Quo vadis, Corporate Banking? - These 7

Quo vadis, Corporate Banking? #7

Echtzeitzahlungen, die „Gleise“ für das Corporate Banking der Zukunft

Unsere Gesellschaft ist heute geprägt von digitalen Lösungen mit sich rasant verändernden Ausprägungen und Konvergenz von Technologien. Der „gefühlte“ digitale Reifegrad scheint für uns bereits sehr stark ausgeprägt zu sein, obwohl wir erst am Anfang einer Epoche der digitalen Weiterentwicklung stehen.

Echtzeit, die neue Normalität

Transparente, individuelle und schnelle Prozesse stehen im digitalen Zeitalter im Mittelpunkt unserer Erwartungen. „Echtzeit“ ist für diese Evolution dabei ein zentraler Katalysator für Produkte, Services und die unterliegenden Geschäftsmodelle. Der Zahlungsverkehr spielt im Corporate Banking in dieser Evolution dabei „mal wieder“ eine Vorreiterrolle für Banken, Unternehmen und Kunden.

Seit einigen Jahren beobachten wir am Markt bereits Aktivitäten zum Thema Echtzeitzahlungen, welche durch regulatorische Entwicklungen (u.a. in Europa SEPA Instant Payments) und neue Plattformen (u.a. New Payments Platform und Faster Payments) stark an Sichtbarkeit gewonnen haben und somit eine neue Normalität der Echtzeit schaffen. Zentrale Merkmale sind dabei jeweils eine 24/7-Verfügbarkeit der Infrastruktur, die Finalität der Zahlung in wenigen Sekunden sowie die Nutzung des ISO-20022-Formats (XML), welches seit Zeiten der SEPA-Umstellung ebenso vermehrt Einzug in das Corporate Banking hält.

Der Zahlvorgang ist ein schöner Effekt, allerdings nicht das Highlight des Wandels

Die Durchführung und Gutschrift einer Zahlung beim Empfänger in wenigen Sekunden ist ein schöner Effekt – „Warum hat dies so lange gebraucht?“ hören wir oft von Privat- und Corporate-Kunden –, allerdings auch nur ein Meilenstein der eigentlichen ‚Value Proposition‘ des Themas Echtzeitzahlungen. Das Highlight sind viel mehr die Use Cases, Entwicklungs- und schier unendlich anmutenden Kombinationsmöglichkeiten, die aus der Umsetzung von Infrastrukturen für die Abwicklung von Echtzeitzahlungen entstehen werden.

Die hierdurch entstehenden „Gleise“ für die Integration von Zahlungsströmen, Daten und die Schaffung effizienterer sowie innovativer Produkte und Services für Kunden, Unternehmen und Banken in Echtzeit sind das eigentliche Highlight der Entwicklung und Beginn einer tiefgreifenderen Transformation hin zu Echtzeit-Ökosystemen im Corporate Banking und darüber hinaus.

Für Banken ist dieser Wandel ein kostspieliges, allerdings auch zukunftsweisendes Investment in ihre Infrastruktur und Entwicklung von Produkten und Services für das Corporate Banking der Zukunft zur Sicherung ihrer Attraktivität im Wettbewerb.

Wir sehen für die Nutzenskalierung im Corporate Banking dabei bereits heute eine Vielzahl von Anwendungsfällen für die Nutzung der neuen „Echtzeit-Gleise“:

  1. Liquiditätsmanagement

Erhöhung Transparenz und Effizienz durch Finalität von Echtzeitzahlungen als Teil von Reconciliation-Prozessen (Accounts Payable/Receivables), Verwendung (End-to-End) von Echtzeitdaten mit höherer Qualität sowie die Verfügbarkeit von Echtzeit-Reportings.

  1. Working Capital Management

Optimierung von Order-to-cash- und Procure-to-pay-Prozessen. Effizienteres Cash-Forecasting- und Cash-Flow-Management durch Echtzeit-Daten und -Schnittstellen.

  1. Regulatorische Compliance

Erhöhte STP-Verarbeitung durch Echtzeit-Daten und Schnittstellen für Know-Your-Customer (KYC), Anti-Money- Laundering (AML) und Counter-Terrosim Financing (CTF) und generelle Sanktionsüberwachung.

