So werden Banken auf dem NFT-Markt jetzt noch Vorreiter
Zweite Chance für Vorreiter
Warum nun ein günstiger Zeitpunkt ist, in den NFT-Markt einzutreten.
Keyfacts:
- Die Vorreiterrolle im Krypto- und NFT-Geschäft haben Banken & Co. in der Frühphase den Fintechs überlassen.
- Erste Marktanteile sind vergeben – doch Servicelücken und Regulatorik öffnen jetzt eine neue Tür.
- Banken haben nun die Chance, ihre Rolle im Markt zu finden und sich dem Geschäftsfeld zu nähern.
Auf den ersten Blick passen Natur und Kryptogeschäft nicht zusammen. Aber das alte Sprichwort „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ ließe sich wohl auf beide Bereiche anwenden. Es ist ein altbekannter Zusammenhang: Wo ein neuer Markt entsteht, kann die Vorreiterrolle nicht beliebig oft vergeben werden.
So verhält es sich auch beim Handel mit sogenannten Non-Fungible Token. Gamer, Kunsthändler oder Krypto-Nerds haben ihn bisher geprägt und enorm vorangetrieben. Das Ergebnis sind erstaunliche Wachstumszahlen: Lag das weltweite Handelsvolumen von NFTs im ersten Quartal 2021 noch bei rund zwei Milliarden US-Dollar, waren es im Frühjahr 2022 bereits ganze 16 Milliarden US-Dollar, wie das Branchenportal NonFungible.com berechnet hat. Das entspricht einem beeindruckenden Plus von 714 Prozent.
Banken und Co. haben sich im Markt bislang zurückgehalten
Eine Zahl, die Begehrlichkeiten weckt – gerade bei denen, die Finanzierungen bereitstellen, würde man meinen. Doch Banken und andere Finanzdienstleister halten sich bislang noch zurück. Dabei könnten gerade sie eine wichtige Funktion übernehmen und den Markt der Krypto-Assets auf die nächste Entwicklungsstufe heben. Erste Fintechs wollen NFTs auf dem deutschen Markt anbieten und dafür Kooperationen mit Größen der Musik- oder Kunstszene eingehen.
Solche Anwendungsfälle würden helfen, NFTs auch bei einer breiten Masse bekannt und attraktiv zu machen. Große Player wie Banken und Finanzunternehmen hätten mit ihrer Reichweite dabei einen erheblichen Einfluss. Und obwohl der Aufwand den Ertrag zunächst noch übersteigen dürfte, könnten mit NFTs langfristig signifikante Skaleneffekte erzielt werden.
Günstiger Zeitpunkt für einen Einstieg
Noch haben Vorreiter aus der Finanzindustrie eine Chance, ihre Rolle zu finden und sich Marktanteile zu sichern. Doch dafür ist es jetzt für sie an der Zeit, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Der Zeitpunkt ist günstig, schließlich ist der Markt durch die Anwender:innen schon bereitet – und die Finanzunternehmen können sich auf erste Learnings berufen.
So werden etwa aktuelle Probleme wie Kryptocrash oder Scam-Enthüllungen dafür sorgen, dass die Nutzer:innen achtsamer werden – nicht nur beim Bitcoin, sondern auch auf dem NFT-Markt. Anleger:innen werden Angebote genauer prüfen, ehe sie investieren. Wer jetzt erst in den Markt eintritt, kann sich gut darauf einstellen.
Servicelücken als Chance für die etablierten Player
Darüber hinaus bietet ein solch junger Markt auch noch erhebliche Servicelücken, die Banken oder Finanzdienstleister schließen können, zum Beispiel im administrativen Bereich. So könnten Geldhäuser und Dienstleister womöglich eine Art Verwalterrolle einnehmen, die es so noch nicht gibt. Aktuell werden die NFTs weitgehend dezentral gehandelt, beispielsweise über die Plattform OpenSea beziehungsweise unmittelbar Peer-to-Peer (P2P).
Dort landen die Tokens dann in einem privaten Wallet. An dieser Stelle könnten die Finanzdienstleister einsteigen und ihren Kunden einen Speicherplatz bieten – etwa in Form eines Multi Signature Wallets, das von der Bank oder dem Finanzdienstleister betrieben wird.
Banken können Sicherheit im Krypto- und NFT-Markt geben
Das ist mit einem Aktiendepot vergleichbar, das vor unautorisierten Zugriffen geschützt ist. Für Anwender:innen hat das viele Vorteile: Sie haben einen leichteren Zugriff, zentral bei der Bank oder dem Finanzdienstleister. Sie müssen nicht mehr in den Tiefen des Internets nach Wallet-Anbietern suchen, sondern nur noch bei ihrem Berater anklopfen. Und sie müssen sich nicht mehr in komplizierte Prozesse einarbeiten, die sie eventuell nicht bis ins letzte Detail verstehen. Eine Bank kann hier Sicherheit geben.
Sicherheit spielt auch im Bereich der Regulatorik eine große Rolle. Das ist ein weiteres Feld, das es im NFT-Markt kompetent zu besetzen gilt. Zwar gibt es in Deutschland bereits einen regulatorischen Rahmen – er ist aber längst nicht so eingängig und eindeutig wie gewünscht. So können NFTs durchaus als Finanzprodukte klassifiziert werden, müssten dafür aber anhand von entsprechenden Gesetzen geprüft und eingeordnet werden.
Fällt ein Token bei dieser Prüfung durch und kann nicht als Finanzprodukt klassifiziert werden, wird es für die Verbraucher:innen kompliziert. Es braucht einen geschulten Blick, um herauszufinden, wie mit der Regulierung umzugehen ist. Finanzdienstleister und Banken könnten helfen, diesen Blick einnehmen und für Kund:innen mehr Transparenz und Klarheit schaffen, welche Gesetze im Einzelfall gelten. Diese Vorreiterrolle ist bisher noch nicht vergeben.