfangreicher Blick auf das geplante Geschäftsmodell, die Governance und die IT schafft die Voraussetzung dafür, dass eine Zulassung – sofern machbar – nicht der Endpunkt eines Antragsverfahrens, sondern der Startpunkt eines tragfähigen Bankbetriebs ist.
Dieser Text ist unter Mitwirkung von Kilian Verweyen entstanden.