Die Echtzeit-Normalität wird Katalysator für Innovation sein

Das Potential der Echtzeitzahlungen und der geschaffenen Infrastruktur zeigt sich am Beispiel der New Payments Platform (NPP) in Australien, welche durch KPMG in der Konzeptions- und Umsetzungsphase eng begleitet wurde.

Auf dem Fundament der Echtzeit-Infrastruktur entstehen in Zusammenarbeit mit Service Providern, Banken und Unternehmen spezifische Produkte und Services zur Erhöhung von Effizienz, Verbesserung des Kundenerlebnis und Erschließung neuer Geschäftspotenziale.

Beispiele dieser sogenannten Overlay-Services und deren Potenzial sind dabei:

  1. Optimierung Cash-Flow, Effizienz und Kundenerlebnis im Segment Utility-Anbieter durch Anwendung eines ‚Request-to-Pay‘-Verfahrens sowie Nutzung von E2E-Echtzeitdaten
  2. Prozessoptimierung der Altersvorsorge (betrieblich/privat) durch Entwicklung spezifischer Overlay-Services zur Vereinfachung des Ansparprozesses und dessen Verwaltung mit Hilfe einer „unique“ Zahlungs-ID des Sparers über alle Anbieter und Corporates hinweg

Der Regulator spielt in Australien zudem eine wichtige Rolle in der Skalierung der NPP und Weiterentwicklung der Overlay-Services, da dieser einen Rechtsrahmen zur Freigabe/Teilung von Daten nicht nur für das Banking-Segment (PSD II in Europa), sondern auch für Telekommunikations- und Utility-Anbieter erlassen hat. Dies ermöglicht die gezielte Kombination von Echtzeitzahlungen, Datenpunkten und Anwendungsfällen zur Verbesserung von Corporate- Banking-Prozessen sowie des Kundenerlebnisses (B2B, B2C und B2B2C).

Die New Payments Platform zeigt beispielhaft die Anwendungsbreite und denkbare Implikationen von Echtzeit-Infrastrukturen als Katalysator für Innovation im Corporate Banking auf. Banken haben als Teil dieser Transformation die einzigartige Möglichkeit, ihre Kundenbeziehung zu vertiefen und zielgerichtete und individuelle Lösungen in Zusammenarbeit mit ihren Corporate- Kunden zu entwickeln. Diese begleiten Banken weiterhin als Partner, Produkt- und Serviceanbieter, aber in Zukunft auch vermehrt als Technologie- und Plattformanbieter im Corporate Banking.

Pionier für diesen Weg ist einmal mehr der Zahlungsverkehr. Konkret die Echtzeitzahlung, welche den Beweis erbringt, dass 10 Sekunden (Initiierung und Settlement) eine Epoche der Echtzeit-Transformation im Corporate Banking prägen könnten.

Lesen Sie im weiteren Verlauf unserer Serie „Quo vadis, Corporate Banking?“, wie das Zusammenspiel zwischen Echtzeitzahlungen und Open Banking neue Ökosysteme im Corporate Banking schaffen wird.

Weitere Artikel aus der Serie „Quo vadis, Corporate Banking„:

Quo vadis, Corporate Banking? – These 1: Gebt dem Vertrieb mehr Zeit für Vertrieb!
Quo vadis, Corporate Banking? – These 2: „Der Kunde im Mittelpunkt“ – aber der liegt bei jedem Kunden woanders
Quo vadis, Corporate Banking? – These 3: Operations als strategischer Eckpfeiler für das Corporate Banking von morgen
Quo vadis, Corporate Banking? – These 4: So gelingt der Wandel in der neuen Normalität
Quo vadis, Corporate Banking? – These 5: Das Kundenportal ist tot – lang lebe das Kundenportal!
Quo vadis, Corporate Banking? – These 6: „Digital Corporate Credit“ – Onmi-E2E ist kein Bullshit-Bingo
Quo vadis, Corporate Banking? – These 8: Open Corporate Banking – die Chance auf den „Uber-Moment“ im Banking

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