Das Geld der Anderen

Warum Banken an der Digitalisierung scheitern könnten.

Hubert Strauß freut sich riesig: Gerade hat er sein erstes Sparbuch eröffnet. Von einem Bankangestellten hat er ein Heft bekommen, dass er in die Innentasche seiner braunen Cord-Jacke steckt, 100 Mark Guthaben stehen drin. Seine Freundin Hilde wird sich freuen. Es ist 1953.

Sie merken – im Bankenwesen hat sich in den abgelaufenen 70 Jahren richtig was getan. Die Digitalisierung hat die Branche erfasst, aber so richtig kommen die großen Häuser noch nicht in Tritt. Die letzte große Innovation geht beispielsweise auf die Einführung des Geldautomaten in den 1970er Jahre zurück.

Allerdings sind die Anforderungen heute ganz andere. Prozessautomatisierungen, Workflowmanagement und Co. werden oft in kleinen Projektgruppen oder ausgewählten Teams angegangen, aus dem Silo kommen diese Projekte jedoch zumeist nicht. Zudem findet Digitalisierung häufig im Frontend statt, die Abwicklung über die Core-Banking-Architektur bleibt dabei oft unverändert.

Dabei ist das Wesen einer Bank heute mehr als Konto, Karte und Kredit. Banken sind heute mehr als die Verwahrer des Geldes anderer. Die Gunst des Kunden gewinnen die, die in Sachen Service, Verfügbarkeit sowie Verständlichkeit mehr bieten können.

Um das zu verstehen, müssen sich Banken allerdings von alten Architekturen lösen oder diese so anpassen, dass Digitalisierungsbestrebungen effizient und umfassend umgesetzt werden können.

Das erfordert vom Management zum einen, dass es sich auf eine Gesamtstrategie für das Unternehmen beruft, um die die digitale Transformation zu meistern. Zum anderen müssen allerdings auch Personalentscheidungen getroffen und Zuständigkeiten festgelegt werden, damit Digitalisierung gelingen kann.

Denn umso kleinteiliger die Fragen großer Bankhäuser werden, desto mehr Expertenwissen müssen die unterschiedlichen Abteilungen bereithalten. Kann man sich in etwa dazu durchringen, Open API-Schnittstellen anzubieten, um Kooperationen mit Start-ups einfacher zu ermöglichen, wie können Transaktionen in Real-Time abgewickelt werden und verfügt der Kundenbetreuer in der Filiale über ein umfassendes Bild seiner Kunden, um diese optimal beraten zu können?

Sie sehen, Digitalisierung ist nicht nur eine technische Frage, sondern hat auch eine kulturelle Dimension.

Aus diesem Grund haben wir das Whitepaper „Core-Banking: Architektur zukunftssicher gestalten“ aufgelegt. Wir zeigen sechs Handlungsfelder auf, die in der Core-Banking-Architektur angegangen werden müssen, damit die digitale Transformation des Bankings gelingen kann.

Unter anderem sollten die Banken die Digitalisierung sämtlicher Informationen aus operativen Prozessen priorisieren und die Fähigkeiten für eine umfassende Analyse und Auswertung von strukturierten und unstrukturierten Daten in die Core-Banking-Architektur einbetten. Um knappe Ressourcen effektiver einsetzen zu können, lohnt es ferner, operative Prozesse konsequent über standardisierte Workflowmanagement-Systeme zu automatisieren und darüber zusätzlich die Prozesstransparenz zu erhöhen.

Die aufgezeigten Handlungsfelder sind nicht nur für das Privatkundengeschäft wesentlich, sondern auch für Firmenkunden und Geschäftskunden. Überall dort, wo Digitalisierung Wege verkürzt, Kommunikation vereinfacht oder Ressourcen schont, schafft sie künftig Mehrwert. Für die Unternehmen und das Geld der anderen.

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