Mit Design-Thinking die Risikokultur in Finanzunternehmen weiterentwickeln

Mit Design-Thinking die Risikokultur in Finanzunternehmen weiterentwickeln

Erkenntnisse aus der Projektarbeit: So gelingt nachhaltige kulturelle Veränderung.

Keyfacts:

  • Um die vielfältigen Risiken für das Geschäft zu steuern und zu mindern, wird eine intakte Risikokultur für Finanzunternehmen zunehmend zu einem Erfolgsfaktor.
  • Mit Hilfe der Design-Thinking-Methode lässt sich die Risikokultur aktiv weiterentwickeln, denn sie unterstützt Teams dabei, Kulturfaktoren zu identifizieren und zu gestalten.
  • Kreativität und Kollaboration vereint mit strukturiertem Vorgehen auch bei der Wahl der passenden Maßnahmen – so gelingt nachhaltige Veränderung.

Wo Menschen zusammenarbeiten, entsteht Kultur. Sie umfasst Verhaltensregeln und -normen, die auf gemeinsamen Werten basieren. Sichtbar wird sie in Rollenverhalten und bestimmten Ausdrucksformen (zum Beispiel in Kommunikationsregeln oder Dokumentformaten). Kultur ist ein lebendiger Prozess, der sich ständig weiterentwickelt. Und deshalb ist Kultur nicht statisch – sie ist veränderbar.

Das ist eine gute Nachricht. Denn in Banken oder Versicherungen ist eine robuste Risikokultur von entscheidender Bedeutung: Sie fördert verantwortungsvolles Handeln und die Produktivität der Mitarbeitenden mit Blick auf die Risikosteuerung – und das auch dann, wenn gerade niemand hinsieht.

Eine effektive Risikosteuerung auch über die Risikokultur – das trägt den Finanzinstituten zum einen die Aufsicht auf. Zum anderen ist es natürlich in ihrem eigenen Interesse, Risiken für das Geschäft so wirksam und effizient wie möglich zu mindern – und dabei gleichzeitig flexibel zu bleiben.

Finanzinstitute sollten sich deshalb zwei grundlegende Fragen stellen: Was ist eine gute Zielrisikokultur für die Organisation? Und wie erreicht man sie? Niemand weiß das besser als die Mitarbeitenden des Instituts. Unser integrativer Ansatz hat sich auf dem Weg dorthin bewährt: Er verbindet ein strukturiertes, analytisches Vorgehen mit den explorativen Elementen des Design Thinkings und bezieht gezielt die relevanten Stakeholder ein. Das Ergebnis sind nicht nur tragfähige, praxisnahe Lösungen, sondern auch spürbar schnellere und effektivere Resultate.

Neues Denken für den Finanzsektor

Design Thinking kann mehr als nur kreative Prozesse fördern – es hilft Banken und Versicherern, komplexe Herausforderungen neu zu betrachten und nutzerzentriert zu lösen.

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Die Frage nach der Zielrisikokultur: Wo will ich hin?

Die Ausarbeitung der Zielrisikokultur ist die Grundlage für alles Weitere. Sie legt das Fundament für das Umsetzen von Maßnahmen, mit deren Hilfe die Kultur Schritt für Schritt weiterentwickelt wird.

Wir setzen dabei auf moderierte Design-Thinking-Workshops, in denen die Beteiligten selbst Kulturfaktoren herausarbeiten und ausgestalten. Design Thinking ist ein strukturierter Methodenansatz, der kreative Techniken nutzt, um Erfahrungen und Erwartungen systematisch in das Problemverständnis und die Entwicklung neuer Ideen und Lösungen einzubeziehen.

In einem Design-Thinking-Workshop zur Risikokultur identifizieren die Beteiligten sowohl Mängel und Fehler als auch Bedürfnisse und Potenziale. Da sie dabei, angeleitet durch die Moderation, Schuldzuweisungen oder unangemessene Sprache aussparen, entsteht eine produktive Atmosphäre des kreativen Aufbruchs – geleitet durch die Erkenntnis, dass die meisten relevanten Kulturfaktoren unmittelbar von den Beteiligten selbst gestaltet werden können.

Ausgangspunkt sind konkrete Beobachtungen der Teilnehmenden, etwa ihre fehlende Einbindung in Entscheidungsprozesse. Darüber hinaus identifizieren sie relevante Kulturaspekte und formulieren eigene Veränderungswünsche. Durch den Vergleich mit Erfahrungswerten aus ähnlichen Projekten können Teams gezielt Lücken erkennen und auf die angestrebte Zielkultur hinarbeiten.

Viele Potenziale werden – schon im Workshop – erkannt und langfristig genutzt. Beispielsweise profitieren Teams, die trotz aller operativen Herausforderungen produktiv bleiben, von starken Kulturfaktoren wie Zusammenarbeit, Vertrauen und Wertschätzung. Diese oft als weich oder soft bezeichneten Faktoren sind in der Regel unsichtbar, aber entscheidend für den nachhaltigen Erfolg.

Emerging Risks früh erkennen – und strategisch handeln

Neue Risiken erfordern neue Perspektiven: Das KPMG Paper zeigt, wie Unternehmen ihr Risikomanagement weiterentwickeln können – von Klimarisiken bis KI.

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Erfolgsmessung: Bin ich auf dem richtigen Weg?

Kultur ist nicht statisch, und der Weg zur Zielrisikokultur führt nicht immer geradeaus. Das kollaborative Arbeiten sollte daher mit dem Blick auf Messwerte und ihrer Analyse kombiniert werden.

So gelingt ein ganzheitlicher Blick auf die Ausprägung der Risikokultur im Institut und ermöglicht das Identifizieren von Schwerpunkten in der Weiterentwicklung. Unser Modell, das wir in der Begleitung unserer Kunden zugrunde legen, ist wissenschaftlich validiert und kombiniert Erkenntnisse aus der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften mit Praxiserfahrungen. Im Zentrum der Betrachtung und der Analyse stehen acht kulturelle Treiber.

Belohnung und Durchsetzung

Belohnung und Durchsetzung

Anreize für Mitarbeitende setzen, um risikobewusstes Verhalten zu fördern

Mut, Fehlverhalten zu melden

Mut, Fehlverhalten zu melden

Förderung konstruktiver Herausforderungen und 360-Grad-Feedbacks

Offenheit, vorhandene Dilemmata zu diskutieren

Offenheit, vorhandene Dilemmata zu diskutieren

Eine Atmosphäre schaffen, in der Mitarbeitende sich damit wohlfühlen, Probleme anzusprechen und zu diskutieren

Transparenz

Transparenz

Durchführung von Risikokultur-Assessments und Verfolgung der Fortschritte

Klarheit

Klarheit

Ständige und konsistente Kommunikation über Werte, Normen und erwartetes Verhalten

Vorbildfunktion

Vorbildfunktion

Förderung risikobewusster Verhaltensweisen durch die Führungsebene

Unterstützung der Mitarbeitenden

Unterstützung der Mitarbeitenden

Regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende in der First-Line-of-Defense, um ihre Entscheidungsprozesse in Bezug auf Risiken zu verbessern

Förderliches Umfeld

Förderliches Umfeld

Festlegung realistischer Ziele

Mit Fragebögen und Tiefeninterviews zu Analysen und Verbesserungsmaßnahmen

Um die Ausprägung der Risikokultur zu beschreiben, werden systematisch Mitarbeitende im gesamten Institut mit evidenzbasierten Fragebögen befragt und die Angaben mit Blick auf die kulturellen Treiber analysiert und ausgewertet. Ergänzt wird die Datenerfassung in der Breite durch detaillierte Einblicke in die Tiefe – mittels qualitativer, ebenfalls am Modell ausgerichteter Einzelinterviews.

Mit Beteiligten aus verschiedenen fachlichen Zusammenhängen und von möglichst allen Hierarchieebenen werden von speziell geschulten Mitarbeitenden strukturierte Interviews geführt. So können mögliche Problembereiche beleuchtet und Maßnahmen zur Verbesserung abgeleitet werden.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass das Einbinden externer Experten, insbesondere in den Interviews, die Offenheit unterstützt: Die befragten Personen können ohne Angst kreative und konstruktive Vorschläge machen. Durch Hinzunahme von Externen entsteht eine sichere Atmosphäre und die Beteiligten sind eher bereit, Bedenken zu äußern und ehrlicher über mögliche Missstände zu berichten.

Mit den Ergebnissen sollte sich auch die Vorstandsebene strukturiert auseinandersetzen. Dafür bedarf es eines aussagekräftigen Berichts, in dem die Ergebnisse gebündelt dargestellt, interpretiert und Handlungsoptionen aufgezeigt werden.

Das Ausarbeiten von Maßnahmen: Wie gelange ich ans Ziel?

Design Thinking führt auch als Methode für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Risikokultur zu überaus wirksamen Ergebnissen. Das bedeutet: Auch in der langfristigen kulturellen Entwicklung tragen kollaborative Workshops dazu bei, dass alle Beteiligten immer wieder aufgerüttelt und zur Reflektion angeregt werden. So können sie – ausgehend von den gemessenen Ergebnissen – weitere gemeinsame Schritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen Risikokultur unternehmen.

Gemeinsam erarbeiten die Beteiligten erste Lösungen in Form von Prototypen. Ergänzt werden sie durch von Experten eingebrachte Better-Practice-Beispiele. Im stark normativen Kontext des Risikomanagements sind diese Freiheitsgrade für alle Beteiligten wichtig, um Selbstwirksamkeit zu erleben. Und die kooperative Gestaltung und Umsetzung kultureller Maßnahmen stärkt das Risikobewusstsein des Einzelnen.

In der Praxis hat sich gezeigt, welche guten Ideen Organisationen auf kollaborativem Weg entwickeln können, die vor allem auch schnell umsetzbar sind oder zumindest einfach getestet werden können. Dass die Teilnehmenden dabei selbst Träger der Kultur sind, führt zu einer verhältnismäßig schnellen und wirksamen Veränderung, wenn sie durch entsprechende Maßnahmen flankiert wird.

Kreativität und Kollaboration vereint mit strukturiertem Vorgehen – der Weg zu nachhaltiger Veränderung

Banken und Versicherungen müssen eine Vielzahl von Risiken im Blick behalten, steuern und mindern. Für das aktive Gestalten einer Risikokultur ist aus unserer Sicht die Kombination von explorativen und analytischen Ansätzen entscheidend. Design Thinking bietet dafür einen kreativen und kollaborativen Rahmen.

Messung und Erfolgskontrolle gewährleistet ein modellhaftes, strukturiertes Vorgehen. Wer beides vereint, fördert die aktive Beteiligung aus den Teams heraus und legt die beste Grundlage für nachhaltige Veränderung, die über einen bloßen Projektzeitraum hinausreicht und echten Mehrwert stiftet.

Das sind die Vorteile einer starken Risikokultur: